Die täglichen Erfolgsmeldungen über die laufenden Corona-Impfkampagnen täuschen über eins hinweg: Covid-19 wird nicht so schnell verschwinden. Es wird noch viel «Resilience» benötigt. Was bedeutet das?
Das Leben während der Corona-Pandemie hat Umstände mit sich gebracht, die zuvor undenkbar waren: Verbote und Einschränkungen, was das private und öffentliche Leben betrifft, sowie eine völlig neue Arbeitswelt. Die greifbaren und physischen Veränderungen sind begleitet von psychischen Belastungen wie Angst und Unsicherheit, Misstrauen und Perspektivlosigkeit.
Diesen unsichtbaren Begleitumständen kann man als Individuum etwas entgegensetzen, was in der Psychologie «Resilience» genannt wird. Gemeint ist damit die innerliche Widerstandskraft, um Stress, widrige Umstände, Traumata, Ängste und Unsicherheit nicht nur auszuhalten, sondern gar als Chance zu nutzen.
So baut man Resilience auf
Zurzeit legen die Menschen ihre eigene Fähigkeit zum Aufbau von «Resilience» in die Hände von Medizinern: Der grosse Hoffnungsträger in der Corona-Pandemie sind die weltweiten Impfkampagnen.
Doch das Coronavirus und seine Mutanten werden deshalb nicht verschwinden. Die Impfung kauft Zeit – mehr nicht. «Resilience» zu pflegen und aufzubauen, wird für die kommenden Jahre ein nützliches Instrument zu sein, die Unvorhersehbarkeiten zu meistern, wie Unternehmerin und Coach Shwetha Sivarama auf «Lifehack» schreibt. So baut man sie auf:
1. Die neue Realität akzeptieren
Um es klar zu sagen: Das Leben, wie es vorher war, kommt nicht zurück. Was als Ahnung in einem schlummert, sollte man voll akzeptieren. Aus der Gedankenwelt und dem Wortschatz muss man darum Sätze wie «Was wäre, wenn» oder «Wenn doch nur» oder «Hätte ich doch nur» streichen. Der Trick dabei: Akzeptanz wird zur aktiven und gelenkten Tätigkeit, man entflieht dem drückenden Gefühl des Ausgliefert-seins.
2. Nicht verdrängen, sondern annehmen
Statistiken belegen, dass Alkohol- und Drogenkonsum, Online-Shopping, Netflix-Schauen und Social-Media-Aktivitäten während der Corona-Pandemie teils deutlich angestiegen sind – eine Reaktion des Eskapismus aus einer zunehmend deprimierenden und perspektivlosen Realität.
Allein: Eskapismus löst das Problem nicht, er schiebt es vor sich her. Andersherum: wer mit den Umständen der Corona-Pandemie aktiv umgeht, über sie spricht, andere Handlungsweisen ausprobiert, geht in eine aktive Verarbeitung über. So entstehen Alternative und Lösungen.
3. Die Sorgen teilen
Geteiltes Leid ist halbes Leid. Das klingt banal und liesse sich umdrehen in: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Leid aber auch. Doch steckt im Teilen eine äusserst menschliche Fähigkeit: Die der Anteilnahme. Echte Anteilnahme geht über die Standard-Höflichkeits-Floskel «Wie geht es Dir?» hinaus. Anteilnahme bedingt, sich Zeit zu nehmen für sein Gegenüber – aber auch sich Zeit zu bedingen, falls man selber Sorgen zu teilen hat. Kurzum: es geht bei der Anteilnahme auch um eigene Bedürfnisse, die man adressieren muss.
4. Kraft aus dem «Tribe» schöpfen
Es wird einem schwer gemacht: Freunde treffen, gemeinsam Sport zu treiben, physisch gemeinsam an Projekten zu arbeiten – ein Leben mit sozialen Kontakten zu führen. Doch genau daraus kann man Kraft schöpfen, auf Halt und Unterstützung zählen. Die digitalen Kommunikationskanäle helfen dabei über die ärgste Isolation hinweg – und können es weiterhin tun. Doch die Lockerungen im Corona-Regime sollte man nun ausnützen und den Zoom-Apéro oder das Online-Workout mit realen Treffen austauschen.
5. Momente der Freude schaffen
Man kann nicht andauernd nur über Covid-19, die anstehende Impfung und eine mögliche vierte Welle sprechen. Es ist wichtig, dass im Alltag Momente geschaffen werden, die der individuellen Freude dienen. Man muss nicht gleich in eine Meditation eintauchen, sondern kann auch allein eine Viertelstunde auf dem Balkon mit einer Tasse Kaffee verbringen. Es sind vielfach die kleinen Routinen, die das mentale Gleichgewicht sicherstellen.