Noch immer beschäftigen uns die Nachwehen der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008. Intermediäre und Banken spüren den regulatorischen Druck täglich – und ein Ende ist nicht in Sicht. Wie geht man damit um?

Von Christoph Mauchle, Mitglied des Group Executive Management der VP Bank Gruppe

Rund zehn Jahre ist es her. Anfang 2007 meldete die international agierende Bank HSBC unerwartet substanzielle Verluste auf US-Hypothekarpapieren. Was als unscheinbare Meldung begann, war der Auftakt zur grössten Konjunkturkrise seit der Grossen Depression.

Seit dem Beinah-Zusammenbruch des Finanzsystems verfolgen Regulierungsbehörden rund um den Globus das Ziel, die Struktur des Bankensystems einer grundlegenden Umstrukturierung zu unterziehen.

Viele Fragezeichen

Entsprechend ziehen die Behörden ihre Regulierungsschrauben konstant fester. Dies erfolgt in der festen Überzeugung, ursächliche Fehler zielgerichtet korrigieren zu können. Treten neue Systemschwächen zu Tage, versucht man diese mit wiederum neuen Regulierungen zu kompensieren. Dass grundsätzlich Handlungsbedarf bestand, stellt in Anbetracht der Vergangenheit wohl kaum ein Marktteilnehmer in Frage.

Betreffend Ausmass der notwendigen Regulierungen, sprich der Regulierungsdichte, sowie Umsetzungstempo klaffen die Meinungen – verständlicherweise – weit auseinander. Tatsache ist: Alle Finanzdienstleister sitzen diesbezüglich im gleichen Boot.

Fakt ist auch, dass die Umsetzung der regulatorischen Anforderungen mit hohen Kosten und personellen Ressourcen verbunden ist. Die Finanzdienstleister begegnen diesen Herausforderungen mit unterschiedlichen Antworten, denn die Themen sind oft äusserst komplex.

Nicht nur auf der Tagesagenda

Ein Weg, um die zahlreichen Regulierungshürden zu überwinden, bestenfalls sogar noch Vorteile für das eigene Unternehmen aus dieser Situation zu erzielen, ist: Regulierung als Teil der Strategie zu verstehen.

Mit der richtigen Vorgehensweise können Finanzdienstleister den Implementierungsprozess neuer Vorschriften nutzen, um ihre Strategie zu optimieren und noch besser auf die Sicherung einer nachhaltigen Geschäftsentwicklung auszurichten.

Nicht alle schaffen den Wechsel

Dies erfordert allerdings eine tiefe Kenntnis der wirtschaftlichen, sozialen und strategischen Auswirkungen der Regulierung, ein ebenso profundes Verständnis der wichtigsten Anspruchsgruppen und einen organisatorischen Ansatz, der die Regulierung auf die Agenda des CEO und seines Führungsteams setzt.

Bereits jetzt steht fest: Nicht alle Firmen werden diesen Wechsel in den kommenden Jahren schaffen.

Umfangreiches Know-How als Voraussetzung

Die regulatorischen Vorschriften haben unweigerlich eine nachhaltige Auswirkung auf das Geschäft der Banken und Intermediäre. War früher im Rahmen der klassischen Anlageberatung das Wissen über Investmentklassen oder einzelne Titel gefragt, kommen heute zunehmend internationale regulatorische Themen dazu. Entsprechend umfangreich und regelmässig müssen die Schulungen der Kundenberater sein.

Die Kunden der VP Bank werden aber auch zunehmend von Spezialisten beraten, die umfangreiches Steuer-Know-How mitbringen und im Gespräch die gruppenweite Kompetenz vermitteln können. Dieses Vorgehen bewährt sich – insbesondere vor dem Hintergrund, dass das strikte Einhalten aller regulatorischer Auflagen heute auch ein Kundenbedürfnis ist.

Schreckgespenst MiFID II

Nichtsdestotrotz gestaltet sich die Implementierung grosser Regelwerke wie beispielsweise MiFID II für die Finanzdienstleister als äusserst herausforderungsreich – insbesondere für Intermediäre.

Diese umfangreiche Direktive muss in Liechtenstein als EWR-Mitgliedsstaat bereits per 3. Januar 2018 umgesetzt werden. Vermögensverwalter, vor allem diejenigen, die auch Anlageberatung anbieten, werden ihren Anlageberatungs- und Vermögensverwaltungsprozess im Hinblick auf eine verstärkte Risikoaufklärung und bessere Kundenkenntnis anpassen müssen.

Das führt natürlich auch dazu, dass die Komplexität in der Kundenberatung weiter steigt und die Anlageberater und Vermögensverwalter entsprechend auszubilden sind. Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind die mit der Einführung von MiFID II einhergehenden, zusätzlichen Dokumentationspflichten der Banken und Vermögensverwalter.

Starke Partnerbank als Unterstützung

Umso wichtiger ist es, Intermediäre zielgerichtet in ihrer täglichen Arbeit zu entlasten. Hier sind ihre Partnerbanken gefordert. Bei der VP Bank stellen wir den Intermediärkunden beispielsweise mit ProLink eine Informationsplattform zur Verfügung, die nebst einer Vielzahl von Informationen zum Marktgeschehen insbesondere einen Wissenspool mit allen relevanten steuerrechtlichen und anderen gesetzlichen Themen bietet.

Die Plattform bereitet komplexe Themen wie FATCA, MiFID II oder den automatischen Informationsaustausch (AIA) verständlich auf. Gleichzeitig ermöglicht sie die Teilnahme an Calls zu regulatorischen Entwicklungen, bei denen ein exklusiver Austausch mit Experten der VP Bank erfolgt.

Ein passende Devise

Das sich ändernde regulatorische Umfeld ist also ein wichtiger Faktor für die Geschäftsentwicklung. Gleichermassen stark sollte man sich aber auch auf die Kundenbedürfnisse konzentrieren und vermeiden, sich von Unsicherheiten über zukünftige regulatorische Entwicklungen übermässig ablenken zu lassen.

«Aus der Not eine Tugend machen» scheint eine passende Devise für die Finanzdienstleister zu sein. In diesem Sinne wollen wir selbst den Herausforderungen möglichst proaktiv begegnen und unsere Intermediärkunden tatkräftig in der Bewältigung der regulatorischen Hürden unterstützen.


Christoph Mauchle ist seit 1. Oktober 2013 Mitglied des Group Executive Management und Head of Client Business der VP Bank Gruppe. Bis zu seinem Wechsel zur VP Bank hatte er verschiedene Funktionen bei Finanzinstituten in der Schweiz und in den USA inne.

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