Märkte sind einfache Wesen. Sie konzentrieren sich zu jedem Zeitpunkt auf ein, zwei Themen. 2015 war es China, 2016 die politischen Risiken mit dem Brexit-Entscheid. 2018 sind es die Zentralbanken.

Von Hartwig Kos ist Multi Asset Portfolio Manager beim SYZ

SYZ KOS Hartwig 160Institutionen wie das Fed in den USA und die EZB in Europa sind sich bewusst: Wir müssen die Zinsen erhöhen und Liquidität reduzieren. Im Fokus der Aufmerksamkeit steht die US-Zentralbank, die den Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik bereits eingeleitet hat und die Bilanz wieder reduzieren will.

Spannend wird es da bereits diesen Dezember, wenn das Fed das nächste Mal berät. Ich denke, wir werden einen weiteren Zinsschritt der US-Notenbank sehen.

Zugleich besteht aber auch die Chance, dass das Fed im zweiten Halbjahr 2018 weniger restriktiv vorgeht, als es der Markt erwartet. Mit dem «Quantitative Tapering» betritt das Fed unbekanntes Neuland. Die Notenbank versucht, so behutsam wie möglich vorzugehen, möglichst «Dovish» zu sein.

Zügige Straffung angekündigt

Deshalb hat die Zentralbank immer transparent angekündigt, was sie machen wird, hat regelmässig betont, man wolle nicht zögern und die Geldpolitik zügig straffen. Sie hat sich durch diese Rhetorik zusätzlichen Spielraum geschaffen. Nun ist sie in der Lage, weniger rigide vorzugehen, als es allgemein erwartet wird. Das würde bedeuten, dass es nicht zum befürchteten, massiven Verkauf in den Bond-Yields kommt.

Wer im nächsten Jahr in den US-Aktienmarkt investieren will, dem empfehle ich nebst den zinssensitiven Banktiteln die Small Caps. Denn gelingt es der Regierung Trump, die angekündigten Steuerreformen durchzusetzen, dürften gerade kleinere Firmen enorm profitieren.

Trumps fehlende Umsetzungsstärke

Bis jetzt konnte Donald Trump zwar in wichtigen Projekten, etwa in der Gesundheitsreform, nicht mit Umsetzungsstärke glänzen. Jedoch, so möchte ich argumentieren, hat das die Erwartungen der Märkte gerade beim Thema Steuerreform soweit gedämpft, dass Trump auch mit kleineren Erfolgen die Märkte positiv zu überraschen vermag.

Vorsicht ist hingegen angebracht bei Alphabet, Apple, Facebook und Co.: Klar, die US-Technologiefirmen konnten ansehnliche Profite bekanntgeben. Aber mittlerweile ist fast jeder in den Titeln investiert, es wird für die Firmen immer schwieriger, die Erwartungen der Märkte weiter zu erfüllen.

Wer profitiert von der Steuerreform?

Viele Leser fragen sich an dieser Stelle wohl: Sind es nicht gerade die Technologiefirmen, die von einer möglichen Steuerreform enorm profitierten? Die Silicon-Valley-Konzerne konnten in den vergangenen Jahren ihre Gewinne im steuergünstigen Ausland parkieren. Beobachter argumentieren, bei einer Steuerreform würden diese Firmen die Gelder zurück in die USA holen und ihre Aktionäre über Rückkaufprogramme beglücken.

Ich möchte dem dagegenhalten: Es sind derzeit klar die kleineren US-Firmen, die unter der hohen Steuerlast leiden. Sie zahlen im internationalen Vergleich einen sehr hohen Grenzsteuersatz. Im Gegensatz zu den Technologiegrosskonzernen haben sie vielweniger die Möglichkeit, Gelder steuergünstig im Ausland zu halten. Kommt die Steuerreform, sind die Small Caps die grossen Nutzniesser.

Dollar stabilisiert sich

Auch wenn die Amerikaner weiter auf die Steuerreform warten müssten, ist für mich klar: Die Schwäche des Dollars wird sich in den nächsten sechs bis acht Monaten stabilisieren. Mit einem wieder stärkeren Dollar und höheren Zinsen werden die Emerging Markets 2018 wenig interessant sein. Wer trotzdem investieren will, sollte auf Fremdwährungsanleihen ausweichen, die eine Art Substitut für Investment Grade Credit in Europe und den USA darstellen.

Dabei ist auf eine kurze Duration zu achten, um sich möglichst wenig weiteren Zinsschritten in den USA auszusetzen. Doch warum Fremdwährungsanleihen und nicht etwa Hochzinsanleihen? Sie sind liquider, haben attraktivere Zinssätze und weisen teilweise bessere Fundamentaldaten auf als die Hochzinsanleihen.

China, das grösste Risiko

Ein weiterer Grund spricht für Fremdwährungsanleihen: Sie korrelieren weniger mit dem Wirtschaftswachstum in China als etwa Aktien aus den Emerging Markets. Das ist wichtig. Denn im kommenden Jahr stellt China klar das grösste Risiko für die Anleger dar.

Die chinesische Regierung ist sich bewusst, dass sie das Schuldenproblem angehen muss. Ein Schuldenabbau könnte sich negativ auf die Volkswirtschaft auswirken, das Wachstum dämpfen. Lahmt die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt, fehlt ein zentraler Impuls in vielen Schwellenländern. Wer in den Emerging Markets in Fremdwährungsanleihen statt Aktien investiert, ist diesem Risiko weniger ausgesetzt.

Abbildung: Wir setzen auf das Aufholpotenzial von Aktien, die von Veränderungen der US-Zinsen beeinflusst werden, wie Regionalbanken und Small Caps gegenüber grossen IT-Aktien mit erhöhter Dynamik.

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