Wie können Investoren den steigenden Anleiherenditen begegnen? Ein Schlüssel dazu ist, das Anlageuniversum zu erweitern – um eine Kombination aus Aktien und Anleihen.

Von Lewis Aubrey-Johnson, Head of Fixed Income Products (Invesco/Henley)

Interessante relative Werte sehen wir etwa bei nachrangigen Finanztiteln, Hochzinsanleihen und in Schwellenländern. Auch einige Segmente des globalen Aktienmarktes halten wir für perspektivreich. Entscheidend bleibt dabei auch künftig das richtige Verhältnis von Risiko und Ertrag.

Wer nach regelmässigen Erträgen sucht, sieht sich seit Jahren einem herausfordernden Marktumfeld gegenüber. Trotz der jüngsten Anstiege bleibt das Renditeniveau in absoluten Zahlen niedrig. Darum kann die Volatilität des Anleihenmarktes schnell zu einer Erosion des investierten Kapitals führen.

Anstieg führte zu Verwerfungen

Ein Beispiel hierfür war Anfang Februar 2018 die Volatilität an den Märkten für Staatsanleihen. Die Inflationsdaten waren höher ausgefallen als erwartet; dies veranlasste den Markt zu der Annahme, dass die US-Zinsen schneller steigen müssten als zuvor angenommen. Als «risikoloser» Vermögenswert, der die Preisbildung in weiten Teilen des Finanzmarktes unterstützt, führte der Anstieg der Renditen von US-Treasuries zu Verwerfungen – über alle Anlageklassen hinweg.

So verloren beispielsweise Investment-Grade-Anleihen amerikanischer Unternehmen im Februar 1,5 Prozent an Wert. (1,8 Prozent war auf die Volatilität des Anleihekurses zurückzuführen, wobei die Erträge nur 30 Basispunkte der Rendite kompensierten.)

Herausforderung annehmen

Anleger suchen in diesem Niedrigzinsumfeld nach Wegen, um der Herausforderung steigender Anleiherenditen zu begegnen. Wir sind überzeugt, dass eine Möglichkeit darin besteht, das potenzielle Anlageuniversum zu erweitern und sowohl Anleihen als auch Aktien in eine kombinierte Anlagestrategie einzubeziehen.

Während einige Marktsegmente für höhere Renditen von Staatsanleihen anfällig erscheinen – speziell langfristige, niedrig verzinsliche Anleihen –, sehen wir in einigen Bereichen immer noch interessante relative Werte. In den Rentenmärkten sind dies nachrangige Finanztitel, Hochzinsanleihen und Titel aus Schwellenländern. Auch Teile des globalen Aktienmarktes halten wir für perspektivreich.

Vergleich der Renditen über verschiedene Sektoren hinweg

Sektor/Assetklasse Rendite
Contingent Capital (CoCo) 6.4%
Hochzinsanleihen  
Europäische Währung 3.8%
USA 6.5%
Schwellenländer  
Hartwährung Staatsanleihen 4.6%
Lokalwährung Staatsanleihen 4.8%
Hartwährung Unternehmensanleihen 4.8%
Landeswährung Unternehmensanleihen 4.9%
Globale Aktien 2.4%

Quelle: Bloomberg und ICE BofAML. Stand: 30. April 2018. (Rendite ist Rendite bis zur Fälligkeit und Dividendenrendite)

Nachrangige Finanzwerte

Einige Zeit lang haben wir uns auf nachrangige Finanzwerte konzentriert, insbesondere auf den Bankensektor, der weiterhin starke Fundamentaldaten aufweist. Doch heute ist viel von den Übertreibungen in diesem Sektor verschwunden. Daher sinkt unsere Allokation in diesem Sektor, da Anleihen fällig werden und Zuflüsse den Anteil der Bestände verringern. In bestimmten Fällen gibt es hier jedoch immer noch wertvolle Ertragsquellen.

Dabei gibt es zwei Schwerpunkte. Einer davon sind «Legacy Tier 1»-Bankanleihen1. Diese hochverzinslichen Anleihen wurden vor dem Basel-III-Abkommen emittiert und werden heute nicht mehr herausgegeben. Darum bezahlen Banken sie in der Regel zum Kündigungstermin zurück.

Fokus auf systemrelevanten Emittenten

Ihr Ersatz in der Kapitalstruktur sind eine Spielart von bedingten Pflichtwandelanleihen2, bekannt als «Additional Tier 1»-Bankanleihen. Diese sind eine weitere mögliche Einnahmequelle. Die fundamentale Qualität der Bank ist bei diesen Anleihen entscheidend.

Unser Fokus liegt auf grossen systemrelevanten Emittenten, und wir bevorzugen Häuser mit starkem Fokus auf das Endkundengeschäft oder die Vermögensverwaltung. Diese weisen in der Regel ein konstanteres Ertragsprofil auf. Die modifizierte Duration3 des ICE BofAML CoCo-Index lag zum 30. April 2018 bei 4,0. Diese relativ geringe Duration trägt dazu bei, die Auswirkungen steigender Renditen von Staatsanleihen abzumildern.

Hochzinsanleihen

Insgesamt sind die Renditen und Credit Spreads von europäischen Hochzinsanleihen nach wie vor sehr niedrig. Einige Marktbereiche halten wir dennoch für chancenreich. Dazu können Neuemissionen zählen, die Renditeaufschläge bieten. Auch «Fallen Angels» können dazugehören: also herabgestufte ehemalige Investment-Grade-Unternehmen, deren Turnaround-Pläne wir für zielführend halten.

