Pål Erik Sjåtil, CEO von Lightrock, erklärt, warum er sich auf Technologieunternehmen in der Wachstumsphase konzentriert, während andere sich zurückziehen.
Pål Erik Sjåtil, nach Abschluss der jüngsten Finanzierungsrunde für ihren Climate Impact Fund: Sind Sie weiterhin optimistisch was das Anlegerinteresse an Impact Investments anbelangt?
Ich glaube, dass viele Gründe für eine positive Zukunft von Impact Investing sprechen. Bei Lightrock konnten wir feststellen, dass institutionelle Anleger ein steigendes Interesse und Bewusstsein für Impact-orientierte Anlagelösungen entwickelt haben.
Ebenso wollen deutlich mehr grosse Institutionen Kapital für die Bekämpfung des Klimawandels bereitstellen. Unser Climate Impact Fund ist da keine Ausnahme. Was uns besonders freut: Er hat, wie kein anderer Fond in unserem Portfolio, die Unterstützung unterschiedlichster Investoren erhalten, darunter einige weltweit führende Institutionen.
Was ist es, dass diese Art von Investitionen für institutionelle Akteure so attraktiv erscheint?
Die Entwicklungen in der europäischen Regulierung haben das wachsendee Interesse institutioneller Anleger unterstützt. Sowohl die EU-Taxonomie für Nachhaltigkeit als auch die Verordnung über die Offenlegung von Informationen über nachhaltige Finanzierungen (Sustainable Finance Disclosure Regulation – SFDR) motivieren immer mehr Akteure, sich mit Impact Investing zu befassen.
Die Klimadebatte und die Energiekrise in Europa scheinen in den Nachrichten allgegenwärtig.
Ich bin davon überzeugt, dass die öffentliche Präsenz rund um den sich verschärfenden Klimanotstand wie auch das steigende politische Bewusstsein zu vermehrten Aktivitäten in diesem Bereich führen wird.
Das Bewusstsein wird in Europa insbesondere von der Energiekrise genährt, anderswo auf der Welt sind es die mit dem Klimawandel verbundenen Naturkatastrophen wie Waldbrände, Überschwemmungen oder Wirbelstürme, die in den letzten Jahren an Häufigkeit und Stärke zugenommen haben.
Die Bekämpfung des Klimawandels ist das zentrale Ziel ihres neuen Fonds ist. Was genau meinen Sie damit?
Der Lightrock Climate Impact Fund investiert in fünf Anlagethemen, die alle einen Klimabezug haben. Wir konzentrieren uns auf die Unterstützung von Unternehmen in der Wachstumsphase, die einen messbaren Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten.
Dabei entsprechen die Themen dem Technologiemix der notwendig ist, um bis 2050 Netto-null-Emissionen zu erreichen; das sind die Energiewende, die Dekarbonisierung der Industrie, nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft sowie nachhaltiger Transport.
Darüber hinaus setzen wir einen Schwerpunkt auf grundlegende Technologien und Lösungen, welche die Dekarbonisierung in allen Sektoren und Branchen unterstützen. Uns ist es besonders wichtig, dass der Fonds seine positiven Auswirkungen auf die Umwelt stetig verstärkt.
Daher suchen wir Gründer insbesondere in den Sektoren, bei denen Einsparungen besonders schwierig zu realisieren sind, etwa in der Bauindustrie, im Verkehr, der Landwirtschaft und der Schwerindustrie.
Können Sie uns etwas über eines der Unternehmen erzählen, in das Sie mit dem Fonds investiert haben?
Sicher. Mainspring ist eines der Unternehmen, auf deren Unterstützung wir besonders stolz sind. Es hat seinen Sitz in Kalifornien. Das Unternehmen verwendet Lineargeneratoren, um die Zuverlässigkeit und Leistung der Stromnetze bei schweren Wetterereignissen und in Zeiten geringer Wind- oder Solarleistung sicherzustellen.
Die hochmodernen Generatoren von Mainspring lassen sich bei Bedarf einfach abschalten. Damit können sie ihre Leistung schnell an den Bedarf im Stromnetz anpassen, und das mit nahezu null Emissionen. Diese Eigenschaft erhöht die Widerstandsfähigkeit der Stromnetze und unterstützt die Abkehr von kohlenstoff-emittierenden Energiequellen hin zu erneuerbaren Energien.
Ihr Climate-Impact-Fonds konzentriert sich auf Technologieunternehmen in der Wachstumsphase, warum ist das so?
