Das Erkennen und Managen von Risiken gehört zu den Kernkompetenzen der Versicherungswirtschaft. «Versicherer denken in Generationen», sagt die geschäftsführende Präsidentin des Liechtensteinischen Versicherungsverbands, Caroline Voigt. «Die Branche stellt sich permanent der Herausforderung, auf langfristige Risiken wie die Folgen der Erderwärmung die richtigen Antworten zu finden.»

Von Caroline Voigt, geschäftsführende Präsidentin des Liechtensteinischen Versicherungsverbands

Es gehört zu den Kernaufgaben der Assekuranz, Risiken kalkulierbar und durch einen langfristig angelegten Risikotransfer für Einzelne tragbar zu machen. Versicherungen bilden gewissermassen das Fundament für wirtschaftliches Handeln.

Als Risikoträger und Investor fördern Versicherer Innovationen und Wirtschaftswachstum. Sie sorgen dafür, dass materielle Werte von Generation zu Generation weitergegeben werden können, dass die Nachfahren sich auf der Grundlage des in der Vergangenheit Geschaffenen und des selbst Erarbeiteten eine sichere und stabile Zukunft aufbauen können.

Standort mit grossen Stärken

Der Wirtschaftsstandort Liechtenstein ist für die Versicherungsbranche ein gutes Pflaster. Zu seinen grossen Stärken zählen die kurzen Wege im Kleinstaat, eine konstruktive Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft, die grundsolide Finanzlage des Staates und nicht zuletzt die Fähigkeit, rasch und flexibel zu agieren.

«Die Grundlagen für diese optimalen Rahmenbedingungen sind nicht nur vielfältig, sondern teils auch einzigartig», erläutert die Verbandspräsidentin. Ein Plus des Wirtschaftsstandorts Liechtenstein ist für sie der direkte Marktzugang in alle Länder der EU und des EWR sowie zum Wirtschaftsraum Schweiz, den Liechtenstein als EWR-Mitgliedsstaat und Zollvertragspartner der Schweiz geniesst.

Vertrauen in den Triple-A-Staat

«Von zentraler Bedeutung sind die finanzielle und politische Stabilität sowie die sprichwörtliche Verlässlichkeit Liechtensteins mit seinen gut aufgestellten Staatsfinanzen, die es zum Triple-A-Staat machen», doppelt Voigt nach. Das Triple-A wirke sich positiv auf die Reputation des gesamten Finanzplatzes aus.

«Die damit attestierte Kreditwürdigkeit des Landes ist auch für die Versicherungsbranche von Bedeutung, weil sie das Grundvertrauen in den Standort stärkt.»

Anpassungsfähigkeit der Branche

Das bewährte Grundprinzip der Branche lautet seit jeher: Stabilität und Sicherheit durch Solidarität. Doch darin liegt gleichzeitig auch die grosse Herausforderung. Kommende Generationen haben zwar ähnliche Bedürfnisse, aber auch neue Anforderungen an Versicherungslösungen.

Mobilitätsarten, Wohnformen, Arbeitsverhältnisse und damit Erwerbsverläufe wandeln sich. Die digitale Informationsgesellschaft bietet grosse Chancen, birgt aber auch viele Risiken. Der Klimawandel sorgt für mehr und schwerere Elementarereignisse.

Die Anpassungsfähigkeit an neue Bedürfnisse ist für die Versicherungsunternehmen von fundamentaler Bedeutung, damit Stabilität und Sicherheit auch im Wandel gewährleistet sind.

Gesamtkonstellation macht es aus

Die Versicherungsbranche in Liechtenstein hat ihre Grundlagen im Liechtensteiner EWR-Beitritt 1995 sowie im Direktversicherungsabkommen mit der Schweiz aus dem Jahr 1997. Wichtige Erfolgsfaktoren der liechtensteinischen Versicherungswirtschaft sind die EU-kompatible Versicherungsaufsicht, das unternehmerfreundliche, moderne Steuerrecht Liechtensteins sowie die liberale Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung.

Diese Gesamtkonstellation macht für Caroline Voigt die starke Wettbewerbsposition der Branche aus: «Die Gesellschaften können auf dieser Grundlage von Liechtenstein aus Versicherungslösungen vertreiben und sie den Gesetzgebungen der jeweiligen Zielmärkte anpassen.»

Stärken optimal ausspielen

Das hat wesentlich zum Erfolg und zum Wachstum des Versicherungsplatzes Liechtenstein beigetragen. «Die enge Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft ist dabei einer unserer stärksten Trümpfe», sagt Voigt – und sie ist überzeugt, dass die Liechtensteiner Versicherungsbranche ihre Stärken vor diesem Hintergrund auch in Zukunft optimal ausspielen kann.


Caroline Voigt begann 2008 ihre Tätigkeit beim Liechtensteinischen Versicherungsverband (LVV) als Geschäftsführerin und ist seit 2014 geschäftsführende Präsidentin des Liechtensteinischen Versicherungsverbandes (LVV). Sie studierte an der Universität Fribourg Rechtswissenschaften und legte beim Postgraduate (LL.M.) in London ihren Schwerpunkt auf Europarecht. Im Jahr 2007 erlangte sie in Liechtenstein die Zulassung als Rechtsanwältin.