Demographie ist Schicksal: Die Menschen werden immer älter. Dr. Tobias Reichmuth, Dr. Dr. Elisabeth Roider und Marc P. Bernegger haben aus dem Wunsch, lange gesund zu bleiben, einen besonderen Investmentansatz namens «Maximon» entwickelt. Demnächst eröffnet ihre Longevity-Klinik «Ayun» inmitten des Zürcher Bankenplatzes. Ein Treffen mit den drei Longevity-Unternehmern.


Das Umfeld für Themenfonds war auch schon besser. Das Pendel schlägt derzeit eher in Richtung festverzinsliche Papiere und passive Investments aus. Von kurzfristigen Trend-Kapriolen lassen sich die drei Maximon-Partner Tobias Reichmuth, einer breiten Öffentlichkeit bekannt als Angel Investor in der «Höhle der Löwen», Marc P. Bernegger und Elisabeth Roider nicht beirren. 

Soziodemografische Goldader

finews.ch hat die drei Unternehmer zum Gespräch in einem Zürcher Café getroffen. Und grad zu Beginn stellt Marc P. Bernegger klar: «Bei ‹Maximon› handelt es sich weder um einen Themenfonds noch um ein Private-Equity-Unternehmen.»

Im Gegenteil: Sie sind der Überzeugung, auf eine soziodemografische Goldader gestossen zu sein: Longevity. Der Umgang der Mitgründer untereinander wirkt eingespielt und harmonisch. Tobias Reichmuth hat seinen Hund Fritz mitgebracht, welcher der Unterhaltung mehr oder weniger aufmerksam folgt.

Mitgründer Tobias Reichmuth

Rasch wird die Aufgabenteilung klar: Tobias Reichmuth ist die visionäre Kraft hinter Maximon. Laut dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz» zählt er zu den 300 reichsten Schweizern. Sein Vermögen stammt aus Firmen, die er in eindrücklicher Kadenz erfolgreich aufgebaut und danach verkauft hat.

Den ersten erfolgreichen Exit bewerkstelligte er vor 21 Jahren. Auch ist er der Gründer des Investmentfonds «SUSI Partners», der schon in die Infrastruktur für erneuerbare Energien investierte, als das Thema noch nicht in aller Munde war und hat die Crypto Finance Group, die an die deutsche Börse verkauft wurde, mitgegründet.

«Schlüssel zum Verständnis der Alterungsprozesse»

Elisabeth Roider ist die medizinisch-wissenschaftliche Instanz unter den Maximon-Partnern. Sie studierte Medizin, praktizierte als Ärztin, forschte zu zellbiologischen Prozessen – «der Schlüssel zum Verständnis der Alterungsprozesse», wie sie sagt – und forschte viele Jahre in Harvard.

Bei Investment-Entscheidungen von Maximon hat sie eine Art wissenschaftliches Veto-Recht. Der Dritte im Bunde, Marc P. Bernegger, bereichert das Team mit reichhaltiger Start-up-Erfahrung. Direkt nach dem Gymnasium an der Hohen Promenade in Zürich gründete er die Freizeit-Plattform «usgang.ch», die später von Axel Springer aufgekauft wurde und er hat seither diverse Unternehmen mit aufgebaut und erfolgreich verkauft.

Als Krypto-Mann der frühen Stunde (seine ersten Bitcoin kaufte er im Jahr 2012) baute er zum Beispiel die «CfC Moritz» mit auf, deren Verwaltungsrat er heute angehört und war von Anfang an bei der «Crypto Finance Group» dabei. Beim Assetization-Startup «GenTwo» sitzt Bernegger als Investor im Advisory Board.

Möglichst lange und möglichst gesund

Mit «Langlebigkeit», erklärt Elisabeth Roider, sei der Begriff «Longevity» nur ungenügend übersetzt. Es gehe eben nicht nur darum, möglichst alt zu werden, sondern «lange möglichst gesund und aktiv zu bleiben». Ein Bedürfnis, das sich infolge der weiter zunehmenden Lebenserwartung beschleunigtund zahlreichen Geschäftsideen im Gesundheits- und Lifestyle-Bereich den Weg bereitet.

Wir erlauben uns einen kritischen Einwand: Der Trend zum längeren Leben hält seit Jahrhunderten an. Warum soll dieser ausgerechnet jetzt zur besonderen Investment-Chance avancieren?

«Megatrend»

«Wir stehen am Anfang eines Megatrends», antwortet Tobias Reichmuth. Die wichtigsten Ursachen für Alterungsprozesse, und die mit ihr verbundenen Gebrechen, hätten Carlos López-Otín mit anderen Forschern erst vor etwas mehr als zehn Jahren strukturiert dargestellt (Link zu Tobias’ Beitrag).

