Der Sommer hat Einzug gehalten – Zeit für eine wohlverdiente Pause. Redaktion und Verlag von finews haben eine Auswahl an Buchtipps zusammengestellt. Dabei liessen sich alle Mitarbeitenden ganz von ihren subjektiven Leseleidenschaften leiten.

Es gibt kaum eine bessere Methode, die Welt aus einer neuen Perspektive zu sehen, als ein Buch zu lesen. Die Tipps für die Sommerferien, welche die Mitarbeitenden von finews geteilt haben, sind so unterschiedlich wie die Schweizer Finanzbranche – Kriege, Krisen und Kuriositäten sind darunter sowie einige Veröffentlichungen, die dazu anregen, über die Vergangenheit und die Zukunft nachzudenken.

Die Vorschläge sind ein Anstoss, sich auf fremde Leben und Welten einzulassen – sei dies über prägende Persönlichkeiten, Forschung zu Verhaltensnormen oder verblüffende Einsichten.

Fredy Greuter, Chefredaktor, finews.ch und finews.com

«Napoleon und die Schweiz» von Thomas Schuler

Worum es in diesem Buch geht:

Liberté, Egalité, Fraternité: Nicht nur diese Ideale hatten französische Truppen im Sinn, als sie im Januar 1798 zahlenmässig weit überlegen in die Schweiz einmarschierten. Nachdem sie zwei Monate später Bern besetzt hatten, verfrachteten sie gleich einen der drei Bären aus dem Stadtgraben nach Paris. Wirklich abgesehen hatten sie es aber auf den Berner Staatsschatz, der aus 3,5 Tonnen Gold- und Silbermünzen bestand. Napoleon Bonaparte war zwar am Eroberungsfeldzug nicht direkt beteiligt. Der französische General finanzierte sich aber mit dem geraubten Schatz aus Bern unter anderem die Expedition nach Ägypten.

Mit dem Einmarsch wollte der spätere Kaiser von Frankreich nicht allein die Alte Eidgenossenschaft in den französischen Machtbereich eingliedern. Er schuf auch die Grundlagen der modernen Schweiz. Abgeschafft wurden dabei Leibeigenschaft, Untertanengebiete und mittelalterliche Strafen. Eingeführt wurden dagegen die Trennung von Kirche und Staat sowie eine unentgeltliche Schulpflicht. Napoleon erkannte aber auch, dass ein zentralistischer Staat in der Schweiz nicht funktionieren konnte. So legte er mit der Mediationsakte, die er im Jahr 1803 mit den Worten überreichte, selber ein Bergler zu sein, den Grundstein für die föderale Schweiz.

Weshalb ich dieses Buch empfehle:

All das und vieles mehr ist nachzulesen im Buch «Napoleon und die Schweiz». In der ersten Gesamtdarstellung zum Wirken von Napoleon in der Eidgenossenschaft zeichnet der deutsche Historiker Thomas Schuler meisterhaft nach, wie der kleine Korse zur wohl wichtigsten Einzelfigur in der Geschichte der neueren Schweiz wurde. Wie akribisch und facettenreich die «Franzosenzeit» beschrieben wird, ist ein Lesegenuss erster Güte.


Samuel Gerber, stv. Chefredaktor, finews.ch & finews.com

«Lost in the Alps» vom Autorenkollektiv «The Alpinists»

Worum es in diesem Buch geht:

Waldbrände, Quallen, drückende Hitze: Wer sich diesen Sommer den Süden nicht antun möchte, findet vor der eigenen Schweizer Haustüre eine Alternative – die Alpen. Wie schön diese Alternative zum Strand sein kann, zeigt «Lost in the Alps» in atemberaubenden Aufnahmen. Das Werk ist dabei viel mehr als ein Bildband. Das Autorenkollektiv «The Alpinists» liefert mit ausgewählten Wanderungen, vorab rekognoszierten Zu- und Ausstiegen auch gleich den praktischen Einstieg in diese spektakulären Bergwelten.

Weshalb ich dieses Buch empfehle:

Ideal, um sich mit Freundinnen und Freunden bei einem kühlen Glas Weisswein für den nächsten Ausflug in die Höhe zu begeistern. Und wenn der Sommer zu kurz oder zu nass sein sollte, bleibt ja der Herbst. Dann ist Bergwandern noch schöner.


Sibylle Peter, Verwaltungsrätin, Finews AG

«Noch wach?» von Benjamin Stuckrad-Barre

Worum es in diesem Buch geht:

Das Buch, das ist den vergangenen Wochen vor allem in Deutschland und in den USA für Diskussionen gesorgt hat, handelt vom Machtmissbrauch eines Chefredakteurs bei einem grossen Fernsehsender. Obwohl es Fiktion ist, sind die Parallelen zum Springer-Skandal unverkennbar. Ein Chefredakteur nutzt seine Position aus, um immer wieder mit neuen jungen und attraktiven Frauen sexuelle Verhältnisse zu beginnen und sie dann fallen zu lassen oder ihnen beruflich Schwierigkeiten zu bereiten, wenn sie nicht mitspielen.

Weshalb ich dieses Buch empfehle:

Das Buch ist deshalb lesenswert, weil es ohne moralischen Zeigefinger sehr unterhaltend erzählt, wie abstrus ein solcher Machtmissbrauch abläuft, und dass dieser oftmals völlig harmlos beginnt. Auch kann man sich unschwer vorstellen, dass ähnliche Situationen nicht nur in der Medienbrache, sondern auch in Finanzkonzernen ähnlich ablaufen. Es zeigt die verlogenen Strukturen auf und ist dabei so spannend erzählt, dass man beim Lesen das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Am Ende wird deutlich, dass es auf den moralischen Kompass jedes Einzelnen ankommt – der Machthaber, aber auch der Frauen.