Für die Bank Thalwil sei es absolut selbstverständlich, alles zu tun, um die KMU-Kunden zu unterstützen, sagt CEO Sandro Meichtry. «Wir haben neue Prozesse ins Leben gerufen, um manchen Kunden unter die Arme zu greifen und für andere da zu sein, die ausserhalb der Bundeshilfe mehr Aufmerksamkeit benötigen.»


Herzliche Gratulation, Herr Meichtry, zu Ihrem neuen Job als CEO der Bank Thalwil. Sie hätten sich bestimmt einen etwas anderen Start gewünscht. Hält die aktuelle Situationen nicht auch Chancen bereit?

Vielen Dank für die Wünsche zum Start. Ja, man kann wirklich von einem klassischen Kaltstart sprechen. Aber erstens kenne ich die Bank seit bald drei Jahren, zweitens haben wir den Übergabeprozess schon vor Monaten gestartet, drittens war ich federführend bei der Erarbeitung der neuen Strategie beteiligt, und viertens kennen wir uns im Führungsgremium zum Teil seit vielen Jahren.

Das alles hilft, auch eine Krisensituation aus dem Stand zu meistern und die Agilität gleich zu Anbeginn unter Beweis zu stellen.

Die Bank Thalwil ist vor allem eine «nahe» Bank, die sich ans lokale Gewerbe, also an KMUs, richtet. Nun können Sie beweisen, dass das nicht bloss leere Versprechen sind. Was bieten Sie dieser Kundschaft?

Dies Nähe ist wirklich eine Stärke, die uns, aber vor allem unseren Kunden, gerade in diesen schwierigen Zeiten zu Gute kommt. Als fast 180-jährige Regionalbank sind wir fest mit dem regionalen Gewerbe sowie auch mit den kulturellen, sportlichen und sozialen Institutionen verwurzelt.

«Im Rahmen dieser Kooperation bieten wir kostenlos einer Person einen Arbeitsplatz an»

Eine Kooperation gilt es besonders zu beleuchten, laufen bekanntlich sozial schwächere Gruppen in Krisenzeiten Gefahr, besonders betroffen zu sein: Wir arbeiten seit einiger Zeit mit dem Verein Horizonte, soziales Netzwerk für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung, zusammen.

Im Rahmen dieser Kooperation bieten wir kostenlos einer Person einen Arbeitsplatz an und unterstützen so die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess. In dieser Zusammenarbeit werden auch die Werkstätten und Betriebe von Horizonte durch Aufträge der Bank Thalwil unterstützt und somit weiter ausgelastet.

Der Bundesrat hat vergangene Woche zusammen mit den Schweizer Banken ein riesiges Massnahmenpaket beschlossen. Macht die Bank in Thalwil da auch mit, und was können Sie Ihrer Kundschaft diesbezüglich bieten?

Für uns war es absolut selbstverständlich, auch als kleines Institut, in dieser Situation alles zu tun, um unsere KMU-Kunden zu unterstützen.

«Die Banken sind heute sehr viel besser kapitalisiert als noch vor zehn Jahren»

Wir haben innert kürzester Zeit neue Prozesse ins Leben gerufen, um einerseits den in der Corona-Krise in Not geratenen Kunden über einen einheitlichen Kanal Zugang zu spezialisierten Beratern zu ermöglichen, um schnell, unkompliziert und effizient an die Hilfskredite zu gelangen, und anderseits aber nach wie vor für unsere anderen Kunden da zu sein, die ausserhalb dieser Bundeshilfe eben auch erhöhte Aufmerksamkeit benötigen.

Viele Kleinkunden machen sich ganz generell Sorgen, ob ihr Erspartes aufgrund der Krisensituation überhaupt noch sicher ist. Können Sie da Entwarnung geben?

Ja, es handelt sich im Gegensatz zur Finanzkrise ja nicht um eine Bankenkrise. Die Banken sind heute sehr viel besser kapitalisiert als noch vor zehn Jahren.

«Unsere Grösse ist im Moment eine Stärke»

Und wenn ich unsere eigene Bilanz anschaue, kann ich sagen, dass wir zu den bestkapitalisierten Banken in der Schweiz gehören und zudem ein einfaches und überschaubares Geschäftsmodell pflegen, das keine Risiken beinhaltet.

Laufen kleinere Regionalbanken nicht Gefahr, Opfer der aktuellen Situation zu werden?

Nein, im Gegenteil. Unsere Grösse ist im Moment eine Stärke. Wir beobachten die Entwicklung unserer Kunden sehr genau und sind so nahe dran. Dort, wo wir mögliche Gefahren sehen, treten wir proaktiv in den Dialog um gemeinsame Lösungen zu finden.

Wir sind wirklich gut aufgestellt um die Krise flexibel zu bewältigen. Ich denke, da hilft auch meine Ausbildung als Generalstabsoffizier. Wir denken in Szenarien, leiten mögliche Handlungsalternativen ab und setzen Sofortmassnahmen um, damit wir jederzeit auf die Entwicklungen reagieren können. Timing und adressatengerechte Kommunikation sind hier die Erfolgsfaktoren.

