Zumindest in Europa haben Fintechs 2020 mehr Kapital angezogen als jedes andere Startup-Segment. Doch das Geld sprudelte deshalb nicht automatisch bei den Löhnen.
Abrupte Unterbrüche, enormer Digitalisierungsschub, massiver Kapitalfluss: Auch für die in der Schweiz aktive Fintechs war das abgelaufene Jahr von Höhen und Tiefen geprägt. Schätzungen zufolge hat die gesamte Branche weltweit 250 Milliarden Dollar an frischem Kapital angezogen, wobei sich die europäischen Akteure besonders hervortaten. An Zürcher Finanz-Jungfirmen flossen dabei fast 570 Millionen Dollar – dies bei höchst wechselhaftem Geschäftsgang.
Nur jedes dritte Fintech musste Jobs abbauen
Trotz den sprudelnden Investorengeldern haben die weltweiten Fintech-Löhne 2020 einen Höhepunkt erreicht. Das zeigt eine aktuelle Salärstudie von Headcount, einer Tochterfirma des Personalberatungs-Unternehmens Conexus. Laut den Studienautoren wollen sich die Startups auch 2021 nicht auf die Äste hinauswagen; jeder dritte Personalplan wurde für die nächsten Monate zurückgestutzt. Dies, nachdem nur rund 30 Prozent der Fintechs letztes Jahr Angestellte entlassen haben.
Laut Headcount ging das Lohnniveau gegenüber 2019 im Durchschnitt um 1 Prozent zurück. Angesichts der grossen Ängste, die Anfangs der Coronakrise in der Szene umgingen, sind die Fintech-Experten damit noch sehr gut weggekommen – ein Indiz mehr, dass es sich bei der Pandemie zumindest bisher eben nicht um eine Finanzkrise handelt.
Tech-Profis gesucht
Mit Blick auf die grossen Chancen zur Verbreitung digitaler Finanzdienstleistungen liess sich dabei im Vertrieb am besten verdienen (siehe Tabelle unten). Laut der Lohnstudie lagen für Vertriebschefs Saläre von umgerechnet bis zu gut 350'000 Franken und für Account Manager bis 90'000 Franken drin. Gut verdienten auch die Tech-Profis und Programmierer: Informatikchefs grösserer Fintechs heimsten im Schnitt bis zu 300'000 Franken ein, leitende Entwickler um die 90'000 Franken. Tech-Spezialisten wird dabei aktuell das beste Potenzial zu einem Stellenwechsel zugeschrieben.
Weiterhin gesucht sind die Profis für Produktenentwicklung, wo die Löhne für Produktechefs (CPO) über 210'000 Franken hinausreichen und Produktemanager über 100'000 Franken lösen. Tiefer sind die Saläre in den Bereichen Daten, Compliance und Marketing, wie die Studie weiter aufzeigt.
Lohn bis zu dreimal tiefer
In der Schweiz dürften die Vergütungen aufgrund des generell hohen Lohnniveaus nochmals ergiebiger sein; anderseits gilt erfahrungsgemäss, dass die Saläre deutlich tiefer ausfallen als im Banking und der Assekuranz, wo viele Fintech-Macher ursprünglich herkommen. Die Rede ist davon, dass die Fintech-Löhne teils nur einen Drittel dessen ausmachen, was bei einer Bank zu verdienen wäre.
Das nehmen Wechselwillige Banker aber in Kauf für ein verändertes Arbeitsumfeld und die Aussicht, auf zugeteilten Aktien von Bewertungsgewinnen zu profitieren. 2021 dürfte aufgrund von Rekrutierungsstops nun nicht der ideale Zeitpunkt sein, um im Metier Fuss zu fassen. Und jene, die schon «drin» sind, dürfen keine grossen Lohnsprünge erwarten.