Im Gespräch mit Matthias Born, Head of Investments und CIO Equities, bei Berenberg.


Herr Born, können Sie uns einen Einblick in die Geschichte von Berenberg und seine aktuelle Stellung im Finanzsektor geben?

Berenberg zählt zu einer der ältesten Privatbanken der Welt, deren Wurzeln bis ins Jahr 1590 zurückreichen. Berenberg ist in den Geschäftsfeldern Investmentbanking, Wealth und Asset Management sowie im Corporate Banking tätig.

Derzeit sind mehr als 1'500 Mitarbeitende an 18 Standorten in Europa und den USA tätig. Berenberg verwaltet derzeit ein Vermögen von rund 40 Milliarden Euro (Stand Ende 2023). Unsere Investmentplattform umfasst Aktien-, Multi-Asset- und Fixed-Income- sowie Private-Debt- und Liquid Alternative Fonds.

Wenn Sie an Ihre Entscheidung zurückdenken, Ende 2017 zu Berenberg zu wechseln, wie bewerten Sie die Chancen, die sich Ihnen jetzt bieten?

Ich bin seit 2017 Leiter des Aktienfonds-Managements bei Berenberg. Seitdem haben wir ein Team von Spezialisten für europäische und globale Aktien mit starker Expertise in Small und Micro Caps aufgebaut. Mein beruflicher Weg begann 2001 bei Allianz Global Investors, wo ich bis 2017 Portfolios mit europäischen Small Caps, europäischen Wachstumswerten und deutschen Aktien verwaltete.

Der Wechsel zu Berenberg war eine strategische Entscheidung, um eine Aktienplattform mit Fokus auf den Quality-Growth-Ansatz aufzubauen.

Was waren nach sieben Jahren die grössten Herausforderungen und Erfolge?

Im Jahr 2017 konnten wir mit fünf Milliarden Euro an verwalteten Vermögen im Asset Management einen Meilenstein erreichen. Ebenso konnten wir das Portfoliomanagement auf 18 Mitarbeitende verdoppeln.

Derzeit entwickeln wir in Zusammenarbeit mit Google ein KI-Tool, um unser Research zu Unternehmen zu optimieren. Es wird unsere Anlagephilosophie nicht verändern, soll aber den Zeitaufwand für die Aktienanalyse optimieren.

Die vergangenen Jahre boten ein herausforderndes Marktumfeld, wie haben Sie dieses gemeistert?

Disziplin ist für uns der Schlüsselfaktor für den Erfolg. In den Corona-Jahren 2020/2021 konnten wir sehr solide Leistungen erbringen und einen Mehrwert schaffen, indem wir an unseren langfristigen Überzeugungen festhielten.

Wir haben auch ein Szenario erlebt, das ich als Stresstest für unseren Ansatz in den Jahren 2022/2023 bezeichnen würde. Unter diesen unterschiedlichen Marktbedingungen haben wir an unserer langfristigen Sichtweise festgehalten. In den vergangenen Jahren war der europäische Aktienmarkt, besonders der Small-Cap-Bereich, gleichermassen durch Herausforderungen und Chancen geprägt.

Inmitten eines hohen Zinsumfeldes und geopolitischen Unsicherheiten haben Anlegerinnen und Anleger auf der Suche nach qualitativem Wachstum im Jahr 2023 ein besseres Jahr als 2022 vorgefunden. Für 2024 rechnen die Anleger bereits mit sehr günstigen langfristigen Aussichten für die Wirtschaft und die Unternehmensgewinne. Wir sehen einen Wendepunkt in der Beschleunigung des Wirtschaftswachstums nach dem Tiefpunkt des industriellen Abschwungs in Europa, was sich voraussichtlich positiv auswirken wird, insbesondere für Small-Cap-Unternehmen.

Darüber hinaus haben zahlreiche Unternehmen im Gesundheits-, Konsum- und Industriesektor mit hohen Lagerbeständen infolge der Covid-Pandemie zu kämpfen. Es wird erwartet, dass sich diese Situation bald verbessert, was zu einer Normalisierung des Gewinnwachstumstrends in der Zukunft führen wird.

Wir halten uns an eine disziplinierte Anlagephilosophie, die auf Qualitätswachstum ausgerichtet ist, und konzentrieren uns auf die inneren Qualitäten der Unternehmen.

Was sind die weiteren Pläne für das Asset Management?

Wir haben nicht vor, Experten für alle Anlageklassen zu werden. Wir wollen weiterhin einer der Hauptakteure für Quality-Growth-Investments und Small- und Micro-Caps mit starkem Qualitätsprofil bleiben, um unser internationales Universum zu erweitern.

Zusätzlich zur renommierten Aktienplattform bietet Berenberg Expertise im Bereich Private Debt, die durch unser Netzwerk und unsere langjährige Erfahrung ermöglicht wird. Wir wollen mit unserer Präsenz in Zürich und Genf weiterhin vor Ort nahe am Kunden sein.