Um zukunftsfähig zu bleiben, müssen Vermögensverwalter lernen, vollständig massgeschneiderte Finanzprodukte im grossen Stil zu produzieren. Wer kein personalisiertes Massenangebot offerieren kann, läuft Gefahr, bald der Vergangenheit anzugehören.

Von Philippe A. Naegeli, Mitgründer und CEO von GenTwo 

Wir leben in einer Welt der Personalisierung – oder so scheint es zumindest. Möchten Sie Ihren eigenen Computer zusammenstellen? Gehen Sie auf die Website von Dell. Ihr eigenes Auto? Probieren Sie den Online-Konfigurator von BMW.

Ihre eigenen Turnschuhe? Nike By You (früher NikeID) hat das Richtige für Sie. Aber sind dies wirklich vollständig massgeschneiderte und personalisierte Produkte? In Wahrheit verlangen die erwähnten Plattformen sowie andere ähnliche Angebote von Ihnen, aus vorgegebenen Optionen eines einzigen Anbieters zu wählen.

Hyperpersonalisierte Inputs

Das ist grossartig, aber es ist Pseudo-Massanfertigung und nicht vollständig personalisierte Anfertigung nach Mass.

Vollständig personalisierte Massanfertigung bedeutet, Produkte von Grund auf genau nach den Anforderungen des Verbrauchers zu erstellen. Dank neuer Technologien wie KI und 3D-Druck wird dies auch im Konsumgüterbereich zunehmend möglich.

Gute Beispiele sind das kürzlich angekündigte Personalization Studio von ASICS (3D-gedruckte Einlegesohlen basierend auf einem Fuss-Scan) oder Yuniku von Hoya (3D-gedruckte Brillen basierend auf einem Gesichts-Scan).

Da die Produkte dieser Plattformen nach einzigartigen, hyperpersonalisierten Inputs hergestellt werden – und nicht entlang den beschränkten Auswahlmöglichkeiten aus einer Reihe von Dropdown-Menüs – bieten sie echte personalisierte Massenware und sind damit zukunftsweisend.

 
Vollständig personalisierte Anfertigung nach Mass. (Bild: GenTwo)

Vorboten der Zukunft

In der Welt der Vermögensverwaltung können wir einen ähnlichen Trend beobachten. Heute gibt es bereits viel Pseudo-Massanfertigung. Personalisierte ETF-Anbieter wie Findependent und Direct-Indexing-Dienste wie die von Vanguard stellen echte Innovationen dar und sind grossartig für Anleger.

Aber um diese Produkte zu kreieren, muss man aus bestehenden Menükarten auswählen, die von der Plattform bereitgestellt werden. Für eine wirklich personalisierte Vermögensverwaltung sollten Anleger in der Lage sein, ein Produkt für jedes gewünschte Asset oder jede Strategie zu spezifizieren – nicht nur für die traditionellen, bankfähigen Assets, die das Kerngeschäft der meisten Pseudo-Massanfertigungsplattformen ausmachen.

Vermögensverwalter ihrerseits müssen in der Lage sein, solche hyperpersonalisierten Produkte ihren Kunden anzubieten und dies zu einem Preis, der das Produkt für sie profitabel macht.

Die Zukunft beginnt jetzt

Ein Übergang zum personalisierten Angebot für die breite Masse in der Vermögensverwaltung ist meiner Meinung nach aus einer Reihe von Gründen unvermeidlich.

Erstens ist Hyperpersonalisierung für Anleger nicht nur eine willkommene Ergänzung.

Sie wird zunehmend unverzichtbar, da Anleger im Einklang mit ihren Überzeugungen investieren und die Vorteile einer wirklich breiten Diversifizierung nutzen möchten, ohne durch die Angebote eines einzelnen Anbieters eingeschränkt zu sein.

78 Billionen Dollar

Zweitens gibt es rund 78 Billionen Dollar an nicht bankfähigen Vermögenswerten, die derzeit von Vermögensverwaltungskunden gehalten werden, aber nicht für die von Banken oder Vermögensverwaltern betreuten Portfolios erschliessbar sind.

Ein echtes personalisiertes Angebot für die breite Masse würde diese Vermögenswerte bankfähig und investierbar machen und enormes Vermögenspotenzial freisetzen. Dies stellt einen enormen Anreiz für die fortgesetzte Personalisierung in unserer Branche dar.

Der Konkurrenz voraus

Drittens ist das personalisierte Angebot im grossen Stil für Vermögensverwalter selbst von Vorteil. Sie ermöglicht es ihnen, Vermögenswerte zu halten, Kunden zufriedenzustellen und der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Dies wird die Nachfrage nach Massenanpassungsfähigkeiten auf der Anbieterseite antreiben.

Die gute Nachricht ist, dass Vermögensverwalter nicht länger warten müssen. Unser Unternehmen GenTwo hat die Vision, unseren Kunden die benötigte Technologie und Tools zur Verfügung zu stellen, um jedes Asset und jede Investitionsstrategie mit wenigen Klicks in ein bankfähiges Wertpapier verwandeln zu können.

Dies ist ein Prozess, den wir «Assetization» nennen und den mein Partner Patrick Loepfe und ich in unserem gleichnamigen Buch ausführlich beschrieben haben. Mit unserer Plattform können Banken und Vermögensverwalter bereits heute beginnen, ihren Kunden tatsächlich personalisierte Angebote zu offerieren.

So einfach wie die Buchung eines Fluges

Die über 1‘400 Produkte mit einem Volumen von mehr als 5 Milliarden Dollar, die seit Gründung unseres Unternehmens über unsere Plattform kreiert worden, legen Zeugnis davon ab, wie vielfältig diese Möglichkeiten bereits heute sind.

Andere Anbieter werden mit Sicherheit unserem Beispiel folgen. In Zukunft wird die Erschaffung eines massgeschneiderten Finanzprodukts so einfach sein wie die Buchung eines Fluges.

Vermögensverwalter, die diesen Trend nicht verpassen wollen, sollten jetzt mit der Planung ihrer Reise in die Zukunft beginnen. Wer ein personalisiertes Angebot für die breite Masse bieten kann wird in der Lage sein, mehr Kunden anzuziehen, ihre Produktpalette zu erweitern und ihr verwaltetes Vermögen zu erhöhen.

Wer es nicht tut riskiert, auf der Strecke zu bleiben.

  • Möchten Sie mehr über die Assetization-Plattform von GenTwo erfahren? Dann melden Sie sich für unser Webinar an.


Philippe A. Naegeli ist Co-Founder und CEO des «Assetization»-Spezialisten GenTwo. Das auf Verbriefungen spezialisierte Start-up beschäftigt in Zürich rund 100 Personen.