David Windisch von der Rothschild und Co Bank ist Co-Portfoliomanager des LongRun – Swiss Small & Mid Cap Fund. Das Management des Fonds lässt sich nicht durch kurzfristige Trends oder Schwankungen an den Märkten irritieren. David Windisch erläutert, warum das Fondsmanagement auf emotionale Unabhängigkeit und eine fundierte Analyse der Unternehmen setzt.


David Windisch, erklären Sie uns bitte ihre Anlagephilosophie? 

Als Teil eines Teams verstehe ich mich persönlich als Investor, der Emotionen ausblendet, und das Investieren als einen kontinuierlichen Prozess betrachtet. Mit dem LongRun Swiss Small & Mid Cap Fund verfolgen wir bei der Rothschild und Co Bank eine langfristige Strategie.

Kurzfristige Spekulationen sind nicht unsere Sache. Wir sind von unserem fokussierten Investmentansatz überzeugt, deshalb halten wir unsere Positionen im Durchschnitt auch mehrere Jahre und agieren nicht aktivistisch.

Wie finden Sie das Gleichgewicht zwischen der Ausrichtung auf langfristige Geschäftsstrategien und der Anpassung an aktuelle Markttrends? 

Wir versuchen die aktuelle Marktentwicklung erst einmal zu ignorieren, wenn wir neue Unternehmen anschauen. Am besten wäre es, den Aktienkurs gar nicht zu kennen, bis man ein Unternehmen genau analysiert hat.

Wie viele Titel haben Sie im Portfolio? 

Wir haben momentan 19 qualitative hochwertige Schweizer Unternehmen von denen 16 kleine und mittelständische Unternehmen aus dem SPI Extra Universum sind. Damit ist der Fonds nicht nur ausreichend diversifiziert, vielmehr ist unsere Dreissigste Investmentidee kaum so gut wie unsere Zwanzigste. Mehr ist eben nicht immer mehr und zu viele Titel bringen keinen Mehrnutzen.

Nach welchen Kriterien wählen Sie Unternehmen für Ihr Portfolio aus? 

Eine unserer wichtigsten Regeln: Nie in eine Blackbox investieren. Unser Ansatz basiert deshalb auf einer fundamentalen Analyse der Unternehmen, die uns ermöglicht, das Geschäftsmodell zu verstehen. Benchmarks spielen für uns dabei keine Rolle. Wir konzentrieren uns darauf, Qualitätsunternehmen zu identifizieren, von denen wir überzeugt sind, dass sie auch in einem Jahrzehnt noch florieren. 

Was zeichnet ein Qualitätsunternehmen aus? 

Für uns ist es entscheidend, dass das Management der Unternehmen, in die wir investieren, einen spürbaren Unterschied macht. Gut geführte Unternehmen zeichnen sich häufig dadurch aus, dass ihre Manager selbst Aktien des Unternehmens besitzen, wodurch die Interessen von Investoren und Führungskräften eng aufeinander abgestimmt sind.

Diese Unternehmen sind in der Regel im Business to Business Sektor tätig, was sie weniger anfällig für kurzlebige Konsumententrends macht.

Mit anderen Worten, Kaufentscheidungen basieren meist auf technischen Aspekten und sind daher rationeller, somit können die Unternehmen sich langfristiger ausrichten und müssen nicht ständig irgendwelchen Modeerscheinungen nachlaufen.

Wo sind diese Unternehmen zu finden? 

Meistens sind diese Unternehmen auf bestimmte Nischen spezialisiert und haben sich im Laufe der Zeit zu weltweiten Markt oder Technologieführern entwickelt. Sie meiden den Einstieg in breit gefächerte, unübersichtliche Märkte.

Ein weiterer Vorteil dieser Qualitätsunternehmen sind ihre wiederkehrenden Einnahmen, die oft durch langfristige Abnahme oder Serviceverträge gesichert werden. Ihre Produkte und Dienstleistungen sind eng in die Abläufe ihrer Kunden integriert und dadurch schwer zu ersetzen.

Besonders wenn sie nur einen geringen Anteil an den Gesamtkosten der Kunden ausmachen, gibt es kaum einen Anreiz, sie durch andere Anbieter zu ersetzen.