Und Medizinerin Roider ergänzt, dass «die biomedizinischen Fortschritte, nicht nur in neuen Therapien und Interventionsmöglichkeiten ersichtlich sind, sondern auch im Bereich der Analytik, also der Messbarkeit, Diagnostik und Früherkennung derzeit exponentiell zunehmen».

Diese Technologien rückten damit vermehrt in die Reichweite der breiten Bevölkerung. «Longevity leistet auf medizinischer und gesellschaftlicher Ebene einen Beitrag daran, dass wir möglichst lange gesund leben», sagt Bernegger. «Milliardäre, die nach dem ewigen Leben trachten, sind davon ein Zerrbild.»

Gesellschaftliche Dimension

Für Elisabeth Roider stellen die Fortschritte bei der Longevity auch einen Schlüssel zur Entschärfung gesellschaftlicher Konflikte dar, die sich durch die zunehmende Lebenserwartung ergeben. «Frühzeitige Interventionen führen - neben einer besseren Lebensqualität - auch zu tieferen Gesundheitskosten und längerer Produktivität.»

Tobias Reichmuth erzählt, dass er neue Longevity-Techniken gewissermassen in einem Experiment mit seinem Vater erprobt habe. «Er ist jetzt 75 Jahre alt. Vor ein paar Jahren ist er beim Tennis etwas kürzer getreten. Mit spezifisch auf seine DNA und Blutwerte abgestimmten Nahrungsergänzungsmitteln und einem Personal Coach haben wir erreicht, dass er wieder problemlos zwei Stunden auf dem Platz steht.»

«Operative Co-Founder»

Von anderen Investment-Ansätzen, die sich den Megatrend zunutze machen wollen, insbesondere von direkten Investitionen in Biotech-Firmen, unterscheidet Maximon, dass das Unternehmen nur in bereits anwendbare Produkte und Dienstleistungen investiert.

«Von 14 Biotech-Firmen scheitern im Durchschnitt 13 in einer ‹early stage›», erklärt Tobias Reichmuth. Wie sieht das Geschäftsmodell von «Maximon» genau aus? Die Investment-Gesellschaft sucht besonders vielversprechende Geschäftsideen mit einem Bezug zu Longevity, in die sie jeweils maximal zehn Millionen Franken an «seed capital» investiert.

«Dabei engagieren wir uns als operative Co-Founder», erklärt Bernegger. Das heisst, «Maximon» begleitet die Unternehmer durch die ersten Schritte der Firmengründung «ab Notariat» und beteiligt sich, zumindest am Anfang, aktiv am Management.

«Die wenigsten Start-ups scheitern daran, dass die Geschäftsidee schlecht wäre, sondern am Team.» Und bei der Zusammenstellung des Managements bringe Maximon seine umfangreiche Erfahrung aus dem Bereich mit ein. «Darauf verwenden wir grosse Sorgfalt; die Personalsuche nimmt bis zu zwölf Monate in Anspruch.»

Investments ab 10’000 Franken

Die Mitgründer betonen, dass sie in ihren Reihen, aber auch in ihrem wissenschaftlichen Beirat, ein «unvergleichliches Investment-Knowhow für das Longevity-Thema» versammelt hätten. Die Investments finanziert «Maximon» einerseits durch die insgesamt sechs Partner, zu denen auch Reichmuth, Roider und Bernegger gehören – hier haben sie gemeinsam 10 Millionen Franken investiert.

Andererseits nimmt das Unternehmen auch Gelder externer Investoren entgegen, die ab einem Betrag von 500’000 Franken direkt in den Co-Investment-Fund von «Maximon» oder ab 10’000 Franken indirekt über sogenannte AMCs (Actively Managed Certificates) investieren können.

50 Prozent über Business Plan

Bislang hat «Maximon» fünf Firmen in der Longevity-Welt mit aufgebaut. Dazu gehören «AVEA», ein Hersteller von «wissenschaftlich fundierten und erprobten Nahrungsergänzungsmitteln», die zum gesunden Älterwerden beitragen. «Mit ‹AVEA› sind wir fünfzig Prozent über Businessplan», berichtet Marc P. Bernegger.

Das Unternehmen hat alleine im Monat April einen Umsatz von 1,9 Millionen US-Dollar erzielt. Weiter gehört zum «Maximon»-Universum die Big-Data Plattform «Biolytica», welche aus «Wearable»-Daten (wie zum Beispiel Fitnesstrackern), sowie genetischen und anderen Labordaten Longevity-Medizin und -coaching im grossen Stil ermöglicht.

Zudem ist die auf die auf Female Longevity spezialisierte «Frieda Health» und die Firma «Mana», welche sich auf altersgerechtes Co-Living spezialisiert hat – ein Projekt, das Tobias Reichmuth besonders am Herzen liegt: «Unser Vorbild dafür war ‹The Villages› in den USA, die 350’000 altersgerechte Wohneinheiten in Florida bereitstellen.»

