Wollen Sie von den Banken noch jahrelang umworben sein? Dann werden Sie doch Regulierungsrisiko-Manager. Oder Gasindustrie-Analyst. Oder Sales-Experte fürs Asset Management. Oder…

Die Liste haben wir auf der britischen Stellenplattform «eFinancialcareers» gefunden: «15 Banking-Jobs, die bis 2020 gross sein werden – und darüber hinaus». Ein spannendes Setting. Darum hier eine Auswahl, allerdings von uns leicht angepasst auf die Situation in der Schweiz.

  • Regulierungsrisiken-Manager

Was ist das? Das Team von «eFinancialcareers» wählte den Begriff Regulatory Risk Manager für alle, die den Banken dabei helfen, sich ans neue Regulierungsumfeld anzupassen.

Diese neuen Risk-Manager müssen den Frontleuten zeigen, wie sich in einem engeren Gesetzes-Korsett trotzdem Geld verdienen lässt. «Wir werden Leute brauchen, welche den Händlern zeigen, wie man innerhalb der Gesetze bleibt und trotzdem gute Renditen einfährt», sagt Brad Hitz, ein Analyst von Sanford Bernstein. 

 

  • Eurozone-Regulierungsspezialisten

Eng damit verwandt sind natürlich all die Kenner der europäischen Bankregulierung – auch sie werden in den nächsten Jahren massiv gefragt sein. Zumal die EZB in Frankfurt bis 2017 rund 2'000 Personen für ihre neuen Banküberwachungs-Funktionen sucht. 

 

  • Sales-Leute fürs Asset Management

Dieser Tipp stammt von Guy de Brabois, dem Country Manager Schweiz des Recruiting-Unternehmens Robert Walters: Er verspürt im hiesigen Markt, dass Verkaufsspezialisten, welche sich mit Asset-Management-Produkten an Privatbanken, Versicherer oder andere Institutionelle richten können, derzeit sehr gefragt sind. 

 

  • Internal Auditors

Noch eine Erfahrung aus dem Hause Robert Walters: Interne Revisoren und andere Überwachungsspezialisten – auch im IT-Bereich – geniessen ungebrochen eine hohe Nachfrage.

  • Risikomanager für den elektronischen Handel

Gemeint sind Spezialisten für die Gefahren im Algorithmus- und Elektronik-Handel. Dass diese Aufgaben – die insbesondere im Fixed-Income-Geschäft gesucht sind – von «eFinancialcareers» zu den aussichtsreichsten Zukunftsfeldern gezählt werden, liegt freilich auf der Hand: Die Job-Plattform mit Hauptsitz London richtet sich sehr stark an Investmentbanker. In der Schweiz wird sich die Nachfrage hier wohl nicht so dramatisch entwickeln.

Allerdings: Wer eine Ahnung hat, wie sich die Risiken im elektronischen Handel entwickeln, hat auch hier Zukunftschancen.

 

  • Sinologen und Arabisten

Fast alle Schweizer Vermögensverwalter wollen Kunden aus den Emerging Markets anlocken. Also werden sie kontinuierlich Leute benötigen, die deren Sprache und Denkweise verstehen. Das erfuhr denn auch ein Zürcher Geisteswissenschaftler mit Russisch- und Arabisch-Kenntnissen: Er wurde von den Banken umschwärmt wie der Honigtopf von den Bienen.

Die Erklärung: Ein Sinologe lernt rascher das notwendige Bank-, Anlage- und Finanzplanungs-Knowhow als ein Banker Mandarin.

 

  • Schwellenländer-Experten

Ähnlich der Hinweis von «eFinancialcareers»: «Alles, was mit den neuen Schwellenländern zu tun hat, wird weiterhin Chancen bieten», so Chris Wheeler von Mediabanca. Wobei Länder wie Korea und Polen im nächsten Jahrzehnt zu beachten sein würden. 

  • Öl- und Gas-Industrie-Analysten

Gemeint sind Analysten, die petro-bezogene Aktien beurteilen können. Der Grund: Die Shale-Revolution wird hier für eine gewaltige Beachtung sorgen. Während die Banken also in vielen anderen Bereichen an Expertise abbauen, wollen sie hier dabei sein.

  • M&A-Urheber

Gemeint sind die guten, alten «Rain Maker», welche interessante Übernahme- und Fusions-Deals an Land ziehen können. Denn dieser Bereich, so «eFinancialcareers», werde auch in einer künftigen Investmentbanking-Welt ein Kern bleiben. Hier liegen weiterhin hohe Margen drin.

Wer also gute Kontakte in einzelne Branchen hat, muss sich um seine Zukunft nicht sorgen.

  • Gegenpartei-Risiko-Manager

Ein Beispiel dieser Aufgaben sind die Collateral Manager: Sie stellen sicher, dass die Gegenpartei-Risiken durch adäquate Sicherheiten abgefedert werden. Laut «eFinancialcareers» steigt die Bedeutung dieser Experten durch den Trend zur Zentralisierung beim Clearing.

Weiteres-Beispiel: Die Counterparty-Valuation-Adjustment-Experten. Sie eruieren das kumulierte Risiko der Gegenpartei-Exposures einer Bank und suchen nach Strategien, diese Risiken einzugrenzen und abzufedern. 

 

  • Kompensations-Berater

Ja, auch sie bleiben – laut den britischen Experten – gesucht. Die Bedürfnisse von Arbeitnehmern, Aktionären und Regulatoren durch die Lohntüte miteinander in Einklang zu bringen – diese Aufgabe bleibt aktuell. Denn die Regulierung in diesem Bereich ist noch nicht abgeschlossen; und die Kosten bleiben wohl noch auf Jahre hinaus ein Hauptthema der Finanzbranche.

 

  • Marketing-Spezialisten

Eine These, die wir insbesondere für das Swiss Banking wagen: Zahlreiche Banken müssen ihre Marke und ihre Kernbotschaften massiv überarbeiten oder gar neu erfinden. Die alten Botschaften («schweizerisch», «Tradition», «Vertrauen», «seit Generationen», «Diskretion» usw.) haben sich überholt, und da alle Schweizer Banken bislang auf Ähnliches gesetzt haben, wurden sie auch austauschbar.

Umfassende Erneuerungen im Branding werden vielerorts nötig werden. Gemeint ist also Marketing im umfassenden Sinn – nicht einfach Werbung und Verkauf.

 

Weitere Beispiele: «Fifteen jobs in banking that will be big until 2020 and beyond», «eFinancialcareers»