«Diese Transparenz unterstützt das Sicherheitsgefühl sowie die Handlungsfreiheit auch in Krisenzeiten»

Jeder Morgen startet mit einem halbstündigen Lagerapport vom Ereignisstab per Telefonkonferenz. Dabei werden die aktuelle externe und interne Lage analysiert, Entscheide gefällt und Massnahmen daraus abgeleitet. Anschliessend erhalten unsere Mitarbeitenden ein schriftliches Bulletin, in dem die wichtigsten Punkte und Anweisungen aufgeführt sind. Diese Transparenz unterstützt das Sicherheitsgefühl sowie die Handlungsfreiheit auch in Krisenzeiten.

Jede Krise geht einmal vorbei. Welche Prioritäten wollen Sie sich setzen, sobald sich die Situation normalisiert und die Wirtschaft wieder in Schwung kommt?

Glücklicherweise haben wir hier bereits viel Vorarbeit geleistet. Der Fokus ist im Moment aber klar auf die Unterstützung unserer KMUs, der Kunden und auf die Gesundheit unserer Mitarbeitenden gerichtet. Nach der Krise arbeiten wir unverzüglich an den verschiedenen Umsetzungsprojekten der Strategie weiter.

«Unsere Markenwerte Leidenschaft, Tatkraft, Gemeinschaft und Verlässlichkeit leben wir täglich vor»

Nebst Digitalisierungsprojekten werden wir nächstens Kooperationen bekannt geben, die es uns erlauben, zusätzliche Dienstleistungen für unsere Kunden zu erbringen und anderseits aber auch neue Kunden ausserhalb unseres Stammgebietes anzusprechen, die interessiert sind, in die Gegend zu ziehen.

Als neuer CEO sind Sie auch ein Aushängeschild der Bank. Nennen Sie uns fünf Gründe, weshalb man mit der Bank Thalwil ins Geschäft kommen sollte.

Unsere Markenwerte Leidenschaft, Tatkraft, Gemeinschaft und Verlässlichkeit leben wir täglich vor. Das drückt sich unter anderem wie folgt aus:

  • Bei uns arbeiten erfahrene und kompetente Berater, die keine kurzfristig orientierten Verkaufsziele erfüllen müssen. Sie arbeiten bei uns, weil sie «Bankwerker» sein wollen, also dass sie mit ihren Kunden optimale Lösungen erarbeiten können. Bankwerk bedeutet die Kombination von fundiertem Bankwissen und solidem Handwerk mit Qualität.
  • Unsere Entscheidungswege sind sehr kurz und die Geschäftsleitung nahe bei den Kunden. Sie erhalten innert kürzester Zeit abschliessende Zu- oder Absagen und können mit den Entscheidungsträgern direkt kommunizieren. Bei uns versteckt sich kein Chef hinter Gremien und Ausschüssen.
  • Wir gehen moderate Risiken ein, die dem Geschäftsmodell entsprechen. Aber wir können auch unkonventionell sein, indem wir zum Beispiel den Bau eines Clubhauses eines lokalen Fussballclubs finanzieren. So eine Immobilie kann man normalerweise nicht regulär bewerten, weil es keinen Markt gibt, aber ein erhöhtes Risiko für die Bank ist es trotzdem nicht, weil hinter dem Fussballclub namhaft lokale Persönlichkeiten stehen, die wir eben kennen.
  • Bei der Umsetzung unserer Strategie bekennen wir uns zu unserer Herkunft und werden uns auf den Weg zur «sinnvollen Modernisierung» machen. Das bedeutet, wir sind offen für technologische Entwicklungen, überprüfen laufend Kooperationsmöglichkeiten und stellen sicher, dass wir in allen Bereichen «gut aufgestellt» sind.

Und noch etwas: Wir setzen seit Jahren elektronische Beratungstools ein und zwar für die Anlageberatung als auch für Finanzierungen von Eigenheimen. So profitieren unsere Kunden vom Einsatz moderner Instrumente, wobei bei der Bank Thalwil jedoch immer der Mensch im Mittelpunkt steht und die Technik als Mittel zum Zweck zum Einsatz kommt.


Der 52-jährige Sandro Meichtry ist seit April 2020 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bank Thalwil. Er stiess 2017 zum Unternehmen. Zuvor war er von 2008 bis 2016 als Geschäftsleitungsmitglied der Neuen Aargauer Bank tätig, wo er die Leitung des Private Banking inne hatte. Erfahrungen in den Bereichen Privat- und Firmenkunden erwarb er sich von 1997 bis 2008 bei der Zürcher Kantonalbank, wo er zunächst die Filiale Regensdorf leitete, später mehrere Allfinanz-Teams in Winterthur führte und schliesslich Marktbereichsleiter Private Banking Ausland in Zürich wurde. Von 1987 bis 1997 war er bei der Credit Suisse als Devisenhändler und später als Leiter der Geschäftsstelle Andelfingen tätig.

Er verfügt neben einem fundierten Bankfachwissen (Betriebsökonom KLZ, NDS Financial Consultant FH, Führungsnachdiplom NDS, Advanced Executive Program am Swiss Finance Institute) über Führungserfahrungen, die er sich als Generalstabsoffizier der Schweizer Armee im Range eines Oberstleutnants erwarb.