Die Vorwürfe wegen mangelnder Diversität im Asset Management werden immer lauter. Eine neue Studie zeigt nun, dass auch der Schweizer Fondsbranche die weiblichen Vorbilder an der Spitze fehlen.
Bei Blackrock herrsche eine Firmenkultur, die auf Rassismus, Islamophobie, Frauenfeindlichkeit und sexueller Diskriminierung aufbaue: Das werfen Ex-Mitarbeitende der weltgrössten Fondsfirma Blackrock vor, und sorgen mit ihrer Kritik für Schlagzeilen. Larry Fink, Chef und Mitgründer des amerikanischen Asset Managers, wandte sich schliesslich mit einem Brief ans Personal und gab eine externe Untersuchung der Vorwürfe in Auftrag, wie auch finews.ch berichtete.
Allerdings muss sich nicht nur die Marktführerin Mangel an Diversität vorwerfen lassen. Wie eine neue Studie der internationalen Beratungsfirma Heidrich & Struggles zum Ausdruck bringt, fehlt es der gesamten Branche an weiblichen Vorbildern an der Spitze, die Talente nachziehen und die Fackel für mehr Diversität voraustragen.
Statische Geschlechterverteilung
Gerade aus Sicht von Frauen und Minderheiten sind Mentor-Systeme besonders wichtig für den Verbleib und Aufstieg beim Arbeitgeber, wie der Berater festhalten.
Allerdings ist die Vertretung von Frauen im Asset Management an einem sehr kleinen Ort. Zeitreihen zum Job des Fondsmanagers zeigen, dass der Frauenanteil über die letzten 20 Jahre bei 14 Prozent nahezu statisch geblieben ist. An der Spitze von Asset-Management-Firmen sieht es nur wenig besser aus: Laut der Erhebung von Heidrick & Struggles beträgt der Anteil von Frauen bei den 50 grössten Anbietern weltweit bei 20 Prozent. Davon entfällt ein Drittel auf Verwaltungsrätinnen, die zumeist nicht operativ im Unternehmen tätig sind.
Eine Handvoll Pionierinnen
Wie die Studie weiter enthüllt, sind die Chefinnen in der Schweiz besonders dünn gesät – was aber wohl auch mit dem Boutiquen-Charakter des Asset Management und den damit meist kleineren Akteuren in der Schweiz zu tun haben dürften. Ihr Anteil an der Firmenführung liegt bei 3 Prozent, gleichauf mit Singapur, aber hinter Deutschland (4 Prozent), Grossbritannien mit 19 und den USA mit 48 Prozent.
Natürlich gibt es auch hierzulande die Ausnahmen von der Regel. Sinnigerweise wird Blackrock Schweiz mit Mirjam Staub Bisang von einer Frau geführt, eine hiesige Veteranin des Metiers ist Unigestion-Chefin Fiona Frick. Zu nennen sind auch Asteria-Chefin und GAM-Verwaltungsrätin Katia Coudray sowie die viel beachtete Hedgefonds-Managerin Leda Braga von Systematica in Genf. Bei der UBS leitet Suni Harford das Asset Management.
Operative Erfahrung entscheidend
Frauen mit direkter Verantwortung für Gewinne und Verluste (P&L) sind aber eine Seltenheit im Asset Management. Die am meisten verbreitete weibliche Führungsrolle ist jene der Verwaltungsrätin, gefolgt von der Personalchefin (siehe Grafik unten). Unter den CEO der 50 führenden Fondsfirmen finden sich nur 3 Prozent Frauen; die meisten jener Chefinnen haben dabei nicht etwa im HR oder dem Marketing Karriere gemacht, sondern im General Management, dem Finanzwesen oder der Fondsverwaltung selber.
Dass der internen Karriereleiter von Frauen im Asset Management Stufen fehlen, zeigt laut der Beratungsfirma auch der Umstand, dass 58 Prozent der weiblichen Führungspositionen bei Fondsfirmen extern besetzt worden sind. Offensichtlich kommen Frauen in der Fondsbranche eher nach oben, wenn sie die Stelle wechseln.
Sponsoren gesucht
Das dies für die Firmen ein Verlustgeschäft ist, liegt auf der Hand – entsprechend rät Heidrick & Struggles, den Talentpool besser und mit einem längeren Zeithorizont zu bewirtschaften.
Vorläufig kommt die Branche dabei um feste Ziele bezüglich Diversität und Integration beim Personal nicht herum. Laut den Beratern braucht es für die Förderung von Frauenkarrieren allerdings nicht nur Vorgaben und Mentoren, sondern auch so genannte Sponsoren: Vorgesetzte die einem im richtigen Moment den Weg ebnen. Diesbezüglich sind wohl auch die Frauen, die es in der Branche schon an die Spitze geschafft haben, gefordert.