Das ist bei Familienunternehmen anders. Bei uns spiegelt sich der unternehmerische Geist der Eigentümerfamilie stark in der Kultur der Bank wider.

Was heisst das konkret?

Wir erwarten von den Mitarbeitenden, dass sie sich und ihre Ideen einbringen. Dazu bieten wir ihnen viel Gestaltungsfreiheit. Die Mitarbeitenden sind quasi Unternehmer im Unternehmen. Deshalb ist die Wertschätzung jedes Einzelnen grösser.

Die LGT wächst international. Welchen Einfluss hat dies auf die Unternehmenskultur?

Durch das kontinuierliche Wachstum in den vergangenen 20 Jahren hat sich die «LGT-Familie» von einem fast rein liechtensteinischen Unternehmen zu einer internationalen Community gewandelt. Heute arbeiten gut zwei Drittel unserer rund 3'000 Beschäftigten ausserhalb Liechtensteins.

Dabei ist es uns gelungen, die spezielle Kultur eines Familienunternehmens zu erhalten. Hierzu hat sicher die starke Präsenz der Familie im Unternehmen, dann aber auch die Kontinuität im Topmanagement und unter den Mitarbeitenden beigetragen.

«Der Markt in der Schweiz, insbesondere in Zürich, ist sehr kompetitiv»

Neue Mitarbeitende durchlaufen ein Einführungsprogramm, und wir versuchen, die kulturelle Integration durch verschiedene Massnahmen zu fördern. Auch unsere Corporate University, die Liechtenstein Academy, ist hier ein Faktor. Deren Programme bieten den Mitarbeitenden Weiterbildungsmöglichkeiten. Dabei steht nicht die traditionelle Fachausbildung, sondern die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung im Vordergrund.

Gemäss der LGT Website sind zahlreiche Stellen in verschiedenen Märkten vakant. Wie schwierig ist es, diese Stellen zu besetzen?

Das ist von Land zu Land unterschiedlich. Der Markt in der Schweiz, insbesondere in Zürich, ist sehr kompetitiv. Da hilft uns unser guter Ruf. In Liechtenstein wird es zunehmend schwieriger, Fachkräfte zu finden, da der Markt mehr oder weniger unter den Branchenvertretern aufgeteilt ist.

«Bei uns gibt es eine Leistungskultur, aber sicher keine Ellenbogenmentalität.»

Wir versuchen, unsere Rekrutierungsziele über alternative Wege und durch die intensive Pflege des Netzwerkes zu erreichen.

Was spricht denn für den Standort Liechtenstein?

In Liechtenstein ist der Hauptsitz der LGT, und auch die Fürstliche Familie sowie das Management der Bank sind vor Ort. Wer sich mehr Nähe zur Eigentümerfamilie und zur Geschäftsleitung wünscht sowie die Kultur der LGT schätzt, wird sich hier wohlfühlen. Vaduz ist zudem zentraler und näher als man denkt. Ich pendle selbst vom Zürichsee nach Liechtenstein.

Die LGT sucht Senior-Kundenberaterinnen und -Kundenberater für alle Standorte. Wie gelingt es Ihnen, Interessenten zu überzeugen?

Was uns auszeichnet, sind die offene Unternehmenskultur und die flachen Hierarchien. Unternehmerisch ausgerichteten Kundenberaterinnen und -beratern bieten wir eine ausgezeichnete Plattform, um sich zu entwickeln. Bei uns gibt es eine Leistungskultur, aber keine Ellenbogenmentalität und vor allem keine produktbezogenen Verkaufsziele. Wir suchen Berater und keine Verkäufer.

«Auch die Mitglieder der Fürstlichen Familie stehen bei Events zur Verfügung»

Mit neuen Mitarbeitenden in der Kundenberatung wird ein realistischer Zeitplan vereinbart, in dem sie ihren Businessplan erfüllen können. Das Management ist für die Kundenberaterinnen und Kundenberater greifbar. Auch die Mitglieder der Fürstlichen Familie stehen bei Events mit Kunden oder bei Bedarf für Kundengespräche zur Verfügung.

Schweizer Grossbanken haben in den letzten Jahren Tausende von Stellen abgebaut oder ins Ausland verlagert. Die Digitalisierung bedroht weitere Arbeitsplätze. Wie geht die LGT mit diesen Herausforderungen um?

Die LGT hat in den vergangenen Jahren keinen einzigen Mitarbeiter wegen Überkapazität entlassen. Wir haben keine Hire-and-Fire-Politik, und wir haben in den vergangenen Jahren auch keine Teams nur um des Wachstums willen eingestellt.

«Der Kunde will sich nicht mit einem Roboter unterhalten, sondern mit seinem Berater»

Zukäufe von Firmen und der Ausbau von Teams werden sehr überlegt getätigt. Weil wir in der Vergangenheit nie nach oben übertrieben haben, müssen wir jetzt auch nicht das Steuer scharf herumreissen. Mit der zunehmenden Digitalisierung sind sicherlich neue Kompetenzen gefragt. Das heisst für uns aber nicht, dass wir Stellen abbauen. Vielmehr ist unser Ziel, die Mitarbeitenden auf diesen technologischen Wandel vorzubereiten und diesen mit ihnen zu gestalten.

Welche Fähigkeiten müssen Kundenberaterinnen und Kundenberater mitbringen?

Wissen und Erfahrung sind wichtig, ebenso die digitale Affinität. Entscheidend ist aber nach wie vor die Persönlichkeit des Mitarbeitenden, insbesondere seine Fähigkeit, zu Kunden eine langfristig tragfähige Beziehung aufzubauen. Das Private Banking ist nach wie vor ein People Business.

Der Kunde will sich nicht mit einem Roboter unterhalten, sondern mit seinem persönlichen Berater oder mit seiner Beraterin – unterstützt von technologischen Möglichkeiten. Wer bei der LGT tätig sein will, muss unternehmerisch denken und auch bereit sein, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln.


Natalie Merkofer leitet seit April dieses Jahres das gruppenweite Human Resources der LGT. Die 45-Jährige stieg nach der Matura in den Personalbereich ein und verfügt über einen Bachelor in Finance und Banking sowie über einen Master in Human Capital Management. Im Jahr 2010 stiess sie als HR Business Partner zu LGT Capital Partners.