Behörden kämpfen mit immer stärkeren Schutzmassnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Praktisch gänzlich vernachlässigt werden Anweisungen, das eigene Immunsystem zu stärken. Beispielsweise durch Schlaf.
Martin Schlott (Bild unten) ist der Schlaf-Coach unter den deutschen Top-Medizinern. Er bezeichnet sich selber als leidenschaftlichen Schläfer. Und als Mediziner tritt der im deutschen Bad Tölz tätige Schlott derzeit vermehrt auch in den Medien auf.
Dort erklärt er, dass es vor allem ein guter und gesunder Schlaf ist, der das Immunsystem stärker macht – und man sich darum besser gegen eine mögliche Erkrankung an Covid-19 schützen kann.
«Gerade jetzt zu Beginn der Erkältungs- und Grippezeit sowie natürlich wegen der Corona-Pandemie ist eine erholsame Nachtruhe enorm wichtig für die Stärkung des Immunsystems», sagte Schlott in einer kürzlich verschickten Medienmitteilung.
Medizinischer Common Sense
Angesichts der massiv steigenden Corona-Infektionen und zunehmenden Todesfällen ist es durchaus ein heikles Thema, den Schlaf als Hausmittel zu empfehlen, um sich so gegen eine Erkrankung zu wappnen.
Doch gleichzeitig ist die Erkenntnis auch medizinischer Common Sense: Erholsamer Schlaf ist ein enorm wichtiger Faktor für die Leistungsfähigkeit des menschlichen Immunsystems. Das belegen verschiedene Studien – Schlott zitiert etwa Michael Irwin vom Brain Research Institute in Los Angeles, wonach ausreichend Schlaf einen Effekt auf die Anzahl von Killerzellen im Blut von Menschen habe.
Wenig Schlaf reduziert Anzahl Killerzellen
Männliche Probanden, die nur vier Stunden schliefen, hatten 70 Prozent weniger Killerzellen im Blut als Männer, die acht Stunden schliefen. Killerzellen sind Teil des Immunsystems und greifen von Krankheitserregern befallene Zellen oder Krebszellen an, um sie auszulöschen – auch Bakterien und Viren.
Das Schlafhormon Melatonin spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in unserem Gesundheitshaushalt, weil es als sogenanntes Antioxidans Sauerstoff- und Stickstoffradikale bindet, so dass diese keine Zellen angreifen und schädigen können.
Abwehrzellen werden effizienter
Weniger gut erforscht ist die Auswirkung von Schlaf auf die Bildung von Antikörpern. Doch gibt es Studien in Bezug auf die Wirksamkeit von Grippeschutzimpfungen, die belegen, dass eine längere Schlafdauer eine Immunreaktion des Körpers verstärkt.
Solche Erkenntnisse seien auch im Zusammenhang mit Covid-19 wichtig, betont Schlott. Schlaf fördere die Effizienz von sogenannten T-Zellen, die sich im Fallen einer Infektion bilden. T-Zellen sind Abwehrzellen, die das Immungedächtnis bilden. Es sei daher in der Pandemie noch relevanter als sonst, auf einen guten Schlaf zu achten.
Keine Tipps vom BAG
Covid-19 ist zwar nicht offiziell als eine Erkrankung im Zusammenhang mit einem geschwächten Immunsystem definiert. Doch weisen die Behörden und Gesundheitsämter auf bestimmte Risikogruppen hin, die aufgrund von Prädispositionen oder Vorerkrankungen klar ein eher schwächeres Immunsystem aufweisen.
Allerdings wird bei den behördlichen Anweisungen für Schutzmassnahmen tunlichst auf Tipps und Hinweise verzichtet, das eigene Immunsystem zu stärken. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) scheint entsprechende Passagen offenbar gelöscht zu haben, in denen Empfehlungen wie gesundes Essen, frische Luft, Bewegung und genügend Schlaf enthalten waren, wie man sich im Alltag gegen eine Erkrankung schützen kann.
Ämter warnen vor längst bekannten Immunstimulanzien
Stattdessen gibt es Gesundheitsämter, die davor warnen, auf längst bewährte Immunstimulanzien zu setzen wie Vitamin C und Vitamin D, Zink, Echinacea – oder auch Schlaf. Das würde eine falsche Sicherheit suggerieren.
Es ist klar, dass keines dieser Mittel und auch noch so guter Schlaf gegen eine Virus-Infektion schützen. Doch die Gefahr einer Virus-Erkrankung lässt sich zumindest eindämmen.