Banker verdienen sehr gut. Wie gross muss daher ihr Frust sein, bis sie ihren Job wechseln? Ex-HSBC-Banker Stephan Peterhans und Headhunter Robert Zimmermann verraten es im Interview.
Stephan Peterhans hat sich nach seiner Karriere bei Clariden Leu und der HSBC Private Bank ganz aus der Branche verabschiedet. Er ist jetzt Geschäftsleitungsmitglied eines Zulieferunternehmens – auf Vermittlung von Robert Zimmermann, ein Ex-Goldman-Sachs-Banker, der vor sieben Jahren das Executive-Search-Unternehmen SchulthessZimmermann gründete.
Im ersten Teil des Interviews sprachen Sie über die Schwierigkeiten und Hürden bei einem Karrierewechsel. Im zweiten Teil geht es um Geld.
Herr Zimmermann, sind hohe Saläre und Boni eine Hürde für den Ausstieg aus dem Banking?
Zimmermann: Ja, das stelle ich immer wieder fest. Der Wunsch nach Veränderung ist aktuell im Banking recht stark ausgeprägt. Doch die finanziellen Einbussen bei einer solchen Veränderung können signifikant sein. Das steht bei einem Branchenwechsel vielen Leuten im Wege.
Ich sehe aber auch, dass der Schritt aus dem Banking jenen leichter fällt, die ihren Lebensstandard nicht immer linear ihrem steigenden Verdienst angepasst haben und entsprechend über Reserven verfügen.
«Man muss man sich nach 50 bewusst sein, dass die Karriere ganz schnell vorbei sein kann»
Peterhans: Ich habe als HR-Chef im Banking öfters erlebt, dass Banker mit Geld umgingen, als ob es kein Morgen gäbe. Dabei muss man sich gerade in einem Alter über 50 Jahre bewusst sein, dass die Karriere ganz schnell vorbei sein kann. Es lohnt sich also, bereits in jüngeren Jahren Vorkehrungen zu treffen und nicht, mit dem Bonus den nächsten Lamborghini zu kaufen.
Wie war das bei Ihnen als Sie Exectuvie-Search-Firma SchulthessZimmermann mitgegründet haben?
Zimmermann (Bild oben): Ich habe effektiv bei Null begonnen, und es hat einige Zeit gedauert, bis wir Geld verdienten. Doch man darf nicht vergessen: In einem unternehmerischen Umfeld sind die Verdienstmöglichkeiten bei einer positiven Geschäftsentwicklung noch attraktiver als im Banking.
Wie kritisch ist der Faktor Alter bei einem Berufswechsel?
Zimmermann: Die Risikofähigkeit nimmt mit zunehmendem Alter ab – das ist klar. Handkehrum gehen auch die Unternehmen in der Regel davon aus, dass Jüngere anpassungs- und lernfähiger sind und mit weniger Lohn zufrieden sind.
«Viele Firmen suchen die Eier legende Wollmilchsau mit Tiefseeerfahrung»
Peterhans: Die kulturelle Anpassungsfähigkeit muss man sich selber erhalten und diese auch fördern. Man sollte sich auch mal willentlich aus der Komfortzone herausbewegen und im Abstand von sieben bis zehn Jahren eine Veränderung anstreben.
Auf dem Zürcher Finanzplatz ist der «frustrierte Banker» ein geflügeltes Wort. Ist Frust ein guter Antrieb für einen Stellen- oder Branchenwechsel?
Zimmermann: Aus meiner Sicht war der Frust-Level unter den Bankern auch schon höher. Frust mag als einziger Antrieb zwar nicht ideal sein. Doch warum würde ein rundum zufriedener Banker den Job wechseln wollen?
- Seite 1 von 2
- Weiter >>