Die heutige Welt verändert sich vor allem durch langfristigen Wandel bei Demografie, Technologie, Umwelt und in Bezug auf Corporate Governance. In diesem Interview äussern sich Amber Fairbanks und Manon Salomez von Mirova zu den Auswirkungen von Covid-19 auf die Corporate Governance und geben Einblick in Mirovas Vision von langfristiger gemeinsamer Wertschöpfung.
Ist Covid ein Wendepunkt für die Corporate Governance?
Dazu möchten wir zunächst unbedingt hervorheben, dass Governance zwar allgemein als ein System von Strukturen definiert wird, das einen bestimmten Tätigkeitsbereich regelt, der Begriff jedoch häufig herangezogen wird, um ganz unterschiedliche Realitäten zu beschreiben.
Die Entwicklung verantwortungsbewusster Investments steht in engem Zusammenhang mit der Berücksichtigung von ESG1-Kriterien. Die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung sollten zwar ökologische und soziale Probleme umfassend angehen, sprechen Governance-Fragen aber nur zum Teil an.
Wir würden dem gern hinzufügen, dass Verfahrensweisen einer guten Unternehmensführung wesentlich sind, um nachhaltige Entwicklung auf Unternehmensebene zu fördern. Wichtige Voraussetzungen dafür sind unserer Ansicht nach ein funktionierender Verwaltungsrat, in dem die Interessengruppen von Unternehmen gut repräsentiert sind, belastbare interne Kontrollmechanismen und eine Vergütung von Führungskräften, die ökologische und soziale Themen in die Entscheidungsprozesse einbezieht.
Als 2020 die Pandemie einsetzte, mussten Unternehmen noch viel dringender ihre Definition von «Interessengruppen» erweitern und ihre breiteren Auswirkungen auf die Gesellschaft berücksichtigen.
Glücklicherweise hatten viele Unternehmen bereits damit begonnen, ihre Geschäftsmodelle und ihre Interaktionen mit Zulieferern, Auftragnehmern, Kunden und Kommunen kritisch zu hinterfragen.
Wie das?
Beispielsweise hatte der Business Roundtable, eine Gruppe von 250 CEOs grosser US-Unternehmen, bereits 2019 bekannt gegeben, dass der Shareholder Value nicht länger oberste Priorität geniesse. Stattdessen verpflichteten sie sich dem Stakeholder Value, führten in allen ihren Unternehmen nachhaltige Praktiken ein und betrieben aktiven Umweltschutz.2
Die Pandemie hatte weltweit schwerwiegende Folgen für die öffentliche Gesundheit, aber auch für unsere Volkswirtschaften und Gesellschaften. Unternehmen standen bei der Abwicklung des Tagesgeschäfts vor zahlreichen Herausforderungen und mussten gleichzeitig die Gesundheit ihrer Beschäftigten schützen und diese finanziell absichern.
Wir sind der Auffassung, dass Unternehmen ihre verschiedenen Interessengruppen durch kurzfristige Massnahmen wie bezahlten Urlaub, Spenden an Krankenhäuser, Prämien für Beschäftigte und die Verlängerung von Zahlungszielen für Zulieferer gezielt unterstützten.
Kurzfristig mag das Vorteile bringen, doch unserer Ansicht nach wird die Umstellung auf einen gerechteren Kapitalismus von längerfristigen Massnahmen getragen wie eine bessere Vertretung von Beschäftigten in Verwaltungsratsgremien oder die Aufnahme von Kriterien für nachhaltige Entwicklung in die Vergütung der Spitzenmanager.
Was tun Sie bei Mirova für die Umstellung auf einen gerechteren Kapitalismus?
2020 forderten wir die Unternehmen, mit denen wir in Dialog stehen, nicht nur zur Zurückhaltung bei der Dividendenausschüttung auf, sondern auch zur Weiterbeschäftigung von Mitarbeitern, zur vorrangigen Behandlung der Themen Gesundheit und Sicherheit sowie zur Aufrechterhaltung von Beziehungen zu Zulieferern und Kunden.
Wir wollen in Unternehmen investieren, die Nachhaltigkeit in ihre Corporate Governance einbeziehen. Als verantwortungsbewusste Investoren versuchen wir, durch die Fokussierung auf langfristige gemeinsame Wertschöpfung grösstmögliche positive Effekte zu erzielen. Dieser langfristige Ansatz zu einem verantwortungsbewussten Kapitalismus ist auch in unsere jüngste Anerkennung als B-Corp3 und missionsgeleitetes Unternehmen eingeflossen.4
Welche Hebel können zu Veränderungen an der Corporate Governance animieren?
Wir suchen aktiv den Dialog mit Unternehmen, um ein förderliches Umfeld für verantwortungsbewusste Investments zu schaffen. Wir ermutigen Unternehmen dazu, sich Ziele zu setzen, die mit den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) in Einklang stehen, und die Transparenz hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsinitiativen und ihrer gesamten Praktiken zu verbessern.
Wir fokussieren uns nicht nur auf Klimaschutz oder Erhalt der biologischen Vielfalt, sondern machen die Erwartungen deutlich, die wir an die Einbeziehung von Nachhaltigkeit in ihre zentralen Governance-Grundsätze und an den Nachweis von mehr Transparenz über Nachhaltigkeitseffekte stellen.
Wir fokussieren uns darüber hinaus auf den Abbau von Ungleichheit, gemeinsame Wertschöpfung und Gender-Diversität eingeschlossen. Wir versuchen ferner, unsere Vision von verantwortungsbewusster Unternehmensführung durch unsere Strategie zur Ausübung von Stimmrechten voranzutreiben.
Als Investoren sind wir überzeugt: Wenn Unternehmen Nachhaltigkeit umfassend in ihre geschäftlichen Praktiken einbeziehen, wird das zu positiver langfristiger Wertschöpfung führen – sowohl für die Aktionäre als auch für die breitere Gemeinschaft von Interessengruppen.
1Deutsch: Umwelt, Soziales, gute Unternehmensführung.
2Business Roundtable
3Mehr dazu erfahren Sie hier.
4Mehr dazu erfahren Sie hier.
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