Bei der Arbeit unterliegen Führungskräfte mehrheitlich einer vollgepackten und durchstrukturierten Agenda. Diese Struktur fällt von einem Tag auf den anderen weg: keine Sitzungen mehr, keine bilateralen Besprechungen mit Mitarbeitenden, keine Geschäftsreisen, keine Kundengespräche, keine Teilnahme an Fachgremien, Kaffeepausen oder Mittagessen mit Kollegen und Kolleginnen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt sich, eine Tagesstruktur beizubehalten und die vorhandene Zeit sinnvoll zu nutzen.
Sinnvoll nutzen – was heisst das konkret?
Auf alle Fälle sollte man sich keineswegs nur auf die berufliche Zukunft fokussieren und sich den ganzen Tag bloss mit der Stellensuche beschäftigen. Mit der unerwarteten freien Zeit – nicht zu verwechseln mit Freizeit – besteht die Möglichkeit, sich persönlichen Projekten zuzuwenden, für die man zuvor keine oder nicht genügend Zeit hatte.
«Allein schon das Verfassen von Bewerberschreiben fällt vielen Leuten schwer»
Dazu gehören die Pflege der Familie und Freunde, Weiterbildungen, etwa Sprach- und IT-Kurse, oder persönliche Projekte wie die Vorbereitung auf einen Marathon, ein Engagement im sozialen Bereich, sein Golf-Handicap zu verbessern oder in die eigene Fitness zu investieren. Der Weg in die Selbständigkeit ist ebenfalls zu prüfen oder die Entwicklung einer Geschäftsidee für ein Startup.
Droht mit solchen Aktivitäten nicht zu viel Ablenkung?
Von zentraler Bedeutung bleiben natürlich der Aufbau und die Pflege der professionellen und persönlichen Netzwerke. Diese Aufgabe und das Beobachten des Arbeitsmarktes, das Verfassen von wirkungsvollen Bewerbungsschreiben, die Vor- und Nachbereitung von Bewerbungsgesprächen und Selektions-Assessments sind sehr intensiv. Umso wichtiger ist etwas Abwechslung. Ausserdem muss der Umgang mit Rückschlägen und Absagen verarbeitet werden. Sich immer wieder zu motivieren, neue Ideen zu entwickeln und eine Pipeline von beruflichen Kontakten zu generieren, ist sehr anspruchsvoll.
Was sind die ersten wichtigen Schritte, um wieder in die Berufswelt zu gelangen?
Allein schon das Verfassen von Bewerbungsschreiben fällt vielen Leuten schwer. Nur wenige verstehen, worauf es wirklich ankommt, und wie man die Aufmerksamkeit und somit die Chancen für ein Bewerbergespräch deutlich steigert. Hier ist Know-how zumeist von aussen erforderlich.
«Die klassischen Bewerberkanäle sind auf Stufe Management kaum noch hilfreich»
Die Auswahlprozesse bei vielen Firmen dauern oft Monate. Da ist es wenig sinnvoll, sich nacheinander zu bewerben oder nur einzelne Kontakte zu pflegen. Darum sollte man gestaffelt zehn oder mehr geeignete Executive-Search-Firmen respektive Stellenvermittler kontaktieren.
Ein Karriere-Coach kennt diese Firmen persönlich und kann Stellensuchende entsprechend beraten. Erwarten Sie aber bitte nicht, dass diese Ihnen eine Stelle suchen. Erfahrungsgemäss finden lediglich 5 bis 10 Prozent der Suchenden eine neue Stelle über diesen Kanal. Dennoch sind sie ein Teil der Suchstrategie, da sie Ihnen auch Zugang zum «verdeckten Arbeitsmarkt» verschaffen.
Was meinen Sie mit «verdecktem» Arbeitsmarkt?