Der berühmte Fondsmanager und Vermögensverwalter sagt seinem Heimatland einen schweren wirtschaftlichen Rückschlag voraus – mit politischen Konsequenzen.
Dass Edouard Carmignac der Regierung Hollande kritisch gegenübersteht, ist kein Geheimnis. An einer Kundenkonferenz schilderte er zu Wochenbeginn denn auch grobe Probleme, die mit und wegen der Regierung auf Frankreich zukommen.
Es gebe keine Anzeichen, dass die Regierung die notwendigen Strukturreformen angehe. Die französische Produktivität dürfte in den nächsten Monaten denn auch «in solch einem Ausmass einbrechen, und die Arbeitslosigkeit wird derart klettern, dass die Politiker innert weniger Monate unter schweren Druck geraten», so Carmignacs Erwartung. «Ich wette, dass wir schon im Frühjahr eine neue Regierung mit einer substantiell anderen Politik haben werden». Und vor allem werde diese Regierung auch einen anderen wirtschaftspolitischen Fokus wählen müssen.
An der Spitze des Parti Socialiste könnte es denn auch im nächsten Jahr zu einem Umsturz kommen, so der Geldmanager vor rund 1000 Investoren.
Wann beginnt das Halali auf Frankreich?
Für die Eurozone gab sich Carmignac dabei durchaus optimistisch: Im Gegensatz zu Frankreich hätten Spanien und Irland immerhin die notwendigen Schritte ergriffen, um ihre Schuldenprobleme in den Griff zu kriegen: Es sei mittlerweile sogar denkbar, dass Spanien seine Probleme löse, ohne dass die EZB einen Teil seiner Schulden übernehmen müsse. Nach den von EZB-Chef Mario Draghi angestossenen Programmen seien die Aussichten im südlichen Nachbarland inzwischen heller: «Ich würde wetten, dass sich die Geschäftsaktivität in Spanien in den nächsten zwölf Monaten stabilisieren wird, vielleicht schon früher.»
Die Gefahr bestehe also, dass Frankreich das nächste Jagdziel der Märkte sein werde. Der Vorteil an der Sache sei, dass Frankreich nicht wichtig genug ist, um die Weltwirtschaft ernsthaft zu treffen.
Insgesamt erachtet Edouard Carmignac die europäischen Aktien denn auch als zu tief bewertet. Auch der Euro könnte sich kurzfristig wieder erholen.
Bemerkenswert ist, dass Klaus Wellershoff fast zeitgleich ähnliche Sorgen äusserte: An einer Tagung in Italien stellte der Chef von Wellershoff & Partners Frankreich als nächste Stufe der Eurokrise dar – und er verwies wie Edouard Carmignac darauf, dass die Regierung in Paris offenbar kein Interesse zeige, die eigenen Schuldenprobleme in den Griff zu bekommen.
• Zum Thema: «Investment Europe», «Citywire», «Investment Week».