Der prosperierende Robotermarkt bietet viele Investitionsmöglichkeiten. Aber oft sind nicht die Produzenten spektakulärer Roboter die beste Anlage, sondern Anbieter von Robotik-Technologie, schreibt Tom Riley von Axa IM.

Tom Riley ist Fondmanager und Sektor-Experte für Industrie und Technologie bei Axa Investment Managers

Roboter faszinieren. Sie verändern die Produktionsstrukturen ganzer Industrien und haben einen enormen Einfluss auf die weltweite Wirtschaft, denn die vierte industrielle Revolution betrifft alle Branchen.

Kein Wunder, ist die Robotertechnik ein äusserst interessantes Investitionsthema geworden. Doch wie können Investoren vielversprechende Sektoren und Unternehmen ermitteln, und welche Anlagestrategie sollen sie verfolgen?

Schwellenländer rüsten auf

Die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen, und der industrielle Einsatz von Robotern hat sich vervielfacht und in sämtliche Branchen ausgeweitet.

Getrieben wird das starke Wachstum des Robotermarkts vor allem von zwei Faktoren: Einerseits werden Roboter immer effizienter, erschwinglicher und leichter zu programmieren. Sie sind deshalb auch für kleinere Unternehmen zugänglich und finden somit eine breitere Anwendung.

Höchste Roboterdichte

Andererseits schrumpft die arbeitstätige Bevölkerung wegen der demografischen Entwicklung vieler Länder, was Robotik und Automatisierung zur wirtschaftlichen Notwendigkeit macht.

In Schwellenländern wird der Robotereinsatz besonders stark zunehmen, da die Arbeitskosten steigen. China ist der grösste Wachstumsmarkt; während Korea und Japan die höchste Roboterdichte pro menschliche Arbeitskraft aufweisen, ist die Durchdringungsrate in China noch tief.

Enorme Einsparungen

Firmen aller Grössen und Sektoren sind von der digitalen Revolution betroffen, und das Volumen des globalen Robotermarkts dürfte gemäss der Branchenorganisation IFR World Robotics bis 2025 jedes Jahr um 10 bis 15 Prozent zunehmen.

Weltweit könnten Unternehmen 500 Milliarden Dollar sparen, wenn sie ihre Industrieproduktion auf den neusten Stand der Robotertechnik brächten.

Roboter als Chirurgen und Chauffeure

Besonders gross ist das Potenzial der fortschreitenden Automatisierung in den Bereichen Gesundheitswesen, Transport und Verkehr sowie bei Unternehmen, die Robotik-Technologien anbieten.

Im Gesundheitswesen ist die Chirurgie zu erwähnen – allein im Jahr 2016 wurden 750’000 Operationen mit einem Da-Vinci-Roboter ausgeführt –, aber auch die Patientenüberwachung. Selbstfahrende Autos werden sich nicht nur im Privatverkehr, sondern auch in Landwirtschaft, Bergbau, Logistik und Transportwesen zum Standard entwickeln. Robotergestütztes Fahren und Fahrerassistenz-Systeme sind schon heute flächendeckende Realität. Die Folge: Weniger Unfälle und eine deutliche Produktivitätssteigerung, da bisherige Fahrerzeit frei wird.

Spektakuläre Roboter

Unternehmen, deren Technologie die Automatisierung erst möglich macht, könnten für Investoren besonders interessant sein und längerfristig Erfinder oder Produzenten spektakulärer Roboter übertreffen.

Zu diesen Technology Enablers zählen Halbleiterproduzenten und Softwareunternehmen, die die Roboter kontrollieren und steuern, sowie zum Beispiel Anbieter von Bildverarbeitungssystemen für Industrie und Logistik. Wer auf solche Unternehmen setzt, muss nicht entscheiden, welcher Roboter sich schliesslich am Markt durchsetzen wird.

Aktive Strategie ist notwendig

Da die digitale Transformation die ganzen Wertschöpfungsketten verändert, sollten Anleger zusätzlich auch innovative Unternehmen berücksichtigen, die den Kunden ins Zentrum der digitalen Wirtschaft stellen, also verantwortlich sind für die Berührungspunkte zwischen Konsumenten und Anbietern. Die Online-Erfahrungen der Kunden – die digitale Kundenreise – werden immer wichtiger, neue Faktoren beeinflussen den Kaufentscheid.

Robotik-Investments eignen sich für erfahrene Anleger, die auf überdurchschnittlich hohes Wachstum setzen und einen langfristigen Investitionsansatz verfolgen. Eine aktive Titelselektion ist notwendig, da nur wenige Unternehmen erfolgreich sein werden, es keinen replizierbaren Index gibt und eine gründliche Analyse und viel Fachkenntnis zur Auswahl erfolgsversprechender Unternehmen unabdingbar sind.


Die Nachfrage nach industriellen Robotern ist in den vergangenen Jahren weltweit gestiegen, Grund dafür waren die fortschreitende Automatisierung und der rasante technologische Fortschritt. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken, getrieben von Investitionen in neue Produktionsanlagen sämtlicher Branchen in Schwellenländern, von der Modernisierung der Produktion in grossen Autoherstellerländern sowie von der Tatsache, dass immer mehr Halbleiter (etwa für Fahrassistenten) in Fahrzeugen verwendet werden müssen.

Früher wurde der Robotermarkt von der Automobilindustrie dominiert. Aber weil Roboter intelligenter und flexibler werden und zunehmend fähig sind, zusammen mit Menschen zu arbeiten, gelangen sie in immer mehr Industrien zur Anwendung. Im Jahr 2016 gingen 35 Prozent der globalen Roboterverkäufe an die Autobranche, mit einem Wachstum von 12 Prozent während den letzten fünf Jahren. Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie hingegen erhöhte ihren Robotergebrauch allein im Jahr 2016 um 20 Prozent. Die Elektronikindustrie wies gar eine Zuwachsrate von 41 Prozent auf, dies um mit der steigenden Kundennachfrage nach Smartphones und anderen Geräten Schritt zu halten.