Von Zentrum zu Zentrum und keine langen Wartezeiten am Check-in: Gegenüber dem Flugzeug holt der Zug rasant auf. finews.ch zeigt, was SBB & Co. in Sachen rollender Arbeitsplätze neuerdings zu bieten haben.
Markus Fässler, freier Mitarbeiter
Geht es darum, ob nun das Flugzeug oder der Zug das schnellere Transportmittel ist, kommt oft das Beispiel Paris ins Spiel: vier Stunden und vier Minuten dauert die Fahrt mit dem TGV Lyria ab Zürich in die Hauptstadt Frankreichs. Der Flug geht zwar nur etwas mehr als eine Stunde, doch landet man im Vergleich zur Bahn nicht mitten im Zentrum von Paris. Stattdessen muss man noch Zeit für den Transfer in die Stadt einrechnen – und diese ist nicht zu unterschätzen.
Auf den Schienen zu reisen hat also durchaus Vorteile – selbst für Personen, die geschäftlich unterwegs sind. Die Wartezeiten infolge Sicherheitschecks entfallen. Man kann ohne Turbulenzen arbeiten. Die Ankunft erfolgt meist im Stadtzentrum, und die CO2-Emissionen werden reduziert. Höchste Zeit also, die Business-Angebote der Bahnunternehmen, die ab der Schweiz fahren, unter die Lupe zu nehmen.
Deutsche Bahn: Neue Annehmlichkeiten an Bord
Mit bis zu 250 Stundenkilometern zum nächsten Geschäftstermin, das ist mit der neuesten ICE-Generation (Bild oben) der Deutschen Bahn möglich. Aus der Schweiz verkehren die Züge ab Interlaken via Bern nach Berlin oder ab Zürich nach Hamburg sowie einmal am Tag gar bis nach Kiel.
Die Züge sind aber nicht nur schnell unterwegs, sondern bieten für Geschäftsreisende allerlei Annehmlichkeiten. Zum Beispiel mehr Platz dank drei statt vier Komfortsitzen pro Reihe, grossen Einzel- und Doppelsitzen für Team-Besprechungen, Gastronomischer Service am Platz und kostenloses WLAN. Kommt dazu: Wer in Deutschland auf den Zug warten muss, hat vielleicht Glück im Unglück. Denn mit dem 1.-Klasse-Ticket hat man Zutritt zu den 15 DB Lounges in mehreren grossen Städten des Landes.
ÖBB: Businesstrip in First Class
Gut dreieinhalb Stunden benötigt der Railjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) von Zürich nach Innsbruck. Wer will, kann sogar umsteigefrei bis nach Bratislava reisen. Auf Geschäftsreisende wartet im Railjet eine Besonderheit: In der Business Class gibt es ergonomisch geformte Ledersitze mit verstellbaren Rückenlehnen und Beinauflagen.
Aber auch die First Class, die eigentliche 1. Klasse, eignet sich für den Businesstrip nach Österreich oder von den ÖBB bediente Länder. Kostenfreies WLAN steht ebenso zur Verfügung wie der Am-Platz-Service von Speisen und Getränken aus dem Bordrestaurant. Am Bahnhof profitieren Business-Class-Reisende zudem vom Zutritt in sieben ÖBB-Lounges (Bild oben).
TGV Lyria: Maximale Flexibiltät
Business 1ère ist die Klasse für Geschäftsreisende, die mit dem TGV Lyria unterwegs sind. Das SNCF-Tochterunternehmen, an dem die SBB 26 Prozent der Anteile hält, bietet täglich bis zu 20 Hin- und Rückfahrten zwischen Frankreich und der Schweiz an. Ab Zürich erreicht man zum Beispiel Paris via Basel in etwas über vier Stunden. An das Ticket für die Business 1ère sind einige Dienstleistungen wie gratis WLAN, ein Willkommensdrink oder gastronomischer Service (Bild oben) am Platz geknüpft.
Gut zu wissen – insbesondere in der heutigen, immer weniger planbaren Zeit: Der Umtausch und die Erstattung des Tickets ist jederzeit kostenlos möglich. Zudem hat man frei wählbaren Zugang zu einem anderen Zug am gleichen Tag ab demselben Abfahrts- und Zielort, ohne dass man das Billett umtauschen muss.
SBB: Komfortable Businesszonen
Natürlich bietet sich die Bahn auch für Geschäftsreisen innerhalb der Schweiz an. Auf fast allen wichtigen Strecken stehen in der 1. Klasse der InterCity-Züge der SBB spezielle Businesszonen zur Verfügung. Sie sind im elektronischen Fahrplan mit «BZ» gekennzeichnet.
Dort hat man die Möglichkeit, ungestört zu arbeiten. Zur Verfügung stehen Arbeitsplätze mit grossen Tischen (Bild oben), Steckdosen und Leselampen sowie teilweise Induktionsladeflächen für Smartphones für kabelloses Laden. Zudem sind die Zonen mit Verstärkern für verbesserten Mobiltelefon-Empfang und optimierten Datentransfer ausgestattet.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann seinen Arbeitsplatz in der Businesszone bis fünf Minuten vor Abfahrt für fünf Franken online auf SBB.ch oder über die SBB-App sowie am Schalter oder telefonisch reservieren.
Nachtzüge: Im Schlaf zum nächsten Meeting
Die Nachtzüge erleben ein Revival. Ausgeruht am nächsten Morgen in einer etwas weiter entfernten Destination anzukommen, ist nicht nur für Ferien-, sondern auch für Geschäftsreisende interessant. Das Nachtzug-Angebot von ÖBB Nightjet (Bild oben) und EuroNight ist in der vergangenen Zeit stark ausgebaut worden.
Aus der Schweiz gibt es unter anderem Verbindungen ab Zürich nach Amsterdam, Prag, Budapest, Wien, Hamburg, Berlin oder Zagreb. Wer während der Fahrt mit dem Nightjet Wert auf Privatsphäre legt oder in Ruhe arbeiten will, kann sowohl im Schlaf- als auch im Liege- und Sitzwagen sein eigenes Abteil buchen (TC).