Obschon die Finanzpolitik der entwickelten Staaten auseinanderdriftet, bleibt die Erholung der globalen Wirtschaft auf Kurs. Der Ausblick von ING IM (demnächst NN Investment Partners) erklärt warum.
Von Valentijn van Nieuwenhuijzen ist Head of Strategy im Multi-Asset Team von ING Investment Management
Die Finanzkrise von 2008 lauert in Form von anhaltendem Ungleichgewicht bei Schulden, Wettbewerbsfähigkeit, Rentabilität und Arbeitslosigkeit immer noch im Schatten der globalen Wirtschaft. Trotzdem lassen die Daten darauf schliessen, dass die Wachstumsdynamik intakt ist und das globale Wachstum voraussichtlich moderat über seinem Potenzial liegen wird.
Die weltweiten Einzelhandelsumsätze haben in den vergangenen Monaten an Fahrt gewonnen und sollten dank den fallenden Rohstoffpreisen, speziell durch den Ölpreis, noch mehr Tempo gewinnen. Das Beschäftigungswachstum bleibt im positiven Bereich und untermauert die Verbraucherausgaben.
USA profitieren von ihrer Geldpolitik
Die USA zehren derzeit von einer Politik, die das Land nicht finanziell einschränkt. Der Einfluss der in diesem Kontext getroffenen Entscheidungen auf den zunehmend erstarkenden Dollar sollte sich mit den fallenden Ölpreisen in etwa ausgleichen. Die Dynamik des Beschäftigungswachstums und anderen Arbeitsmarktindikatoren sind aber nach wie vor robust, und die Bilanzen der Privathaushalte verbessern sich, da Finanzanlagen und Häuserpreise weiterhin ansteigen.
Während Investitionen allgemein zugenommen haben, stehen nun auch die Zeichen für den Immobilienmarkt wieder auf Erholung. Der NAHB-Home-Builder-Confidence-Index befindet sich nach wie vor auf einem Niveau, das eine Zunahme bei den Hausverkäufen und Bauausgaben vermuten lässt.
Europa hinkt hinterher
Das Bruttoinlandprodukt (BIP) der Eurozone befindet sich noch nicht auf seinem Vorkrisenniveau. Die Kerninflation ist auf einem Rekordtief, gleichzeitig stehen die Inflationserwartungen unter Abwärtsdruck. Stimmungsindikatoren sind auf einem akzeptablen Niveau, ein weiterer Rutsch könnte sich allerdings als problematisch erweisen.
Mögliche positive Punkte sind ein schwächerer Euro und niedrigere Ölpreise, welche sowohl die Stimmung der Konsumenten als auch deren Vertrauen in die Wirtschaft stärken könnten. Die Arbeitslosigkeit bleibt weiterhin stabil, eine weitere Zunahme bleibt jedoch fraglich. Wir rechnen mit einer moderaten, aber deutlichen Verbesserung der Kreditvergaben, die wiederum die Binnennachfrage erhöhen könnte.
Emerging Markets und China mit schwindendem Wachstum
Die Wachstumsdynamik der Emerging Markets (EM) bleibt schwach. Das BIP-Wachstum dürfte sich weiter auf 4 Prozent im Jahr 2015 verlangsamen. Den politischen Entscheidungsträgern ist es noch nicht gelungen, makroökonomische Ungleichgewichte zu verringern und positivere Voraussetzungen für künftige Entwicklung zu schaffen.
Dies hält die Abhängigkeit von Krediten und Auslandkapital auf einem hohen Niveau. Ohne eine deutliche Verbesserung des Investitionsklimas und der Wettbewerbsfähigkeit sehen wir daher begrenzten Platz für eine Zunahme des Wachstums. Zusätzlicher Druck kommt von der Abnahme im Wachstum Chinas, das sich in einer Verlangsamung des EM-Exportwachstums, insbesondere in den rohstoffexportierenden Ländern, widerspiegelt.
Die erwartete Zinserhöhung der US-Notenbank (Federal Reserve, Fed) erschwert die Suche nach Rendite und übt somit Druck auf Kapitalzuflüsse in die Emerging Markets aus. Steuerreformen und liberalisierende Massnahmen, die Investitionen in die Infrastruktur erleichtern, könnten helfen.
Japan bleibt der Favorit
Japan bleibt unsere bevorzugte Region, steigendes Gewinnwachstum, gute Bewertungen und und aggressive politische Massnahmen machen die Region attraktiv. Ein weiterer Pluspunkt des GDP-Reports im dritten Quartal 2014 war die Bestätigung des kräftigen Wachstums bei den Nominallöhnen im Vergleich zum vorherigen Quartal.
Das Einkommenswachstum sollte nun, inmitten eines kräftigen Beschäftigungswachstums und einer relativ angespannten Arbeitsmarktlage, weiterhin positiv verlaufen.
Aktien: Solider Unternehmensausblick
Aktien bleiben unsere favorisierte Anlageklasse. Der Unternehmensausblick ist solide, die Risikozuschläge von Aktien sehen im Vergleich zu Fixed Income attraktiv aus, und die Zuflüsse lassen Optimismus bei institutionellen Anlegern vermuten. Der US-Gewinnzuwachs wird aller Voraussicht nach langsamer als in Europa und Japan verlaufen.
Die Eurozone und Japan profitieren dabei von einer einfacheren Geldpolitik. Die Bilanzen der Unternehmen deuten auf einen Wechsel vom Schuldenabbau zu Investments hin, wobei die ausgeschütteten Dividenden höchstwahrscheinlich in Einklang mit den erzielten Erträgen wachsen werden.
Suche nach Rendite begünstigt Spread-Produkte
In einem Gesamtumfeld lockerer Geldpolitik, niedriger Inflation und langsamen Wachstums werden die Leitzinssätze in Europa höchstwahrscheinlich auf ihren historischen Tiefstständen bleiben. Die Policen der grossen Zentralbanken werden weiterhin eine Bereitschaft zum Beibehalten günstiger Finanzierungsbedingungen aufzeigen.
Eine intensivere Suche nach Rendite könnte zudem hilfreich für Spread Produkte sein. Diese Suche hat sich bereits, inmitten der Erwartung weiteren Handelns durch die Bank of Japan und die Europäische Zentralbank, intensiviert.
Regional bevorzugen wir Papiere in Euro gegenüber den US-Schuldtiteln. Schwellenländeranleihen erscheinen zunehmend vorteilhaft in Bezug auf die relative Bewertung und könnten von einer erneuten Suche nach Rendite ebenfalls profitieren.