Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich an. Das stellt Arbeitsmarkt und Vorsorgesysteme vor grosse Herausforderungen, bietet Anlegern aber auch neue Chancen.

Dany Saurymper, Portfolio Manager, Axa Investment Managers

In ein schönes Leben investieren? Das ist ein vielversprechendes Anlagethema, denn Restaurantbesuche, Reisen, Wellness und Schönheit gehören zu den Bereichen, für die Senioren besonders viel Geld ausgeben – und Senioren werden wegen der weltweit steigenden Lebenserwartung ein immer wichtigerer Faktor für die globale Wirtschaft.

In der Schweiz hat sich die Lebenserwartung der Bevölkerung allein in den letzten dreissig Jahren von 77 auf 83 Jahre erhöht, und ältere Leute machen einen immer grösseren Anteil an der Bevölkerung aus. Weltweit wird die Gruppe der Über-60-Jährigen zwischen 2020 und 2030 etwa fünfmal so schnell wachsen wie die Gruppe der Unter-60-Jährigen – mit weitreichenden Konsequenzen.

Die mit der immer älter werdenden Bevölkerung einhergehenden Probleme der Alters- und Gesundheitsvorsorge müssen gelöst werden. Das traditionelle Lebenskonzept «Ausbildung, Arbeit, Rentnerleben ab 65 Jahren» mutiert zu «Ausbildung, Arbeit, Ausbildung, Arbeit bis ins hohe Alter».

Senioren als Arbeitskräfte einbinden

Lebenslanges Lernen, mehrere Berufskarrieren und Flexibilität sind künftig angesagt. Unternehmen müssen die Bedürfnisse der Senioren adressieren und gleichzeitig trotz der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung ihre Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit aufrechterhalten. Ein Weg dazu könnte sein, ältere Semester vermehrt als Arbeitskräfte einzubinden. Das wäre auch im Sinne der vielen Senioren, die gerne länger arbeiten würden.

Um dem zunehmenden Mangel an Talenten zu begegnen, könnten Unternehmen älteren Arbeitskräften Anreize bieten, wie z.B. flexible Arbeitszeiten, Teilzeitpensen, die Möglichkeit von Arbeitsunterbrüchen sowie neue Arbeits- und Karrieremodelle über alle Generationen hinweg. Mit Schulungsangeboten könnte sichergestellt werden, dass auch ältere Personen über die von der digitalen Transformation geforderten Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen.

Chancen für Investoren

Senioren werden nicht nur auf dem Arbeitsmarkt eine wichtigere Rolle spielen, sondern auch den Konsum immer stärker dominieren. Gemessen an ihrer Kaufkraft ist die Altersgruppe 60 plus der grösste Umsatzbringer. Das im Arbeitsleben angesparte Vermögen geben sie als Konsumenten im Ruhestand aus.

So entfällt bereits heute in Nordamerika, Westeuropa und Nordasien mehr als die Hälfte des gesamten Konsums auf die Altersgruppe 60 plus. Der demografische Wandel verstärkt diesen Trend, was Investoren viele Chancen bietet. Das McKinsey Global Institute erwartet zwischen 2010 und 2020 mehr als eine Verdoppelung der Konsumausgaben älterer Semester, von 8 Billionen auf etwa 15 Billionen Dollar.

Äusserst kaufkräftige Konsumenten

Sektoren wie das Gesundheitswesen, Versicherungen, Pflegedienstleistungen und altersgerechtes Wohnen profitieren besonders von diesen Ausgaben. Aber Senioren geben wie erwähnt auch viel Geld aus für Produkte wie Reisen, Freizeitaktivitäten allgemein, Wellness, Hausverschönerung und ihre Haustiere. So entfällt ein Viertel der privaten Ausgaben älterer Menschen in Industrieländern auf Restaurantbesuche und Erholung.

Der grösste Konsumzuwachs dürfte jedoch im Gesundheitswesen stattfinden. Ältere Semester kaufen auch immer mehr online ein, und sie kaufen online teurere Produkte als jüngere Generationen. Sie sind wichtige E-Commerce-Konsumenten, was von Produktentwicklern und der Werbebranche jedoch oft vernachlässigt wird. In den USA zum Beispiel investieren Werbetreibende in die Zielgruppe der Millennials vier- bis sechsmal so viel wie für alle anderen Altersgruppen zusammen.

Auf Themen und Teilsektoren setzen

Die demografische Entwicklung mag auf makroökonomischer Ebene zu Sorgen um ein geringeres Wirtschaftswachstum führen. Auf Unternehmensebene bietet sie jedoch viele Chancen, sowohl für Unternehmen selbst als auch für Anleger. Investoren, die an der sich ändernden demografischen Struktur teilhaben möchten, sollten nicht auf einzelne Branchen, sondern auf Themen und Teilsektoren setzen.

Da sich die Bevölkerungsentwicklung über Jahrzehnte erstreckt, sind sorgfältig ausgewählte Unternehmen mit überdurchschnittlichen, langfristigen Wachstumsperspektiven zu bevorzugen. Für Anleger, die keine eigene Titelselektion vornehmen wollen, kann ein entsprechender Themenfonds eine gute Alternative sein.