Ab dem Sommer lancieren die UBS und die Credit Suisse ein neues Modell in der Berufslehre. Der Pilot setzt noch stärker auf die Schule, wie finews.ch erfahren hat. Gleichzeitig soll er die Bankstifte schneller fronttauglich machen.
Sergio Ermotti, als UBS-Chef der mächtigste Banker der Schweiz, hat einst ganz klein als Bankstift begonnen. Nun arbeitet «seine» Grossbank mit der ewigen Rivalin Credit Suisse (CS) daran, die «Stifti» im sich rasch verändernden Bankfach fit zu halten.
Wie die UBS gegenüber finews.ch ausführte, lanciert sie gemeinsam mit der CS ab August neben der klassischen Banklehre mit Berufsmaturität in der Region Zürich das alternative KV-Modell «KV Berufsmaturität Fokus». Das Projekt wird in Kooperation zwischen den beiden Grossbanken, dem KV Zürich und dem Banken-Ausbildungsanbieter CYP realisiert. Unterstützend wirkt auch der Zürcher Bankenverband mit.
Sprachaufenthalte inbegriffen
Der Pilot startet mit je einem Dutzend Lernenden der UBS und der CS und setzt im ersten Lehrjahr voll aufs Schulische. Im Gegensatz zur Standardlehre Berufsmaturität werden die Grossbanken-Stifte in diesem Basisschul-Jahr während fünf Tagen pro Woche die Berufs-Fachschule besuchen. Sie erwerben dabei auch vertiefte Sprachkenntnisse mit Sprachaufenthalten in England und Frankreich.
Der effektive Betriebseintritt erfolgt erst mit dem zweiten Lehrjahr. Von da an weilen die Lernenden aber bis und mit drittes Lehrjahr vier Wochentage im Betrieb und nur noch einen Tag in der Schule. Mit dem neu gestalteten ersten Lehrjahr sind die Lehrlinge nicht nur älter, wenn sie erstmals in den Betrieb gelangen. Sondern fachlich so ausgebildet – hoffen die Initianten –, dass sie bereits komplexere Aufgaben in der Bank übernehmen können. Unter dem Strich ändert sich der Anteil von schulischer und betrieblicher Ausbildung im Vergleich zum klassischen Modell nicht massgeblich, betonen die Institute.
«Alternative zum Gymnasium»
Wie gewohnt möchten die Geldinstitute vor allem motivierte, leistungsstarke Schüler einstellen. Gerade potenzielle «Gymeler» sind angesprochen: «Mit dem neuen Modell schaffen wir eine attraktive Alternative zum Gymnasium», kommentierte Eliska Vogt, bei der UBS Schweiz Head of Junior Talent, gegenüber finews.ch. Bei der CS berichtet ihr Pendant, Lead Young Talents Switzerland Sabine Balmer Kunz, über reges Interesse. «Unser neues Modell der Berufsmaturitätslehre Fokus hat gut gestartet und viel Nachfrage erfahren.»
Nach Angaben beider Grossbanken ist zwar die Anzahl ihrer Lernenden in der Schweiz über die letzten Jahre stabil geblieben. Das Bankfach und die Bedürfnisse der Berufseinsteiger unterstehen aber einem rasanten Wandel. So sind etwa die Lernenden wegen der früheren Einschulung in der Tendenz jünger und streben öfter die Berufsmaturität an; derweil werden wegen der Digitalisierung diverse «Anfängerjobs» im Banking tendenziell wegautomatisiert.
Aufgrund dieser Vorgaben ist es auch Sicht der Banken zunehmend schwierig, in allen Regionen geeignete Ausbildungsplätze für das erste Lehrjahr anzubieten.
Bald auch ausserhalb von Zürich?
Mit dem neuen, alternativen Modell sei es künftig besser möglich, diese Entwicklung abzufedern und auf weitere Veränderungen rasch einzugehen, glauben die Geldhäuser. Dennoch soll die herkömmliche Banklehre dadurch nicht konkurriert oder gar abgelöst werden.
Je nach Bedarf und Erfolg kann die Anzahl der Absolventen jenes Modells später erhöht und auch in anderen Regionen angeboten werden. Für 2020 ist bereits ein weiterer Jahrgang eingeplant.