«Purpose» verlängert Leben

Der besondere Twist dabei ist, dass sich alle Bewohner dazu verpflichten, zum Gemeinwesen beizutragen. Wer zum Beispiel einen grünen Daumen hat, hilft bei der Gartenarbeit. Wer besonders gut singt, gibt seinen Mitbewohnern Gesangsunterricht.

«Es gibt gute wissenschaftliche Evidenz dafür, dass die Sinnhaftigkeit des eigenen Daseins (‹purpose›) lebensverlängernd wirkt», so Elisabeth Roider.

Neu in Zürich: Longevity-Klinik «Ayun»

Der nächste Siebenmeilen-Schritt im Longevity-Universum von «Maximon» findet aber in Zürich statt. Hier steht «Ayun», die fünfte Portfolio-Gesellschaft, kurz davor, ihre Walk-In-Klinik für Longevity zu eröffnen. Und zwar an der prominent im Herzen des Schweizer Finanzplatzes gelegenen Uraniastrasse 18.

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Eingangsbereich der neuen Longevity-Klinik «Ayun». (Bild zVg)

Auf 580 Quadratmetern und drei Etagen werden hier personalisierte Diagnostiken und darauf aufgebaute Treatments für ein längeres und gesünderes Leben geboten. «Für einen Jahresbeitrag ab 5’500 Franken erhalten Interessenten hier eine höchst individuell abgestimmte Betreuung, die bislang nur Multimillionären vorbehalten war», führt Marc P. Bernegger aus.

Die Eröffnung wird diesen Juli stattfinden.

Investment-Fenster schliesst sich

Vor Anfragen potentieller Firmengründer kann sich «Maximon» kaum retten. Im vergangenen Jahr habe man über 10’000 Bewerbungen erhalten. «Für ein erstes Screening mussten wir aus Kapazitätsgründen auf ChatGPT zurückgreifen», so die drei Partner.

Noch bis Ende Jahr sammelt «Maximon» Kundengelder. Anschliessend wird der Longevity-Fonds geschlossen. «Bei all unseren Firmen suchen wir einen profitablen Exit innert zehn Jahren.»


Wenn Sie sich als qualifizierter Investor für eine Beteiligung an «Maximon» und deren Longevity-Startups interessieren, kontaktieren Sie am besten Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.


Marc P. Bernegger begann seine Unternehmer-Laufbahn im Jahr 1999, direkt nach dem Gymnasium, mit der Gründung der Partyplattform «usgang.ch», die später von «Axel Springer Media» übernommen wurde. Er ist auch Mitgründer von «amiando», einer Ticketing-Plattform, die 2010 von «Xing» im 2010 gekauft wurde. Ferner gehörte er bis zum Verkauf dem Verwaltungsrat der «Crypto Finance Group» an. Neben der Mitbegründung des Langlebigkeits-Unternehmens «Maximon» und «Longevity Investors» hat er den Fonds «AltAlpha Digital» ins Leben gerufen und ist unter anderem im Verwaltungsrat von «CfC St. Moritz» und im Advisory Board von «GenTwo» aktiv. Der Serien-Tech-Unternehmer beobachtet die Entwicklungen im Bereich der Langlebigkeit seit 2009.

Dr. Tobias Reichmuth widmet sich seit seinem 21. Lebensjahr dem Aufbau von Unternehmen. Sein erstes Start-up verkaufte er im Jahr 2003, baute danach Europas führenden Klimawandel-Infrastrukturfonds «SUSI Partners» auf, war Mitbegründer der «Crypto Finance Group» und «The Singularity Group». Er ist in mehr als 20 Start-ups investiert. Im Jahr 2020 gründete er zusammen mit Marc P. Bernegger die «Longevity Investors Conference«. Tobias Reichmuth ist ein «Löwe» in der Schweizer TV-Investoren-Show «Höhle der Löwen» und strebt ein gesundes Leben bis ins Alter von 120 Jahren an.

Dr. Dr. Elisabeth Roider, MD, PhD, MBA, FEDBV ist eine international renommierte Ärztin, die in München, Boston und Zürich lernte. Sie arbeitet am Universitätsspital Basel und an der Harvard Medical School. Dabei umfasst ihr multidisziplinäres Team Ärzte, Spezialisten für klinische Studien, Biochemiker, Spezialisten für maschinelles Lernen, und Biostatistiker. Ihre Arbeit hat zu verschiedenen hochkarätigen Veröffentlichungen, Patenten und Auszeichnungen geführt. Mit ihrem Engagement bei «Maximon» möchte sie Wissenschaftler und Ärzte dabei unterstützen, Innovationen in gesellschaftlich gewinnbringende Lösungen und Produkte zu verwandeln.