Covid-19 und die Beziehung zwischen Mensch und Natur

Covid-19 ist eine Zäsur von umfassendem Ausmass. Sie macht klar, dass wir nach der Pandemie nicht wie bis anhin weiterleben können.

Von Anne Laurence Roucher, Deputy Head, Mirova, eine Tochtergesellschaft von Natixis Investment Managers

Covid-19 hat drei Problembereiche in unser Sichtfeld gezerrt, die wir bis dato verdrängt hatten. Erstens: Die Globalisierung von Wirtschaft und Handel hat unerfreuliche Nebenwirkungen. Zweitens: unser Verhältnis zur Natur muss überdacht werden. Und drittens: die Erkenntnis, dass unser Gesellschaftsmodell auf lange Sicht nicht funktionieren kann.

Die Globalisierung macht das Ausmass des Zielkonflikts deutlich, dem wir uns derzeit ausgesetzt sehen. Während der globale Handel zur Ausbreitung der Pandemie beiträgt, sind wir für zahlreiche Glieder unserer Lieferketten vollkommen von einer globalisierten Wirtschaft abhängig.

Wie so viele andere Produkte werden typischerweise Medikamente in China oder Asien hergestellt. Es ist offensichtlich, dass dieser Umstand irgendwann zu einem Problem werden könnte. Das ist die erste Hürde vor die uns unsere globalisierte Welt stellt, die nicht ohne Weiteres überwunden werden kann.

Schädlicher Lebensstil für Natur – und Menschen

Eine zweite Hürde ist grundlegenderer und nicht ökonomischer Art. Es geht darum, wie wir auf diesem Planeten leben. Wie steht es heute um die Beziehung zwischen Mensch und Natur? Covid-19 könnte als potenzielle Zoonose in direktem Zusammenhang mit umfassender Abholzung und schädlichen landwirtschaftlichen Praktiken stehen. 75 Prozent aller neu auftretenden Krankheiten sind in Wirklichkeit Zoonosen – Krankheiten, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden, seien es Wildtiere oder domestizierte. Die Art und Weise, wie wir in unserer Umwelt leben und diese nutzen, ist schädlich für die Natur, aber letztlich auch für uns Menschen.

Covid-19 kann als Mahnmal für kommende Katastrophen verstanden werden, die möglicherweise noch schlimmere Folgen mit sich bringen. Stichwort: Klimakrise. Wir müssen die aktuell an den Tag gelegte Nutzung der Natur hinterfragen. Deren unerfreuliche Nebeneffekte sind nicht immer offensichtlich, aber eines Tages werden sie uns mit aller Härte treffen. ESG hilft dabei, das zwingend erforderliche Umdenken der Gesellschaft voranzutreiben.

Arbeit von zu Hause aus erledigen

Bei der Bewältigung dieser Art von Krise wachsen auch soziale Ungleichheiten. Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen, die systemrelevante Dienstleistungen zum Beispiel in der Gesundheitsversorgung erbringen, kämpfen an vorderster Front gegen die Pandemie und sind einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Derweil können viele höhere Einkommensklassen ihre Arbeit sicher von zu Hause aus erledigen.

Vor dem Hintergrund dieser Pandemie sind die Menschen nicht gleichberechtigt, und dies könnte am Ende jegliche Ungleichheiten wieder verstärken. Jeder hat die Veränderungen, die im Zusammenhang mit diesen drei wichtigen Elemente – globalisierte Wirtschaft, Beziehung zur Natur und unser Gesellschaftsmodell – stehen, bemerkt. Und es wird die Art und Weise verändern, wie wir leben wollen.

Verändertes Investitions-Verhalten

Man könnte in diesen unsicheren Zeiten einen Rückgang der Asset Management Aktivitäten erwarten. Allerdings ist das Gegenteil der Fall. Fakt ist, dass sich Prioritäten ändern, und damit auch die Art und Weise, wie wir investieren. Mirova als Vermögensverwalter, der sich auf ESG-Investitionen spezialisiert hat, verzeichnet jeden Tag Zuflüsse und steht damit nicht alleine.

ESG-Anlagestrategien gewinnen branchenintern zunehmend an Relevanz. Und das wird aus den genannten Gründen auch so bleiben. Eine Kombination aus finanzieller Performance und auch ein besseres Verständnis dessen, was langfristig auf dem Spiel steht, hat das Interesse an ESG-Investitionen zusätzlich gestärkt.

Impact wird immer relevanter

ESG-Investitionen haben den Covid-19 Härtetest bestanden. Sie werden ihr Entwicklungspotenzial weiter ausschöpfen und ESG als Anlagekriterien werden sich noch stärker differenzieren. Die Fragen im Zusammenhang mit den Investition der Zukunft werden wahrscheinlich lauten, welche Art von ESG? Auf welchen ESG-Aspekten liegt der Fokus? Ist es Mainstream-ESG? Mit zunehmender Differenzierung der ESG-Investitionen wird der Impact, der über die Investition hinausgeht, immer relevanter.

Dieser Wandel kann beispielsweise durch Interessensvertretungen begünstigt werden. Hilfreich sind auch Gespräche mit Unternehmen, um ihnen bei der Weiterentwicklung ihrer Managementpraktiken oder CSR-Praktiken zu helfen. Wir versuchen, in der Art und Weise, wie wir investieren und mit Unternehmen zusammenarbeiten, sowohl gezielt als auch unterstützend vorzugehen.

Mirova investiert nachhaltig, und das mit voller Absicht. Wir sind nicht nur deshalb nachhaltig, weil wir glauben, dass dies kurz- bis mittelfristig zu einer finanziellen Outperformance führen wird. Wir sind nachhaltig, weil wir an den langfristigen Impact von ESG glauben.

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