Seit der Goldkurs im Juni endgültig unter die Unterstützung bei 1'300 Dollar je Feinunze gefallen ist, hat sich die Talfahrt in diesem Jahr deutlich beschleunigt. Aktuell liegt der Preis des Edelmetalls mit 1'225 Dollar je Feinunze knapp 6 Prozent tiefer als Anfang 2018 und sogar fast 10 Prozent unter dem Jahreshoch.

Von Christos Maloussis, Marktanalyst bei der IG Bank

Insbesondere in Zeiten politischer Unsicherheit und des Handelskonflikts zwischen den USA und dem Rest der Welt scheint die aktuelle Bewegung in Gold sehr ungewöhnlich und kehrt die Tradition des gelben Edelmetalls als «sicheren» Hafen teilweise um.

Ein Grund hierfür ist in der Zinswende in den USA zu sehen. Zum einen locken die höheren Renditen Investoren in den US-Bondmarkt, zum anderen wertet der Kapitalfluss in US-Anleihen den «Greenback» auf. Der Dollar-Index stieg seit Jahresanfang in der Spitze um mehr als 4 Prozent.

Politische Störfeuer

Gleichzeitig liegt die negative Korrelation zwischen dem Dollar-Index und dem Goldpreis derzeit mit -0.6320 (Zeitraum: ein Jahr auf Tagesbasis) auf Vor-Krisenniveau – in den Jahren zwischen 2008 und 2016 lag dieser Wert auf Jahressicht konstant unter -0.40.

Die Investoren scheinen sich derzeit von den politischen Störfeuern eines Donald Trumps immer nur kurzzeitig beeinflussen zu lassen und sehen, in ihrer Suche nach Rendite, keine Notwendigkeit in Gold zu investieren.

Weniger Hochzeiten

Gleichzeitig kommt hinzu, dass sich in der ersten Jahreshälfte die Nachfrage nach physischem Gold verlangsamt hat. So haben beispielsweise die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) seit Jahresbeginn eine 5-prozentige Mehrwertsteuer auf Luxusgüter eingeführt welche die Nachfrage nach Schmuck deutlich reduziert hat. Auch in Ländern wie Indien und China, wo traditionsbedingt Gold bei festlichen Anlässen verschenkt wird, ist die Nachfrage saisonal bedingt eingebrochen.

In den Monaten Juni und Juli finden aufgrund der Regensaison weniger Hochzeiten statt, und somit leidet die Nachfrage dann. Diese Tendenz dürfte sich ab August wieder ändern. Auch in den VAE steht zur Debatte, für Touristen eine Rückerstattung der Steuer zu ermöglichen, was die Nachfrage wieder ankurbeln dürfte.

Hält die wichtige Unterstützung bei 1'200 Dollar?

IG Gold Juli 500
(Quelle: ProRealTime)

Bei 1.215 Dollar verläuft die 61,8 Prozent Fibonacci Retracement-Linie (Dezember 2016 / April 2018), die für Gold als erste Unterstützung dienen sollte. Wichtiger wird jedoch die psychologisch wichtige Marke von 1'200 Dollar sein, die in den kommenden Wochen getestet werden könnte. Sollten wir unter diese Unterstützung fallen, sollte eine schnelle Anschlussreaktion bis auf das Tief von Dezember 2016 bei 1'122 Dollar erfolgen. Indikatoren wie der MACD, der Relative-Stärke-Index und der 200-Tage-gleitende-Durchschnitt (exponenziell) bestätigen das aktuell negative Momentum für Gold.

Für die Goldbullen bleibt also zu hoffen, dass die Marke von 1'200 Dollar je Feinunze als Unterstützung hält und die US-Notenbank eine Verlangsamung der Zinserhöhungen verkündet und somit dem Dollar den Wind aus den Segeln nimmt.


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