Man braucht sich keinen Illusionen hinzugeben: 2021 macht so weiter, wie 2020 aufgehört hat. Speziell gefordert sind CEOs, schreibt Brigitte Kaps für finews.life: Sie müssen ihr Unternehmen durch unruhige Gewässer steuern, und dies vorwiegend digital. Fünf Tipps, wie dies gelingt.
Vor etwas über einem Jahr tauchte das Coronavirus ein erstes Mal in den internationalen Medien auf. Ein paar Wochen später wurde die Pandemie zum alles bestimmenden Thema. Noch nie haben sich unser Alltag und unsere Wirtschaft derart schnell und drastisch verändert wie 2020.
Die OECD geht zwar davon aus, dass das Ende der Lockdown-Massnahmen dank Impfstoffen absehbar ist – gleichzeitig warnt sie, dass die Erholung von den wirtschaftlichen Schäden nur langsam und fragmentiert vonstatten gehen wird. Das bedeutet, gerade für CEOs und im allgemeinen für Führungskräfte: Die Herausforderungen werden in den kommenden Monaten und Jahren nicht kleiner werden.
Brigitte Kaps
Das Gegenteil dürfte der Fall sein, denn auch bei wirtschaftlich unsicheren Aussichten wird von CEOs verlangt, Strategien für ein langfristiges und konsistentes Unternehmenswachstum zu entwickeln. Doch bei der Kommunikation dieser Pläne stellt sich dieser Tage eine spezielle Herausforderung: die physische Distanz.
Digitale Unternehmenskultur aufbauen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter per Videokonferenz auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören, ist eine Herkulesaufgabe. Dafür benötigen Führungskräfte noch mehr Empathie und Fingerspitzengefühl als sonst. Und es braucht vor allem die Bereitschaft, seinen Angestellten zuzuhören.
Wenn Vieles nur digital stattfindet, liegt es an der Führungsebene, die Unternehmenskultur zu erhalten und wenn möglich sogar zu stärken. Sie ist das psychologische und soziale Umfeld einer Organisation und drückt die ethischen Grundwerte, Verhaltensweisen und Überzeugungen einer Organisation aus. Die Unternehmenskultur bietet Mitarbeitern Orientierung und hat meist nicht nur atmosphärische Folgen, sondern auch betriebswirtschaftliche.
CEOs in der doppelten Isolation
Viele CEOs fühlen sich momentan doppelt isoliert. Auf eine gewisse Art waren sie es schon immer, weil sie letzten Endes allein verantwortlich sind für den Erfolg eines Unternehmens. Allfällige Zweifel, Ängste und Unsicherheiten hatten da schon immer wenig Platz.
Aufgrund der Corona-Pandemie sind CEOs zudem physisch isoliert. Sie haben massiv weniger Unterstützung, den riesigen Strom von Information zu verarbeiten und die richtigen Entscheide zu fällen. Dies führt zu psychischer Belastung und Stress, die sich wiederum negativ auf die Mitarbeitenden auswirken.
Um diesen Teufelskreis zu verhindern, sollten CEOs die nachfolgenden fünf Anforderungen erfüllen.
1. Einfühlungsvermögen
Indem sie Einfühlungsvermögen und Verständnis zeigen, können CEOs die Ängste der Mitarbeitenden erheblich reduzieren und ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Hilfreich ist ein Verständnis für die persönliche Lebenssituation des Angestellten – und entsprechende Flexibilität bezüglich Arbeitszeiten und -abläufe. So fühlen sie sich wahrgenommen und unterstützt.
2. Konsistenz
Regelmässige Kommunikation mit den Mitarbeitenden während des Lockdowns hilft, Ängste und Unsicherheiten abzubauen. Gute physische und psychische Gesundheit ist die zentrale Voraussetzung, dass sich Angestellte wohlfühlen und weiterentwickeln können.
3. Transparenz
Eine offene Kommunikation sorgt für ein gesundes Ökosystem, in dem Mitarbeitende sich trauen, ihre Ängste, Feedback und Vorschläge zu äussern. CEOs sollten proaktiv Informationen darüber bereitstellen, wie das Unternehmen mit der Krise umgeht, wie es um die finanzielle Gesundheit bestellt ist und welche Schritte unternommen werden, um das Wohlergehen der Belegschaft sicherzustellen. Dies fördert das Gefühl der Zugehörigkeit, erhöht die Loyalität und verringert die Fluktuationsrate.
4. Starker Fokus
Wenn sich die externen Umstände stark und schnell verändern, verschieben sich oft auch die Prioritäten. Dies birgt die Gefahr, dass einzelne Teams ihre Kräfte falsch einsetzen, Ineffizienz und Leerläufe sind die Folge. Hier liegt es am CEO, den Fokus wieder richtig zu setzen. Es braucht klar definierte Massnahmen und Methoden, mit denen Ergebnisse gemessen werden können.
5. Optimismus
In schwierigen Zeiten müssen CEO auch als Chief Crisis Officer agieren. Es bedeutet, Veränderungen mit von Empathie geprägten, starken Botschaften zu kommunizieren. Das heisst nicht, dass man die Dinge verherrlichen sollte. Auch wenn es nicht immer leicht fällt, ist es unerlässlich, dass CEOs in ihrer Kommunikation positiv und motiviert bleiben.
Gerade letzteres ist nur möglich, wenn es dem CEO, etwas salopp gesagt, gut geht. Sich um andere sorgen kann nur, wer zu sicher selber schaut. Dinge wie regelmässiges körperliches Training, gesunde Ernährung, also jene täglichen Routinen, die geistig und körperlich fit halten, sind unerlässlich. Vor allem in stressigen Zeiten, wie sie uns 2021 weiterhin bescheren wird.
Brigitte Kaps ist CEO und Gründerin der Firma Executive PR. Sie bringt fast 20 Jahre internationale Berufserfahrung in Führungspositionen bei Auslandsbanken (ABN Amro, GE, RBS) mit. Bevor sie sich 2015 selbständig machte, leitete sie als Mitglied der Geschäftsleitung die Unternehmenskommunikation der Cembra Money Bank (ehemals GE Money Bank).