Alternative Investments in Infrastruktur, erneuerbare Energie und Leasing sind wertvolle Bestandteile von Multi-Asset-Fonds. «Sie tragen zur Risikodiversifizierung bei», sagt Vincent McEntegart.

Von Vincent McEntegart, Fondsmanager bei Kames Capital

Der Bereich Infrastruktur ist ein gutes Beispiel einer alternativen Anlageklasse, die derzeit ein beachtliches Interesse auf sich zieht.

Da die öffentlichen Haushalte seit der Finanzkrise gekürzt wurden, ist der private Sektor eingesprungen, um die Finanzierung von Infrastrukturprojekten als bedeutendem Treiber wirtschaftlichen Wachstums bereitzustellen.

Niedrige Korrelation

Es wurden zahlreiche kotierte Anlagevehikel aufgelegt, die vor allem auf die Finanzierung von Infrastruktureinrichtungen und Verträge über den Betrieb von Krankenhäusern, Schulen, Transport- und Versorgungsunternehmen abzielten.

Diese Vehikel bieten Investoren eine interessante Möglichkeit, Zugriff auf Sachanlagen zu erhalten, die eine Reihe von Vorteilen bereithalten, so zum Beispiel eine niedrige Korrelation gegenüber traditionellen Anlageklassen, grundsätzlich defensive Eigenschaften nach ihrer Inbetriebnahme, eine stabile Ertragsrendite und in vielen Fällen einen langfristigen Inflationsschutz.

Risiken ausgeschaltet

Bei der Konzeption von Infrastrukturprojekten werden gewöhnlich zahlreiche potenzielle Risiken «ausgeschaltet» oder minimiert. So sind beispielsweise die zugrunde liegenden Einnahmenströme häufig durch verlässliche öffentliche Körperschaften abgesichert, wodurch das Ausfallrisiko verhältnismässig gering ist.

Neben diesen kotierten Vehikeln, die in Eigenkapital von Infrastrukturprojekten investieren, tätigen wir auch Investments in börsennotierte Fonds, die Fremdkapital für Infrastrukturprojekte zur Verfügung stellen. Auf diese Weise erweitern wir unsere Anlagemöglichkeiten im Infrastrukturbereich und stärken die weitere Diversifizierung.

Mobilien-Leasing wird interessant

Beim Mobilien-Leasing handelt es sich um eine weitere Art einer «anleiheähnlichen» Investition, die durch eine Kombination aus regelmässigen Einnahmen und möglichen Kapitalgewinnen eine attraktive Gesamtrendite bietet. Diese Anlagen bieten darüber hinaus Diversifikationsvorteile, da sie eine niedrigere Korrelation gegenüber den Kredit- und Aktienmärkten aufweisen.

Ein Beispiel sind Flugzeugfonds. Ihr Ziel ist es, Anlegern durch den Besitz und das Leasing von Zivilflugzeugen Erträge und Kapitalzuwachs zu bescheren. Da die Sachanlagen in einen Fonds verpackt sind, können mehr Investoren an ihren Renditen partizipieren.

Bewährtes Modell

Dieses Modell hat sich bewährt, so dass inzwischen ein beachtlicher Teil der kommerziell genutzten Flugzeugflotte weltweit geleast ist. Da der Luftverkehr eine schwankungsanfällige Branche sein kann, gewährt das Leasing Fluggesellschaften mehr Flexibilität und die Möglichkeit zum Ausbau ihrer Flotten, ohne jedes der von ihr betriebenen Flugzeuge kaufen zu müssen.

Anlegern hingegen bietet dieses Konzept die Chance auf eine attraktive Verzinsung und Gesamtrendite ohne das höhere Risiko, das mit der Investition in Aktien einer Fluggesellschaft verbunden ist.

Erneuerbare Energien

Erneuerbare Energieunternehmen investieren vornehmlich in Wind- und Solaranlagen und bieten Anlegern eine Einnahmenquelle, die teilweise an staatlich garantierte, inflationsgebundene Zahlungen gekoppelt ist.

Gewöhnlich entfallen rund 50 Prozent der Erträge dieser Projekte auf regulierte inflationsgebundene Zahlungen und 50 Prozent auf die Grosshandels-Preise für Strom.
Verlässliche Einnahmen

Da sich das Produktionsvolumen von Wind- und Solarenergie recht gut vorhersagen lässt, sind die Einnahmen erneuerbarer Energieunternehmen wesentlich verlässlicher als diejenigen vieler «normaler» Unternehmen.

Sie schwanken dennoch stärker als die Erträge, die Investments in Infrastruktur- und Leasingprojekte üblicherweise abwerfen. Daher kommt der Dividendendeckung bei Anlagen in diesem Bereich eine erhebliche Bedeutung zu.

Risiken und Stützungsmechanismen

Die zwei mit Investitionen in erneuerbare Anlagen verbundenen Hauptrisiken, die sich negativ auf die Dividendendeckung auswirken könnten, sind nachträgliche Veränderungen der staatlichen Stützmechanismen und deutlich sinkende Strom-Grosshandelspreise.

Käme es zu derartigen Veränderungen, bestünde darin ein Bruch vertraglicher Verpflichtungen. Dadurch wiederum ginge das Anlegerinteresse an der Finanzierung künftiger Infrastrukturprojekte zurück und der britischen Regierung würden möglicherweise höhere Kapitalkosten entstehen.

Fallende Strompreise

Die Entwicklung der Strom-Grosshandelspreise stellt gegenwärtig das grösste Risiko für Investitionen in erneuerbare Energien dar. Branchenmodelle zeigen, dass ein Rückgang der Strom-Grosshandelspreise um 10 Prozent die Renditen der Anleger in erneuerbaren Energien gewöhnlich um rund 0,5 Prozent pro Jahr schmälern würde.

Die Strompreise sind in den letzten Jahren gefallen. Dies hätte für sich genommen die von erneuerbaren Energieunternehmen ausgeschütteten Dividenden verringern können. Dem konnten jedoch Projektunternehmen entgegenwirken, indem sie die betriebliche Effizienz dieser Energiefirmen steigerten und eine kostengünstigere Fremdfinanzierung sicherten.

Möglicherweise weniger Spielraum

In Zukunft werden Unternehmen möglicherweise über weniger Spielraum verfügen, weitere negative Ereignisse zu verkraften, obwohl die Strompreise mittlerweile wieder steigen und der Ausblick für erneuerbare Energieunternehmen hinsichtlich Ertrag und Gesamtrendite attraktiv ist.

Alles in allem bergen Investitionen in erneuerbare Energien ein grösseres Risiko als die anderen Alternativanlagen in unserem Portfolio. Ihre niedrige Korrelation gegenüber anderen Anlageklassen und ihre attraktiven inflationsgebundenen Erträge machen sie zu einem sinnvollen Bestandteil unserer Multi-Asset-Fonds.


 Vincent McEntegart ist als Manager verantwortlich für den Kames Global Diversified Income Strategy Fonds