Weitere Chancen eröffnen sich in Branchen, die derzeit unter Druck stehen, in denen wir jedoch an ausgewählte Unternehmen glauben. Ein Beispiel ist der britische Einzelhandel. Veränderte Konsumgewohnheiten verändern die traditionellen Geschäftsmodelle des Handels – doch das bedeutet nicht automatisch, dass alle Unternehmen in Schieflage geraten.

Einige werden gedeihen. Angesichts der zusätzlichen Risiken sind die Anleiherenditen in der Branche derzeit höher. Zum 30. April boten die britischen Einzelhandelsunternehmen im Bloomberg Barclays High Yield (GBP) ex Fins Index im Durchschnitt eine Rendite von 10,7 Prozent. Beim Gesamtindex lag die Rendite bei nur 5,7 Prozent.

Interessante Bewertungen in Schwellenländern

Neben starken Fundamentaldaten weisen viele Schwellenländeranleihen Bewertungen auf, die wir für interessant halten. Zudem wirken sich das weltweit synchron verlaufende Wirtschaftswachstum und der zunehmende Welthandel positiv auf dieses Marktsegment aus. Zwar können sich steigende US-Zinsen und ein höherer US-Dollar negativ auf Anleihen aus Schwellenländern auswirken. Wir sind jedoch der Ansicht, dass die zusätzliche Rendite und die stärkeren Fundamentaldaten ein angemessenes Polster für die Gesamtrendite darstellen.

In einem breiten Bereich des Rentenmarktes können auch länder- und unternehmensspezifische Faktoren Chancen eröffnen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist Südafrika. Ende 2017 wurde Cyril Ramaphosa zum Leiter des African National Congress (ANC) gewählt. Nach dem Rücktritt von Jacob Zuma übernahm er auch das Präsidialamt. Viele Beobachter trauen Ramaphosa zu, die Wirtschaft des Landes und die Beziehungen zu den Finanzmärkten wiederherzustellen. Sowohl die Staatsanleihen als auch die Währung Südafrikas haben sich nach seiner Wahl stark erholt.

Attraktive Aktienrenditen

In den oben genannten Bereichen des Rentenmarktes sehen wir noch relativ attraktive Renditen. Doch auf Ebene einzelner Unternehmen gilt: Die Eigenkapitalrendite ist in vielen Fällen höher als die Anleiherendite. Daraus leiten wir unsere Strategie ab: Nach attraktiv bewerteten Unternehmen suchen, denen wir zutrauen, dass sie über den Konjunkturzyklus hinweg ihre Gewinnspannen erhalten können und die wachsende und nachhaltige Dividenden erzielen.

Wir suchen Unternehmen, von deren Qualität wir überzeugt sind, mit attraktiven Geschäftsmodellen und soliden Bilanzen sowie einem konservativen Verschuldungsgrad. Auf regionaler Ebene ziehen wir darum Europa den USA vor. Mit Blick auf die Sektoren bieten «defensive» Bereiche wie Verbrauchsgüter und Versorgungsunternehmen unserer Einschätzung nach nur begrenzte Perspektiven. Wir bevorzugen derzeit zyklischere Sektoren wie Energie, Industrie und Finanzen, in denen wir die Bewertungen für attraktiver halten.

Blick in die Zukunft

Natürlich sind die anhaltend niedrigen Renditen eine fortgesetzte Herausforderung – doch es bleiben Ertragschancen bestehen, die wir ausschöpfen wollen. Entscheidend ist dabei wie immer: Zusätzliche Risiken müssen durch entsprechende Ertragschancen kompensiert werden.

Diese Sichtweise zieht sich als roter Faden durch unseren Investmentansatz. Wir investieren das Geld unserer Kunden nur da, wo wir eine angemessene Belohnung erwarten.


1 Nachrangige Schuldverschreibungen von Banken, die dem Eigenkapital der Kreditinstitute zugerechnet werden.
2 Langfristige, nachrangige Anleihe mit meist festem Kupon, die bei Eintreten von vorab festgelegten Ereignissen (Wandlungskriterien) automatisch von Fremd- in Eigenkapital gewandelt wird.
3 Zinssensitivität einer Anleihe oder eines Portfolios; Kursänderung in Prozent, wenn sich der Marktzins um 1 Prozentpunkt ändert.


Risikohinweise Der Wert der Anlagen und die Höhe der Erträge können (unter anderem aufgrund von Währungsschwankungen) fallen oder steigen, und Anleger erhalten möglicherweise nicht den vollen Anlagebetrag zurück. Dieses Marketingdokument richtet sich ausschließlich an Investoren in der Schweiz. Stand der Daten: 31. Mai 2018. Dieser Artikel dient lediglich der Information und stellt keinen Anlagerat dar. Dieses Marketingdokument stellt keine Empfehlung dar, in eine bestimmte Anlageklasse, Finanzinstrument oder Strategie, zu investieren. Die in diesem Material dargestellten Prognosen und Marktaussichten sind subjektive Einschätzungen und Annahmen des Fondsmanagements oder deren Vertreter. Diese können sich jederzeit und ohne vorherige Ankündigung ändern. Es kann keine Zusicherung gegeben werden, dass die Prognosen wie vorhergesagt eintreten werden. Herausgeber dieser Information in der Schweiz ist Invesco Asset Management (Schweiz) AG, Talacker 34, CH-8001 Zürich. EMEA4558/2018