Während der steigende Dollar alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, waren das britische Pfund und der Euro überraschend robust.
Von Edi Aumiller, Country Head Switzerland, Legg Mason
Seit Ende Oktober ist das Pfund gegenüber dem Dollar um bis zu 3,1 Prozent gestiegen – auf bis zu 1.31 Dollar pro Pfund, bevor es zum Ende dieses kurzen Zeitfensters bei etwa 1.285 Dollar schloss. Das ist immerhin ein Anstieg von 0,5 Prozent gegenüber dem Stand zu Beginn des Zeitraums.
Dieses Vor-und-Zurück wurde der Stimmung der Händler zugeschrieben, die je nach eintreffender Nachricht in Bezug auf den Brexit entweder anstieg oder abfiel. Zudem fielen die Vor-Brexit-Wirtschaftsdaten zwar grundsätzlich positiv, aber dennoch gemischt aus.
Der Euro verzeichnete einen ähnlichen, aber weniger deutlichen Aufschwung und stieg gegenüber dem Dollar um 1,6 Prozent auf einen Höchstkurs von 1.15 Dollar pro Euro. Allerdings liegt die Währung aktuell mit rund 1.123 Dollar unter ihrem Ausgangswert. Das entspricht einem Rückgang von rund 0,7 Prozent.
Pfund im Vergleich zum Euro, vom 31. Oktober bis 12. November 2018, Bloomberg
Ähnlich wie das Pfund steht auch der Euro vor Herausforderungen, die die Währung ausbremsen könnten: Der Konflikt zwischen Italien und der Europäischen Kommission zeigt wenige Anzeichen von Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten, wobei die Möglichkeit einer Bankenkrise in Italien im Hintergrund wabert.
Darüber hinaus scheint die Europäische Zentralbank (EZB) entschlossen zu sein, den Rückzug aus ihrem epochalen Anleihekaufprogramm in der zweiten Jahreshälfte 2019 zu beginnen, obwohl ein energisches Wachstum in Europa bisher nicht auszumachen ist. Dieses wäre jedoch nötig, um die Abwesenheit der EZB zu kompensieren.
Im Aufschwung: Carry-Trade zwischen Dollar und Euro
Da sich das Auseinanderdriften des US- vom europäischen Anleihemarkt fortsetzt, stellen die Renditedifferenzen zwischen beiden nun eine Möglichkeit für Händler dar, von dem sogenannten «Carry» zwischen beiden zu profitieren.
«Carry» bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Händler eine Rendite erzielen können, indem sie eine Position in der einen Währung gegen eine andere Position in einer anderen Währung stellen, um Unterschiede in den jeweiligen kurzfristigen Zinssätzen auszunutzen.
Im konkreten Fall liegt die Anlagechance in der Rekorddifferenz von 3,47 Prozent zwischen zwei «Safe Haven»-Zinssätzen – zweijährigen US-Staatsanleihen und zweijährigen deutschen Staatsanleihen.
Diese Zinsarbitrage ist jedoch leichter zu erblicken als zu nutzen, da Verluste aus plötzlichen Währungsbewegungen den Ertrag aus dieser Zinsdifferenz auslöschen – oder sogar übertreffen – können.
Darüber hinaus könnte sich die Zinsdifferenz schnell reduzieren, wenn sich das Handeln der Zentralbanken ändert. Die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) scheint jedenfalls entschlossen zu sein, ihre Leitzinsen weiter anzuheben, während die EZB eindeutig nicht bereit ist, aggressiv zu straffen. Das dürfte vorerst für ein Weiterbestehen dieser Zinsdifferenz sprechen, wobei dann immer noch Währungsbewegungen aus ganz anderen Gründen diese Einnahmequelle austrocknen könnten.
Im Abseits: Costa Rica
Die Wirtschaft Costa Ricas, die 2017 auf ein geschätztes Gesamtvolumen von 61 Milliarden Dollar geschätzt wird, hat keinen grossen Einfluss auf das Gesamtbild der Schwellenländer. Und die industrielle Basis besteht grösstenteils aus US-Unternehmen, die in ihrer Freihandelszone grosszügige Steueranreize nutzen.
Diese Steueranreize sowie andere staatliche Subventionen haben allerdings auch ihren Preis: Das Haushaltsdefizit des Landes ist stetig gewachsen, da die Kosten für die Erbringung von Dienstleistungen gestiegen sind. Die genannten grosszügigen Steueranreize haben jedoch keine zusätzlichen Einnahmen für die Regierung generiert. Die zunehmende Verwendung des Dollars als De-facto-Währung hat zudem Druck auf die Anleihen des Landes ausgeübt.
So wurde die fünfjährige Dollar-Anleihe des Landes mit einem Kupon von 4,25 Prozent in diesem Monat niedrig genug gehandelt, um eine Rendite von 8,11 Prozent zu erzielen – ein Rekordhoch. Die Währung des Landes ist seit Ende August um rund 9,6 Prozent gesunken; in einem Umfeld, in dem die Regierung stolz auf ihre Wechselkurskontrolle ist und die Zentralbank den Zinssatz – teilweise als Reaktion darauf – auf 5,25 Prozent erhöht hat.
Moody's Investor Services prognostiziert, dass die Schuldenlast des Landes auf mehr als 50 Prozent des BIP steigen könnte, und prüft eine Herabstufung des Länderratings um möglicherweise mehrere Stufen.
Edi Aumiller ist seit 2014 bei Legg Mason als Head of Sales Schweiz tätig. Er ist Mitglied der Swiss Financial Analyst Association (SFAA), verfügt über ein Diplom in Banking und Finance, ist eidgenössisch diplomierter Finanzanalytiker und Vermögensverwalter, eidgenössisch diplomierter Finanz- und Anlageexperte, sowie Certified International Wealth Manager (CIWM) und Certified International Investment Analyst (CIIA).