Welche Rolle spielt die Bewertung in Bezug auf ESG Risiken? 

Die Grundidee des nachhaltigen Investierens ist in unserer Anlagephilosophie verankert. Ein Unternehmen, das auch noch zehn Jahren florieren soll, muss sich verantwortungsbewusst verhalten. Wer seine Stakeholder, also Investoren, Mitarbeitende Kunden, Lieferanten, die Gesellschaft, aber auch die Umwelt schlecht behandelt, wird langfristig nicht erfolgreich sein. Deshalb machen wir um solche Unternehmen einen Bogen. 

Wie oft passiert es, dass Sie Änderungen am Portfolio vornehmen? 

Wir halten uns an das Prinzip: Immer so wenig wie möglich, aber so viel wie notwendig. Pro Jahr erwarten wir nicht mehr als ein oder zwei Titelwechsel. Die Gewichtungen passen wir öfters an. Dabei reduzieren wir eher die Position bei Unternehmen, welche überteuert sind, um dann in jene zu investieren, welche günstig sind. Jedoch ist das nicht immer der Fall. Nur weil ein Unternehmen teuer bewertet ist, ist es ja nicht plötzlich schlecht. Qualität hat ihren Preis.

Wann ist es sinnvoll, ein Unternehmen hinzuzufügen oder abzustossen? 

Wenn sich die Investmentthese eines Unternehmens grundlegend zum Schlechteren ändert, zögern wir nicht, dieses zu verkaufen. Dies ist dieses Jahr passiert mit LEM, einem Hersteller für Elektrobauteile, der entschieden hat, seine Preise auf dem chinesischen Markt zu reduzieren, um verlorene Marktanteile zurückzugewinnen. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder auch neue Unternehmen dank Spin Outs oder IPOs.

Dieses Jahr haben wir die Pharmafirma Galderma welche auf Dermatologie spezialisiert ist, ins Portfolio aufgenommen.

Schindler ist eine ihrer Hauptpositionen im Fonds. Weshalb? 

Das Unternehmen ist der zweitgrösste Player im globalen Aufzugsmarkt, einem Business to Business Bereich, der von wenigen grossen Unternehmen beherrscht wird. Diese Marktkonzentration führt zu einem rationalen Wettbewerb. Der Anteil der Bau und Servicekosten eines Aufzugs an den Gesamtkosten eines Gebäudes ist gering, was den Unternehmen Preisgestaltungsmacht verleiht.

Der Grossteil des Umsatzes stammt aus Serviceverträgen, die jährlich im Voraus gezahlt werden und unter einem Prozent der Betriebskosten eines Gebäudes liegen. Aufgrund dieser geringen Kosten werden Serviceanbieter selten gewechselt, und Preisverhandlungen sind unüblich, was das Servicegeschäft sehr profitabel und vorhersehbar macht. Das Neuanlagengeschäft ist stark von der wirtschaftlichen Lage abhängig.

In reifen Märkten wie Europa und den USA ist das Wachstum moderat, wobei der Fokus auf Wartung und Modernisierung alter Aufzüge liegt, die überwiegend älter als 20 Jahre sind. In Wachstumsregionen wie China dominiert hingegen weiterhin das Neugeschäft.

Die Aufzugsindustrie hofft dort auf eine ähnliche Entwicklung wie in Europa und den USA mit lukrativen Serviceverträgen und Modernisierungen. Wir glauben auch, dass dies irgendwann der Fall sein wird, und haben Geduld.

Wie wirkt sich ihr Investment-Ansatz auf die Renditen aus? 

Wir wollen natürlich den Index klar schlagen. Die annualisierte Rendite des LongRun Swiss Small & Mid Cap Fund liegt Ende November 2024 seit seit der Strategieauflage vor über 5 Jahren bei +5,9 Prozent. Im Vergleich dazu liegt die Benchmark bei +3,2 Prozent. Wir haben also eine annualisierte Outperformance von +2.7 Prozent erreicht. Der Grund für den Erfolg des Fonds liegt in der gezielten Auswahl der Unternehmen und der bewussten Konzentration des Portfolios.