Die Wirtschaftsvertreter sprechen von einem Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt: Mobiles Arbeiten, Homeoffice oder Remote Working seien die Zukunft. Eine Umfrage von Comparis zeigt nun: Das wollen und dürfen längst nicht alle Arbeitnehmer.
Der Internetvergleichsdienst Comparis hat in einer repräsentativen Umfrage unter Schweizer Arbeitnehmenden festgestellt: Die vom Bund verordnete Homeoffice-Pflicht als Massnahme zur Bekämpfung der CoronaPandemie hat die Heimarbeit nur leicht ansteigen lassen. Aktuell arbeite nur die Hälfte aller Erwerbstätigen mehr als einen halben Tag pro Woche zuhause, hiess es in einer Mitteilung von Comparis am Montag.
Das seien knapp 9 Prozentpunkte mehr als 2019. «Einen nachhaltigen Homeoffice-Boom sehe ich deshalb nicht», sagt Comparis-Immobilienexperte Frédéric Papp. Trotz der Homeoffice-Pflicht arbeiten derzeit nur 50,9 Prozent der Erwerbstätigen mehr als einen halben Tag pro Woche zuhause. Der Anteil der Erwerbstätigen, die mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit daheim verbringen, sei nur um 16 Prozentpunkte angestiegen (37,3 gegenüber 21,4 Prozent).
Das gilt für alle Sprachregionen. Der Anteil der zu Arbeitszwecken zurückgelegten Mobilität ist trotz Homeoffice-Pflicht deutlich höher als während des ersten Lockdowns ohne Homeoffice-Pflicht.
Lohn- und Geschlechtergraben bei der Homeoffice-Pflicht
Gar nicht im Homeoffice arbeiten derzeit 45,9 Prozent der Befragten. Dieser Anteil ist nur wenig kleiner als vor der Corona-Pandemie mit 51,6 Prozent.
Ein klarer Graben zeigt sich laut Comparis bei der aktuellen Homeoffice-Pflicht bezüglich sozioökonomischer Faktoren. Der Anteil der aktuell 90 bis 100 Prozent Homeoffice-Arbeitenden ist signifikant höher bei Personen mit hoher Bildung im Vergleich zu Personen mit niedrigem und mittlerem Bildungsgrad (26 Prozent gegenüber 10,5 Prozent).
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Einkommen: Personen mit einem Brutto-Haushaltseinkommen von über 8’000 Franken arbeiten eher zu 90 Prozent oder mehr von zuhause aus als Personen zwischen 4’000 und 8’000 Franken. Die Wohnverhältnisse wirken sich ebenfalls auf das zuhause Arbeiten aus. Der Anteil der Personen, die 90 bis 100 Prozent der Arbeitszeit daheim verrichten, ist bei Besitzenden von Wohneigentum deutlich höher als bei Mieterinnen und Mietern (24,8 vs. 16,6 Prozent).
Es zeigt sich auch ein Gender-Gap bei den Geschlechtern. Frauen arbeiten deutlich häufiger am Arbeitsplatz als Männer (40,4 vs. 51,9 Prozent). «Frauen arbeiten im Vergleich zu Männern eher in Teilzeit und in Berufen, die eine physische Präsenz erfordern», erklärt Papp.