Ständig Blähungen, Bauchschmerzen, Verstopfungen oder Durchfälle? Dahinter könnte sich ein Reizdarmsyndrom verbergen.

Viele sprechen inzwischen von einer neuen Volkskrankheit – die mit Vorliebe gestresste und besorgte Menschen heimsucht. Auch wenn das Reizdarmsyndrom (RDS) als ungefährlich gilt, können die Beschwerden die Lebensqualität deutlich reduzieren. Zum Glück gibt es viele Möglichkeiten, wie wir die Symptome wieder in den Griff bekommen können.

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Ursachen für einen Reizdarm

Die genauen Ursachen eines RDS sind nach wie vor nicht geklärt. Wahrscheinlich sind mehrere Faktoren an der Entstehung beteiligt:

Gestörte Darmbewegung (Motilitätsstörung)

  • Psychische Belastungen, Stress
  • Stärkere Schmerzwahrnehmung im Darm
  • Durchlässigkeit der Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom)
  • Bakterielle Darminfektionen
  • Gestörte Darmflora (Mikrobiom)
  • Falsche Ernährung, ungesundes Essverhalten
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Gestörter Serotonin-Haushalt, hoher Östrogenspiegel
  • Genetische Faktoren

Charakteristische Symptome und Begleiterscheinungen

Ein Reizdarm ist eine chronische Darmstörung, die in Schüben verläuft. So wechseln sich Zeiten ohne Beschwerden oder mit leichten Symptomen und Phasen mit stärkeren Symptomen ab. Gastroenterologen unterscheiden vier Symptom-Typen:

  1. Gas-Bläh-Typ mit vielen Blähungen
  2. Obstipations-Typ mit Verstopfungen
  3. Diarrhö-Typ mit Durchfällen
  4. Schmerz-Typ mit Krämpfen und Schmerzen

Diagnose Reizdarm: Drei wesentliche Kriterien müssen erfüllt sein

Das Reizdarmsyndrom ist eine Ausschlussdiagnose, d. h. andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, wie z. B. chronische Darmentzündungen (Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten müssen zunächst abgeklärt werden. Neben einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) können für die Diagnose auch eine Blutuntersuchung, eine Stuhlprobe und endoskopische Verfahren (Darmspiegelung) zum Einsatz kommen.

Die Diagnose kann ein Arzt nur dann stellen, wenn diese Kriterien erfüllt sind:

  1. Darmbeschwerden mit Stuhlveränderungen dauern > drei Monate an.
  2. Lebensqualität ist beeinträchtigt, dass Betroffene Hilfe benötigen.
  3. Andere Erkrankungen konnten ausgeschlossen werden.

Was tun gegen die Beschwerden?

Je nach Symptom-Typ werden Blähungen, Krämpfe und Schmerzen, Verstopfung oder Durchfall beim Reizdarm behandelt. Hilfreich können Medikamente, eine Ernährungsumstellung, eine Psychotherapie und Entspannungsmethoden gegen Dauerstress im Job sein.

Medikamente lindern «nur» akute Reizdarm-Symptome

Medikamente sorgen nur für eine kurzfristige Linderung der akuten Beschwerden. Die Arzneien sollten nicht über einen längeren Zeitraum eingesetzt und die Dosierung mit einem Arzt besprochen werden. Folgende Medikamente kommen beim Reizdarm infrage:

  •  Krampflösende Spasmolytika bei Schmerzen und Krämpfen (Mittel mit dem Wirkstoff Butylscopolamin).
  • Einschäumende Mittel bei Blähungen gegen eine weitere Gasbildung im Darm.
  • Antidiarrhoika bei Durchfällen mit dem schnell einsetzenden Wirkstoff Loperamid.
  • Laxantien (Abführmittel) und quellende Mittel (z. B. Flohsamenschalen) bei Verstopfung.
  • Antidepressiva bei depressiven Verstimmungen und Depressionen.

Psychotherapeutische Massnahmen

Eine Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie) kann sinnvoll sein, wenn psychische Beschwerden, Angststörungen oder ungelöste Konflikte die Reizdarm-Symptome auslösen oder verschlimmern. Das Erkennen des Wechselspiels zwischen Stress oder psychischen Belastungen und einer Verschlechterung der Reizdarm-Symptome hilft, um besser mit der Situation umzugehen.

Phytotherapie: Hilfe gibt es auch aus der Natur

Heilpflanzen mit krampflösender und blähungstreibender Wirkung können beim Reizdarm eingesetzt werden:

  • Kümmel oder Kümmelöl mildert Verdauungsbeschwerden, Krämpfe, Blähungen und Völlegefühl.
  • Pfefferminzöl (Kapseln) lindert Krämpfe, Bauchschmerzen und Blähungen.
  • Berberitze vertreibt Schmerzen und Durchfall.
  • «Padma Lax» (tibetisches Abführmittel) reduziert Schmerzen, Blähungen und Verstopfung.

Diese Tipps für den Alltag wirken sich positiv auf einen Reizdarm aus

Folgende Tipps tragen zu einem besseren Umgang mit möglichen Triggern und auslösenden Faktoren bei:

  • Regelmässige Bewegung, Sport
  • Trigger vermeiden, z. B. Stress im Job
  • Gute Schlafqualität
  • Tagesabläufe (Job, Alltag) optimieren
  • Ernährungsumstellung, z. B. ballaststoffreiche Ernährung, FODMAP-Diät
  • Genussmittel (Alkohol, Nikotin) vermeiden
  • Stressbewältigung und Stressmanagement, z. B. Mindfulness-based Stress Reduction (MBSR), Entspannungsverfahren.
  • Mehr Informationen über Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer hier