Auf diese Weise können wir die vorhandenen Mittel besonders wirkungsvoll einsetzen. Tatsächlich können 85 Prozent der Treibhausgasemissionen mit bestehenden Technologien vermieden werden. Als Investor wollen wir uns darauf konzentrieren, den Einsatz genau dieser bewährten technologischen Lösungen zu fördern, da sie klar und nachweisbar Treibhausgasemissionen vermeiden und verringern helfen.
Damit kommen wir nicht nur netto null näher, sondern unterstützen auch den positiven Wandel in Schlüsselindustrien und in unserer Energieversorgung. Gleichzeitig versprechen wir uns davon attraktive finanzielle Renditen.
Wie gehen Sie beim Wirkungsmanagement vor?
Der Impact steht im Zentrum von Strategie und Portfolioentwicklung bei Lightrock. Grundlage unserer Entscheidungen sind bei all unseren Fonds klar formulierte SDG-Ziele und ein theoretisch fundiertes Fundament, wie Wandel erreicht werden kann.
Wir haben eine eigene bewährte Methodik entwickelt, mit der wir die Auswirkungen unserer Investments bewerten und steuern. Die Methodik ist auch für unsere Due-Diligence relevant und hat Einfluss auf das Investitionsmanagement, die Wertschöpfung und die Investment-Entscheide.
Die Zuständigkeiten bei diesem Ansatz sind zwischen verschiedenen Abteilungen aufgeteilt, wobei das Investment-Team eine zentrale Rolle spielt. Impact ist bei uns kein Thema, das isoliert nur von unserem Impact-Team behandelt wird Die Verantwortung dafür liegt bei allen Teams; wobei das Impact-Team als Katalysator fungiert.
Technologieunternehmen hatten 2022 ein schwieriges Jahr und das wirtschaftliche Umfeld war unbeständig. Hatten Sie Bedenken, einen Technologiefonds aufzulegen?
Einfach gesagt: Nein. Ich glaube sogar, dass sich unsere Überzeugungen bestätigt haben und wir auf dem richtigen Weg sind. Wir glauben, dass die zukünftig wertvollsten Unternehmen diejenigen sind, die schon heute die dringendsten globalen Probleme lösen.
Diese Technologieunternehmen wurden gegründet, um bestimmte Herausforderungen, wie zum Beispiel den Klimawandel, gesundheitliche Unterversorgung oder finanzielle Benachteiligung anzugehen. Diese Herausforderungen bestehen weiterhin, ja verschärfen sich teilweise aufgrund des wirtschaftlichen Kontextes sogar.
Solange diese globalen Probleme nicht gelöst sind, braucht es weiterhin verantwortungsbewusste Kapitalgeber wie wir es sind. Diese sorgen dafür, dass bewährte technologiebasierte Lösungen skaliert werden können, um diese Probleme zu adressieren und positive finanzielle, aber auch soziale oder ökologische Erträge zu erzielen.
Seit unserem letzten Gespräch vor zwei Jahren hat Lightrock drei Impact-Fonds lanciert, die sich alle auf die Skalierung von Technologieunternehmen in der Wachstumsphase konzentrieren und bei denen die Investoren insgesamt ca. zwei Milliarden Euro zugesagt haben. Was kommt als nächstes?
Wir haben viele spannende Projekte in der Pipeline, aber im Moment liegt unser Schwerpunkt auf der Umsetzung unserer Strategien und dem verantwortungsvollen Einsatz des Kapitals unserer Investoren. Beim Blick auf die Zukunft sorgen wir uns etwas um den schärferen Gegenwind in der globalen Wirtschaft.
Wir investieren aber in langfristige Trends und der Klimawandel ist einer der offensichtlichsten. Daher wollen wir uns in den nächsten Jahren nicht zurücknehmen sondern werden wohl eher aktiver werden.
Pål Erik Sjåtil ist seit Oktober 2020 CEO von Lightrock, einem Schwesterunternehmen der LGT. Lightrock hat kürzlich drei Impact Fonds geschlossen, die sich auf die Skalierung von Technologieunternehmen in der Wachstumsphase konzentrieren. Diesen haben Investoren insgesamt 2 Milliarden Euro zugesagt. Vor Lightrock war Sjåtil Managing Partner bei McKinsey in Europa. Der in Norwegen geborene Manager beriet Kunden in den Bereichen Private Equity, Technologie und Telekommunikation. Er studierte Industrieökonomie an der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie und diente als Offizier in der Königlichen Norwegischen Luftwaffe.