Am vergangenen Samstag ist in Hongkong die dritte Saison der Formel E gestartet – mit dabei sind zwei Schweizer Privatbanken.
Anfangs herrschten Skepsis und Zurückhaltung. Vor allem eingefleischte Motorsport-Fans konnten mit der Formel E, der ersten Rennserie für Elektroautos, nicht viel anfangen.
Die Autos sind kleiner und wesentlich langsamer als Formel-1-Boliden, und der helle, eher sanfte Sound der Elektro-Flitzer ist gewöhnungsbedürftig.
Doch schon nach zwei Jahren hat sich die Formel E zu einer ernstzunehmenden Motorsport-Serie entwickelt, die Millionen von Zuschauern weltweit begeistert. Auch zwei Schweizer Privatbanken sind vom Konzept und vom Erfolg der Formel E überzeugt und engagieren sich in dieser Rennserie: Julius Bär ist Seriensponsor, die LGT Sponsorin des Formel-E-Teams ABT Schaeffler Audi Sport.
Zwölf Rennen, zehn Städte, einmalig
Anders als bei traditionellen Motorsport-Veranstaltungen finden die Rennen der Formel E nicht auf weit ausserhalb liegenden Rennstrecken statt, sondern mitten in bedeutenden Metropolen. In der anstehenden Saison 2016/2017 werden zwölf Rennen in zehn Städten weltweit ausgetragen.
«Rennen im Herzen von Hongkong, Marrakesch, Paris, Berlin oder New York – das ist in der Motorsport-Geschichte einmalig», sagt Hans-Jürgen Abt, Teamchef von ABT Schaeffler Audi Sport.
Das gesamte Renngeschehen konzentriert sich auf einen einzigen Tag, vormittags finden die Trainings, mittags die Qualifyings und am Nachmittag das Rennen statt. Die Rennen dauern rund 50 Minuten, ungefähr nach der Hälfte der Strecke muss jeder der 20 Fahrer das Auto wechseln, da die Batterien noch nicht über die ganze Renndistanz durchhalten.
Expertise für die Serienentwicklung
Während in der Premierensaison noch alle Teams mit Einheitsautos starteten, ist mittlerweile der komplette Antriebsstrang zur Weiterentwicklung freigegeben – alle übrigen Komponenten sind bei allen zehn Teams nach wie vor gleich.
«Die Erfahrungen aus der Formel E sind für uns sehr wichtig», sagt Peter Gutzmer, stellvertretender Vorstands-Vorsitzender und Vorstand Technologie bei Schaeffler, dem Unternehmen, das zusammen mit ABT den Elektromotor des ABT-Teams entwickelt. «In der gemeinsamen Arbeit, der ständigen Diskussion und im direkten Wettbewerb lernen wir vieles, das wir später für Serienapplikationen nutzen können.»
Aber auch Privatbanken interessieren sich für die Formel E. Warum, erläutert Heinrich Henckel (Bild unten), CEO LGT Bank (Schweiz):
Herr Henckel, warum hat sich die LGT entschieden, das Formel-E-Team ABT zu sponsern?
Jede Motorsport-Serie von Weltklasse-Format erfordert Konzentration, Entschlossenheit und Engagement – das sind Werte, die gut zu uns passen. Mit unserem Engagement möchten wir neue Technologien unterstützen.
Wir glauben fest daran, dass die Formel E eine wichtige Rolle spielt, wenn es darum geht, zukunftsträchtige und nachhaltige Modelle für urbane Mobilität zu entwickeln.
Also war Ihnen die Tatsache, dass diese Meisterschaft emissionsfrei ist, bei der Sponsoring-Entscheidung wichtig?
Absolut. Wir sind davon überzeugt, dass E-Mobilität künftig stark an Bedeutung gewinnen wird. Es ist uns als Unternehmen generell sehr wichtig, wie unser sozialer und ökologischer Fussabdruck aussieht.
«Immer mehr Anleger legen Wert darauf, dass ihre Anlagen im Einklang mit ihren Werten stehen»
Deshalb haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die Anlageportfolios im Private Banking und Asset Management stärker auf Nachhaltigkeit auszurichten.
Wie sieht das derzeit aus?
Wir gehören schon heute weltweit zu den Vorreitern im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen. Unseren Kunden bieten wir eine breite Produktpalette von verschiedenen nachhaltigen Anlagemöglichkeiten – von Investmentfonds über Impact Investments bis hin zu diversen philanthropischen Engagements.
Fragen Ihre Kunden dieses Angebot überhaupt nach?
Ja, immer mehr Anleger legen Wert darauf, dass ihre Anlagen im Einklang mit ihren Werten stehen. Besonders für institutionelle Anleger hat das Thema enorm an Bedeutung gewonnen. Nachhaltigkeitskriterien spielen heute bei vielen Pitches eine grosse Rolle.
«Mit unserem ESG-Screening messen wir künftig den ökologischen Fussabdruck jedes Portfolios»
Aber auch unseren privaten Kunden wird es immer wichtiger zu wissen, in welche Unternehmen, Staaten und Projekte ihr Kapital fliesst. Mit unserem ESG-Screening, das wir bereits bei unseren Investmentfonds nutzen, werden wir künftig den ökologischen Fussabdruck jedes Portfolios messen und dem Kunden darüber Rechenschaft ablegen können, welche Auswirkungen seine Investition auf Gesellschaft und Umwelt hat.
Was halten die Kunden von Ihrem Formel-E-Engagement?
Viele unserer Kunden sind motorsportbegeistert. Für sie ist es natürlich toll, solch ein Formel-E-Rennen einmal hautnah mitzuerleben. Als Sponsor eines Teams haben wir die Möglichkeit, mit unseren Gästen die ABT-Box zu besuchen und uns von den Ingenieuren und Fahrern die Technik, das Renngeschehen und die Hintergründe erklären zu lassen. Das ist ein ganz besonderes Erlebnis.