Der Inflation Reduction Act wurde im vergangenen Jahr vom US-Kongress verabschiedet. Mit ihm soll der Übergang der US-Wirtschaft zu sauberer Energie beschleunigt werden.

Von Thiemo Lang, Senior Portfolio Manager, Team für nachhaltige thematische Aktien, Polar Capital (Schweiz), Zürich

Bedauerlicherweise hat dies auch zu erheblichen transatlantischen Spannungen geführt: Die Förderung der lokalen Produktion durch massive Steuergutschriften gilt als protektionistisch und nicht im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation.

Als Reaktion darauf hat die Europäische Kommission Anfang dieses Jahres den «Industrieplan zum Grünen Deal» vorgestellt, der eine Aktualisierung des europäischen «Grünen Deal» darstellt. Darin wird erneut das Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 mit einer Senkung der Netto-Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 angesprochen.

Hierzu setzt die europäische Strategie auf eine höhere Besteuerung der CO-Emissionen und zieht Verhandlungen der Freihandelsabkommen einer Einführung von stärkeren protektionistischen Elementen vor.

Der Grüne Deal in seiner Gesamtheit

Der Industrieplan zum Grünen Deal schafft mit der «Netto-Null-Industrie-Verordnung» und der «Verordnung über kritische Rohstoffe» einen Rahmen, in dem weniger auf Importe und mehr auf eigene Lieferketten gesetzt wird. Ziel ist auch eine Beschleunigung des Genehmigungsverfahrens auf maximal zwei statt bisher sieben Jahren. Die Finanzierung soll durch eine Kombination aus staatlichen Beihilfen und direkten Subventionen erfolgen.

Die Netto-Null-Industrie-Verordnung setzt auf einen Ausbau der Fertigung mit sauberen Technologien in der EU mit dem Ziel, bis zum Jahr 2030 mindestens 40 Prozent der in der EU benötigten Volumina lokal herzustellen – unter Beibehaltung der Klima- und Energieziele der EU für 2030, sowie des Netto-Null-Ziels für 2050. Das sollte Unternehmen der Lieferketten von Windturbinen, Wärmepumpen, Solarpaneele, erneuerbaren Wasserstoff, Batterien und CO2-Speicherung zugutekommen.

Versorgungssicherheit der EU erhöhen

Mit dem Gesetz über kritische Rohstoffe will die EU den Zugang zu strategischen und kritischen Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Seltenen Erden sicherstellen und so die Versorgungssicherheit der EU erhöhen. In ihm wird auch das Ziel gesetzt, dass kein Drittland mehr als 65 Prozent eines strategischen Rohstoffs liefern soll.

Der europäische Grüne Deal baut auch auf dem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft und dem REPowerEU-Plan auf, mit dem im Jahr 2022 auf die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine reagiert wurde.

Erzeugung sauberer Energie

Im Mittelpunkt des REPowerEU-Plans stehen das Energiesparen und die Diversifizierung der Energieversorgung der EU – beides schon recht erfolgreich angestossen – sowie die Erzeugung sauberer Energie, wobei sicherlich noch Nachholbedarf besteht.

Am 30. März 2023 wurde ein Vorschlag zur Erhöhung des Ziels für den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch auf bis zu 45 Prozent für das Jahr 2030 eingebracht – signifikant höher im Vergleich zum früheren Ziel von 32 Prozent, und im Vergleich zum Anteil von 22 Prozent im Jahr 2022. Die installierte Kapazität von Wind- und Solarenergie sollte sich in diesem Zeitraum dabei mehr als verdreifachen.

Sektorspezifische Ziele

Die überarbeitete Richtlinie verschärft nun die Zielvorgaben für Gebäude, Industrie und Verkehr. Die Energienutzung in Gebäuden ist der grösste Sektor in der EU, verantwortlich für über 40 Prozent des Energieverbrauchs. Das neue unverbindliche Ziel eines Anteils von mindestens 49 Prozent erneuerbarer Energien in Gebäuden bis 2030 soll die Mitgliedstaaten dazu veranlassen, Anreize für die Wärmepumpentechnologie zu schaffen, eine der effizientesten Möglichkeiten, den Energieverbrauch zu senken und die Nutzung grüner Energie durch Elektrifizierung zu erhöhen.

Der Verkehrssektor ist der zweitgrösste Sektor in Bezug auf den Energieverbrauch. Ein neuer Rahmenplan zur Reduzierung von Treibhausgasen wurde beschlossen, welcher die Förderung von synthetischen Kraftstoffen beinhaltet.

Potenziell eine gute Wahl

Wir begrüssen zwar den Druck auf den Verkehrssektor auf grüne Energie umzusteigen, aber Personenkraftwagen betrieben mit synthetischen Kraftstoffen sind aufgrund ihres geringeren Gesamtwirkungsgrades im Vergleich zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeuge wirtschaftlich ungünstiger.

Sie sind potenziell jedoch eine gute Wahl für die Luftfahrt, das in den vergangenen Jahrzehnten am schnellsten wachsende Segment im Verkehr (vgl. nachstehende Grafik).

Transportmittel im Überblick

Grafik Polar 500

(Grafik zum Vergrössern anklicken)

Ein Hauptpfeiler des EU-Rahmenplans für saubere Energien ist die Förderung von grünem Wasserstoff. Mithilfe einer neuen Bank, der European Hydrogen Bank, sollen Investitionen beschleunigt und die Kostendifferenz zwischen grünem und grauem Wasserstoff eliminiert werden. Zur Erreichung der grünen Wasserstoffproduktionsziele bis 2030 sind nach EU Angaben Investitionen in Höhe von 335 bis 471 Milliarden Euro erforderlich.

Dazu zählen insbesondere auch 200 bis 300 Milliarden Euro für die zusätzliche Erzeugung erneuerbarer Energien – ein wichtiger Wachstumsmotor für die führenden Unternehmen in diesem Bereich.

Erfolgversprechende Zukunft

Insgesamt wird der Grüne Deal der EU zu einem starken Anstieg der Produktionskapazitäten in den Bereichen der erneuerbaren Energien und des grünen Wasserstoffs führen. Eine weitere Vereinfachung der Gesetzgebung bei der Vergabe von Genehmigungen wird dies unterstützen.

Wir sind überzeugt davon, dass die am besten positionierten Unternehmen in den Teilsektoren der sauberen Energien eine sehr erfolgsversprechende Zukunft vor sich haben.

  • Weitere Informationen zu Smart Energy finden Sie hier.

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