Warum ist Warren Buffett der wohl erfolgreichste Investor unserer Zeit? Weil er eine wandelnde Bibliothek ist. Doch Lesen alleine genügt nicht, um zur Investoren-Legende zu werden.
Ein Warren Buffett nutzt keinen Computer, um seine Kenntnisse und Informationen über Firmen und Geschäftsmodelle abzuspeichern. Er muss nicht «googeln», um irgendetwas nachzuschauen oder zu lesen.
Buffett, so schrieb Alice Schroeder in ihrer autorisierten Buffett-Biografie «The Snowball», weiss einfach wahnsinnig viel.
Er habe soviel Wissen angehäuft und in seinem Gedächtnis gespeichert, dass sich daraus eine Art Schneeball-Effekt ergeben würde. Buffett könne Informationen abrufen, in Verbindung miteinander setzen, Muster erkennen und dann natürlich seine Folgerungen daraus ziehen.
Wie wird man wie Warren Buffett?
Wie wird man also ein Warren Buffett? Der «Farnam Street Blog» geht dieser Frage nach, indem er sich ganz dem Denken Buffetts widmet. Doch zunächst ein Einblick seiner Biografin Schroeder, wie der heute 89-jährige schon in jungen Jahren begonnen hatte, sein Wissen aufzubauen.
«Er hat schon in seiner Jugend alles über Unternehmen und Wirtschaft gelesen, was er finden konnte», erzählt die Autorin. Er las, wie man einen Lebensmittelladen führt (sein Grossvater hatte einen), wie eine Fleischabteilung funktioniert.
Echtes Interesse
Er habe schlicht jedes Unternehmen besucht, das auch nur in entfernter Weise sein Interesse geweckt habe. «Er hat Stösse von Berichten auf seinem Pult von Firmen, die er besitzt. Schweinezucht, Schmuck, Bootswinden, alles, was man sich vorstellen kann. Und er liest hunderte von Geschäftsberichten von Unternehmen, die er noch nicht besitzt.»
Und wenn sich dann die Gelegenheit biete, sei Buffett bereit, Entscheidungen zu treffen. Doch was Buffett tatsächlich geschaffen habe, sei eine Art Aktenschrank in seinem Gedächtnis mit Informationen und Daten aus den letzten 70 Jahren.
Zwei Prinzipien
Buffetts scheinbare Informationssucht klingt im Zeitalter der digitalen Informationsverbreitung bekannt. Es herrscht ein Dauerbombardement von Nachrichten und Informationen, das aus allen möglichen Kanälen schiesst.
Auch Buffett liest Zeitungen, schaut Fernsehen oder holt sich Informationen aus dem Internet. Doch der Starinvestor folgt dabei zwei Prinzipien, welche es ihm erst ermöglicht haben, ein wandelndes Firmen- und Wirtschaftslexikon zu werden, die relevanten Informationen sofort abrufen zu können und sich so seinen Ruf als «Orakel von Omaha» zu erarbeiten.
Wissen ohne Ablaufdatum
Buffett macht einen klaren Unterschied zwischen Wissen mit einem Ablaufdatum und Wissen, das kaum Veränderungen ausgesetzt ist, wie Schroeder beschreibt. So habe er sich eine immense Wissensbasis aufgebaut, die eine lange Halbwertszeit besitze.
Hingegen seien die meisten heute erhältlichen Informationen zwar sexy, aber sie beinhalteten kein Wissen. Buffett nutze einfache Kriterien, um kurzlebige Informationen zu filtern: Sie werden einem angedient, sie beinhalten keine Details oder Differenzierungen und sie sind leicht verdaulich.
Er sourct das Denken nicht aus
Buffett folgt einem weiteren ehernen Prinzip: Er besteht darauf, eigenständig zu denken und ist detailversessen. Das heisst, er verlässt sich nur auf sein eigenes Urteil. Auch darum nutze er keinen Computer. Während Computer, Suchmaschinen und Algorithmen immer mehr Wissen und Entscheidungen abnehmen, verfügt Buffett über ein grossartiges Gedächtnis, das ihm gegebenenfalls 50 Informationen liefert, um eine wichtige Entscheidung zu treffen. Dies sei wohl Buffetts grösstes Erfolgsgeheimnis.