Von wegen total digital: Bei der Bewerbung gelten immer noch Regeln wie beim guten alten Rendezvous, schreibt Karriere-Coach Angie Weinberger für finews.life. Ihre Tipps und Tricks dazu.
Sie machen sich Sorgen, Ihre Stelle zu verlieren – oder haben einen besseren Posten in Aussicht? Dann werden Sie sich bald bewerben müssen. Wenn Sie das tun: denken Sie an ein gutes Motivationsschreiben, das sie in den Augen des HR heraushebt und dieses dazu veranlasst, auch noch Ihr CV zu lesen.
Sie wollen nur noch weg, und dem Personaler geht es genauso
Schaffen Sie es gar bis zum Vorstellungsgespräch, ist das wie das Dessert beim ersten Dinner zu zweit: Die Chancen stehen gut, dass sie bald geküsst werden, im übertragenen Sinn natürlich – Sie erhalten den Job, nach dem Sie sich gesehnt haben. Um beim Bild mit dem Restaurant zu bleiben: Das CV ist der Hauptgang, ein gutes Motivationsschreiben aber die Vorspeise, die den Appetit (auf Sie) anregen soll.
Darum: halten Sie die einzelnen Gänge sorgfältig auseinander und präsentieren Sie die Hauptspeise nicht schon im Motivationsbrief, indem Sie dort Ihren CV hineinpacken. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen am Tisch, und Ihr Date für den Abend erklärt Ihnen des Langen und Breiten, wie toll sie oder er sich selber finden. Langweilig! Sie wollen nur noch weg, und dem Personaler geht es wohl genauso.
Am Schweizer Stellenmarkt ein Muss
Einen guten Motivationsbrief zu schreiben, das sei vorneweg gesagt, ist eine Kunst. Angesichts von Online-Stellenportalen und -Fragebögen gerät diese zunehmend in Vergessenheit, und Bewerbende erkennen oft keinen Sinn mehr darin. Meiner Meinung nach ist ein solches Papier aber gerade am Schweizer Stellenmarkt ein Muss.
Denn: viele Personalprofis wollen sehen, dass Sie sich schon für die Chance zum Bewerbungsgespräch ins Zeug legen. Leider klingen viele Motivationsschreiben, die ich in meiner Praxis erhalte, nach «copy and paste» – ohne jegliche Emotion. Niemand will sowas lesen. Begleitschreiben haben vielmehr persönlich zu sein und auf den Punkt, um meine Neugier zu wecken.
Das sind die Tipps dazu:
- Schreiben Sie den oder die Personalverantwortliche mit Namen an, anstatt «sehr geehrte Damen und Herren». Lassen Sie jedoch die Grussformel nicht weg und leisten Sie sich keine Fehler in den Namen.
- Sorgen Sie für ein einheitliches Schriftbild und nutzen Sie nur eine Schriftart. Beachten Sie die Briefregeln des jeweiligen Landes.
- Kommen Sie zuerst darauf zu sprechen, wie Sie dem Arbeitgeber nützen können, bevor Sie auf Ihre Bedürfnisse formulieren.
- Finden Sie einen persönlichen Bezug zur Firma, zum Brand, den Produkten – oder gar zur Person, die Sie einstellen soll.
- Achten Sie besonders auf Grammatik und Orthografie, wenn Sie Textbausteine von anderswo übernehmen.
- Schreiben sie aktiv, das heisst: verwenden Sie mehr Verben statt Nomen, vermeiden Sie Passiv-Konstruktionen (die mit …werden) und Schachtelsätze.
- Wenn Sie sich in einer Fremdsprache bewerben, überprüfen Sie Ihren Text sorgfältig und lassen Sie diesen von einem Muttersprachler durchsehen.
- Halten Sie sich kurz. Fünf Abschnitte reichen aus, schreiben Sie niemals mehr als eine Seite.
- Fügen Sie Ihre Koordinaten im letzten Abschnitt an. Wichtig sind insbesondere Telefonnummer und Mail-Adresse. Sorgen Sie dafür, dass letztere nicht unfreiwillig komisch oder schlüpfrig klingt. Adressen wie «Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!» kommen nicht infrage.
- Bleiben Sie formell im Stil und vermeiden Sie Slang. Das ist ein Bewerbungsschreiben und kein Chat – und Sie wollen als Profi rüberkommen.
Das Umfeld für die Stellensuche mag zwar derzeit schwierig sein. Aber wenn Sie sich an die Tipps und Regeln halten und vor allem Ihr Gegenüber im HR wie jemanden behandeln, an denen Ihnen persönlich etwas liegt, dann steht es gut um Ihre Jobchancen.