Das Corona-Jahr hat den Dating-Apps einen Boom beschert. Manche wurden dadurch zu Milliardären. Klar ist: das Leben als Single ist viel schwieriger geworden – das sind die Merkpunkte dazu.
1. Die Bumble-Milliardärin
Whitney Wolfe ist seit vergangenem Donnerstag offiziell Milliardärin. Und mit erst 31 Jahren ist sie eine der jüngsten Self-Made-Superreichen der Geschichte. Wolfe hat Bumble an die Börse gebracht, eine Dating-App, die sie 2014 mit Hilfe des russischen Milliardärs Andrey Andreev gegründet hatte. Bumble ging mit einer Bewertung von über 13,6 Milliarden Dollar an die Börse. Wolfe gehören 12 Prozent der Aktien – sie ist nun 1,6 Milliarden Dollar schwer.
2. Corona-Gewinner: Dating-Anbieter
Der Bumble-Boom kommt nicht von ungefähr: Dating-Apps und -Portale gehören zu den Corona-Gewinnern. Das Interessante an diesem digitalen Geschäft ist: «It's not the Winner that takes it all». Konkret: Während die sozialen Netzwerke von einigen wenigen Riesen dominiert werden, ist der Dating-App-Markt viel heterogener. Tinder mag die bekannteste App hierzulande sein. Bumble ist etwas wie die Alternative dazu, die App mit der höchsten One-Night-Stand-Rate. Weitere sind Once, Lovoo, Pickable oder Okcupid. Daneben gibt es die Plattformen Parship, Lovescout 24, Elitepartner und weitere.
3. Die Cuffing-Season
Bescherte die erste Corona-Welle den Apps und Plattformen bereits einen Boom, setzte sich dieser in der zweiten Welle fort. Wegen der behördlichen Massnahmen sitzen Singles weitgehend in ihren eigenen vier Wänden fest. Das Internet und das Smartphone sind somit die naheliegendsten Möglichkeiten, neue Menschen kennenzulernen. Die Wintermonate sind für Dating-Portale ohnehin die beste Zeit. Die Branche nennt dies die Cuffing-Season. Singles suchen nach Nähe, um die Wintermonate nicht allein verbringen zu müssen. Ein weiterer zusätzlicher saisonaler Effekt: Im Spätherbst und dann wieder nach der Weihnachtszeit springen die Trennungsraten in die Höhe – und damit auch die Neuanmeldungen auf Dating-Apps und -Portalen.
4. Ein Investment-Case
4. Whitney Wolfe ist durch die Gründung eines Dating-Portals reich geworden. Wem die Unternehmensgründung nicht liegt, kann in Dating investieren. Die Aktie der amerikanischen Match Group, die neben Tinder ganze 44 weitere Dating-Unternehmen unter ihrem Dach führt, ist 2020 ein sehr interessantes Investment gewesen. Der Kurs stieg um über 140 Prozent an. Beim Börsengang im November 2015 notierte die Aktie bei rund 15 Dollar, heute bei 170 Dollar. Der Match-Kurs korreliert übrigens mit der Trennungs-Saison, wie Tea Muratovic von der Investment-Boutique Seasonax Capital festgestellt hat.
5. Das Aufrüsten
Der Wettbewerb unter den Anbietern ist gnadenlos. Der Business Case ist einfach: Bei der Generation «Smartphone» haben sich sozialer Austausch und Freundschaften bereits stark in den virtuellen Raum verlegt. Corona hat diesen Effekt noch verstärkt. Das Aufrüsten unter den Apps ist in vollem Gange. Der Corona-Trend schlechthin ist die Live-Video-Funktion. Man muss also einem potenziellen Partner oder einer potenziellen Partnerin nicht lange Bilder und Nachrichten schicken. Ein Video-Anruf nimmt diese Hürden. Die meisten Apps haben inzwischen eine entsprechende Funktion eingebaut.
6. Privates bleibt nicht unbedingt privat
Zu bedenken gilt: Dating-Apps sind alles andere als privat. Die Anbieter sammeln massenhaft Nutzerdaten. Besonders Tinder tut sich darin hervor. Zwar weist die Tinder-Betreiberin Match Group darauf hin, dass diese Daten mit Dritten nicht geteilt werden. Bei anderen Anbietern fehlt dieser Hinweis aber. Die Möglichkeit ist also vorhanden, dass mit den Nutzerdaten von Dating-Apps gehandelt wird.
7. Gekonntes Dating
Ist der Wettbewerb unter den Dating-Plattform-Anbietern schon hart, sollten Nutzerinnen und Nutzer bedenken: Auch auf der Plattform der Wahl ist der Wettbewerb hart. Um mit neuen Menschen in Kontakt zu kommen, reicht es oftmals nicht, eine Kontaktanfrage zu senden und einige unverbindliche halbwegs persönliche Kommentare. Ein Tipp, den geübte Dating-App-Nutzer immer wieder empfehlen: Sag', wonach Du suchst und lasse uninspirierte Kontaktsprüche wie «Wie geht's?» weg.
Ein weiterer Tipp: Verlief ein erster Kontakt und Austausch über die App erfolgreich, kann man den Flirt oder die sich anbahnende Romanze auf eine andere Plattform, zumindest eine, die Video-Anrufe erlaubt. Jüngere Menschen finden Snapchat super, andere bevorzugen Whatsapp.
8. Vertrauen in Corona-Zeiten
Wird aus dem Tinder-Date auch ein physisches Date? Vor einem Jahr hätte diese Frage seltsam angemutet. Heute beschäftigen sich Wissenschafter damit und prophezeien ein digitales Zeitalter der Romantik: Dinner zu zweit über Zoom, virtuelle Spaziergänge in den Ferienalben, gemeinsam-getrennte Kinoabende, Sexting anstatt echten Sex. Tatsächlich haben manche Plattformbetreiber während der Corona-Pandemie festgestellt, dass physische Treffen gar nicht mehr gesucht sind. Elitepartner stellte beispielsweise fest, dass knapp 60 Prozent der Nutzer von Dating-Apps inzwischen auch echte Treffen verzichten.
Was sich als wichtigste Bedingung für ein physisches Treffen während der Corona-Pandemie (neben Sympathie) herauskristallisiert hat, ist das gegenseitige Vertrauen. Wegen des latenten Infektionsrisikos wird jedes physische Treffen zu einer Risikoabwägung. Vertrauen in die Schutz- und Hygienemassnahmen des anderen sind zur Voraussetzung im Dating geworden.