Die tiefen Bewertungen der Small Caps auf dem Alten Kontinent bleiben bei Private-Equity-Akteuren und Large Caps, die auf der Suche nach innovativen und profitablen Unternehmen sind, nicht unbemerkt. Zahlreiche Übernahmen haben schon stattgefunden, und das Feld ist weit offen für weitere.

Von Franck Sabbah, Head of Sales Asset Management Continental Europe bei Berenberg

Am 13. Mai 2024 gab die Private-Equity-Gesellschaft EQT ein Angebot über 1,51 Milliarden Dollar ab, um die Kontrolle über das schwedische Unternehmen OX2 zu übernehmen. Den Aktionären dieses börsennotierten Unternehmens, das sich auf erneuerbare Energien spezialisiert hat, wird eine Prämie von 43 Prozent im Vergleich zum Kurs vor der Abgabe des Angebots angeboten.

Diese Transaktion ist kein Einzelfall. In den vergangenen 18 Monaten haben sich Vorgänge dieser Art vervielfacht, was durch das niedrige Bewertungsniveau der kleinen Akteure in diesem Sektor begünstigt wurde. Es stimmt, dass die Small Caps durchaus das Zeug dazu haben, die Begehrlichkeiten von Private-Equity-Akteuren auf der Suche nach innovativen und preiswerten Unternehmen zu wecken.

Prämie von mehr als 100 Prozent

Zahlreiche Unternehmen, deren Bewertungen trotz überzeugender Geschäftsmodelle nicht immer überzeugend wirken, sind Gegenstand von Übernahmeangeboten mit interessanten Prämien, die für das Jahr 2022 durchschnittlich 40 Prozent betragen haben*.

Im November 2023 wurde dem britischen Anbieter der Unternehmenssoftware Sopheon sogar eine Prämie von über 100 Prozent von Wellspring Worldwide angeboten, einem amerikanischen Anbieter von Softwarelösungen, der seinerseits von einem Private-Equity-Spezialisten im Technologiesektor, Resurgens Technology Partners, kontrolliert wird.

Potenzieller Pool von über 5’000 Werten in Europa

Auf dem Markt für kleine und mittlere Unternehmen gibt es zahlreiche innovative und verfügbare Nuggets, insbesondere im Teilbereich der europäischen Small Caps (unter 5 Milliarden Euro). Sicherlich können von grossen börsennotierten Konzernen oder Private-Equity-Akteuren initiierte M&A-Transaktionen dazu führen, dass innovative und qualitativ hochwertige Unternehmen von der Börse genommen werden.

Dennoch bleibt den Anlegern ein beträchtliches Feld an Möglichkeiten. Wir schätzen, dass es in Europa etwa 5’000 kotierten Kleinunternehmen gibt. Dies bietet Anlegern, die auf der Suche nach innovativen Unternehmen in Nischenmärkten sind, gute Chancen.

Günstiger Faktor

Im Juni senkte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen, was ein günstiger Faktor für die Belebung der Finanztransaktionen in Europa ist. Die Large Caps verfügen über reichlich Liquidität, um diese Art von Transaktionen bei kleinen Unternehmen mit einer insgesamt soliden Finanzlage durchzuführen.

Im März 2024 und unter Berücksichtigung von etwa 90 Aktien, die in der Berenberg-Strategie enthalten sind, bieten kleine europäische Aktien im Durchschnitt ein Gewinnwachstum pro Aktie von 27,8 Prozent und eine Eigenkapitalrendite (RoE) von 21,5 Prozent (Konsens für die nächsten 24 Monate**).

Äusserst widerstandsfähig

Diese Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren als äusserst widerstandsfähig erwiesen und die Gesundheitskrise, die steigenden Zinsen und die Schwierigkeiten in der Lieferkette überstanden, ohne dass dies ihre gute finanzielle Situation und ihre langfristigen Wachstumsaussichten beeinträchtigt hätte.

Quellen:
*JPM, The Smid View, September 2022
**Bloomberg, Daten bis Ende März 2024