Manche Manager behaupten von sich, mit vier Stunden Schlaf pro Nacht auszukommen. Langfristig sei dies fatal, sagt der Schlafexperte Florian Maier im Interview mit finews.ch. Nicht nur das Herz-Kreislauf-System nehme so schwere Schäden. 


Herr Maier, wieviele Stunden Schlaf braucht der Mensch?

Eine solide Nummer wäre 7 1/2 Stunden, wobei es eher wichtig ist, dass man seine Schlafzyklen vollendet. Ein Zyklus dauert bei jedem Menschen etwa 90 Minuten. Die beste Schlafdauer ist also immer ein Vielfaches davon.

 Was ist Ihr Erfolgsrezept, wenn Sie selber nicht einschlafen können?

Abendroutinen sind enorm wichtig. So wird das Hirn schon richtig auf die Nacht vorbereitet. Mir hilft beim Einschlafen immer leichte Lektüre, idealerweise aus einem «echten» Buch. Keinesfalls Displays im Bett oder allzu mitreissende Geschichten. Wer vor dem Schlafengehen sein Aktiendepot auf dem Smartphone checkt, wird nicht viel Ruhe finden!

Worauf soll man achten für eine ideale Schlafatmosphäre?

Gemütlichkeit ist hier das Schlüsselwort! Im Schlafzimmer darf viel Stoff in sanften Farben verbaut werden; das schluckt den Schall und besänftigt die Augen bevor man das Licht ausmacht. Unordnung und elektrische Geräte sind tabu! Wenn möglich den Schreibtisch oder andere Alltagsprozesse draussen lassen und das Schlafzimmer ausschliesslich der Erholung widmen!

Warum erscheinen uns Sorgen nachts grösser?

Alle Ebenen unseres Bewusstseins verschwimmen im Schlaf, so dass wir besonders anfällig für Kummer und Sorgen sind. Dafür sorgt vor allem unser sogenanntes «Reptiliengehirn», da hier unser Fluchtreflex abgespeichert ist.

Sollte man tatsächlich in ein nächtliches Gedankenkarussel geraten, sollte man aufstehen, umhergehen, gegebenenfalls etwa lesen und vor allem die Sorgen oder Gedanken aufschreiben. Das nimmt unmittelbar den Druck raus. Sollte das Ganze regelmässig geschehen, sei jedem nahegelegt, eine psycho-soziale Beratung in Anspruch zu nehmen.

Ist der Schlaf vor Mitternacht wertvoller?

Nein, der Körper macht hier keinen Unterschied. Dieser Mythos kommt daher, dass wir zwar nach Belieben aufbleiben können, am Morgen aber der Wecker dennoch zur selben Zeit klingelt. Wer also vor Mitternacht ins Bett geht erhöht die Chance auf eine gute Menge Schlaf. Ausserdem ist der Schlaf zwischen 0 und 1 Uhr eher leicht, und es kommt in dieser Zeit häufig zu Albträumen.

Harte Matratze oder weiche Matratze – was ist besser?

Grundsätzlich sollte die Matratze immer etwas härter sein. Ich sage immer, so hart wie möglich, aber so weich wie nötig!

Was ist die gesündeste Schlafposition?

Wir wechseln im Schlaf unsere Position bis zu 80 Mal in der Nacht. Das Wichtigste ist also die Bewegung, die unsere Wirbelsäule und Muskulatur im Schlaf geschmeidig hält. Die gesündeste Schlafposition ist noch immer eine wirksame Einschlafposition, welche bei den meisten Menschen die Seitenlage ist.

Warum haben wir manchmal Albträume?

Schlafen und vor allem Träumen sind die Müllabfuhr unseres Gehirns. Unser Unterbewusstsein hat dann quasi freien Lauf, und da werden eben auch Angstbilder und -szenarien «aufgewirbelt». So unangenehm das werden kann, wir müssen uns damit abfinden, dass Albträume ein Teil von uns sind, die uns viel über unser Unterbewusstsein verraten können.

Manche Manager behaupten, mit vier Stunden Schlaf auszukommen. Ist das überhaupt auf die Dauer möglich?

Es ist möglich, seinen Körper auf eine kurze Schlafdauer zu trainieren, langfristig ist das allerdings fatal! Nicht nur das Herz-Kreislauf-System nimmt schwere Schäden, man weiss mittlerweile, dass zu wenig erholsamer Schlaf eine der Hauptursachen für Alzheimer ist.

Gerade Manager sollten in der Lage sein, ihren Tagesablauf derart zu planen, dass wenigstens 6 Stunden Schlaf drin sind!

Letzte Frage: Macht Schlafen schön?

Ja!


Florian Maier ist seit 2018 Mitgründer und CEO der Schweizer Schlafmanufaktor Seven Sundays in Lausen bei Liestal BL. Zuvor arbeitete er elf Jahre beim Automobilhersteller Porsche in Deutschland und China; danach war er im Venture-Capital-Bereich tätig.