Unter den aktuellen Marktbedingungen punkten besonders Privatmarktanlagen je nach Bedarf der institutionellen Anleger mit vielseitigen attraktiven Vorteilen.

Von Patrick Hug, Senior Analyst, Zurich Invest AG

Niedrige Zinsen und der Bullenmarkt ermöglichten Anlegern in den vergangenen Jahren attraktive Renditen mit traditionellen Anlagen wie Aktien und Obligationen. Schweizer Vorsorgewerke waren deshalb lange nicht auf die Vorzüge von Privatmarktanlagen angewiesen.

Historische Transformationen wie die Dekarbonisierung und die Digitalisierung beeinflussen zusehends die globalen Märkte. Der Konflikt in der Ukraine löste darüber hinaus einen Einbruch der Aktienmärkte aus. Auch Inflationsängste und der durch stark steigende Zinsen bedingte Wertverlust von Anleihen zwingen nun viele Marktteilnehmer zum Umdenken.

Das Jahr 2022 rückt Vorteile ins richtige Licht

Privatmarktanlagen legten laut der McKinsey Global Private Markets Review seit der Finanzkrise stark zu. Mitte 2021 wurde ein Allzeithoch von 9,8 Billionen US-Dollar erreicht. Bei Schweizer Pensionskassen, deren durchschnittliche Allokation bei 1,4 Prozent in Private Equity und 1 Prozent in Infrastruktur liegt, werden Privatmarktanlagen sehr unterschiedlich berücksichtigt.

Dass grössere Vorsorgewerke Privatmarktanlagen häufiger nutzen als kleinere Kassen, spiegelt sich in deren Performance wider, die bei grossen Kassen die letzten drei Jahre deutlich über den Ergebnissen kleinerer Kassen lag.

Zuordnung der Privatmarktanlagen

Private Equity, Private Debt, Infrastruktur und nicht kotierte Immobilien sind Privatmarktanlagen, die nicht öffentlich an Börsen gehandelt werden. Während Private Equity und Private Debt den alternativen Anlagen zugeordnet werden, gehören Immobilien nach BVV2 aber zu den traditionellen Anlagen.

Seit Oktober 2020 dürfen Schweizer Pensionskassen ohne Auswirkungen auf die Quote für alternative Anlagen bis zu 10 Prozent des Gesamtvermögens in «Anlagen in Infrastrukturen» investieren.

Private Equity

Private Equity eröffnet Investoren ein Anlageuniversum mit zahlreichen nicht börsennotierten Firmen. Innerhalb Private Equity verspricht ein Fokus auf mittelständische Unternehmen dank grösserem Angebot, erschwerten Zugang und begrenzten Wettbewerb, bessere Renditeaussichten. Um die Kosten zu senken, helfen die Co-Investitionslösungen und bieten gleichzeitig eine angemessene Streuung der Risiken.

Auch der schnellere Kapitalabruf, die geringere Komplexität, und eigene Investitionsvorgaben, ein Vetorecht und die massgeschneiderte Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsthemen sprechen für einen Co-Investitionsansatz.

Private Debt

Das Interesse an Private Debt stieg seit der Finanzkrise stark an. Bei Private Debt erfreuen sich direkt vergebene Kredite an Mittelständler (Middle Market Direct Lending) wachsender Aufmerksamkeit. Diese werden wie syndizierte Kredite variabel verzinst und sind so inflationsgeschützt.

Durch die bilaterale Vergabe werden Kontroll- und Einflussmöglichkeiten geschaffen. Neben deutlich höheren Kreditaufschlägen als im syndizierten Markt, werden Kunden zusätzlich oft Strukturierungsgebühren gutgeschrieben. Erstrangig besicherte Kredite reduzieren die Ausfallwahrscheinlichkeit und ein Fokus auf Europa bietet Aufholpotenzial gegenüber den USA.

Entscheidende Erfolgsfaktoren sind Diversifikation und Zugang zu attraktiven Jurisdiktionen durch Manager mit lokaler Präsenz.

Infrastruktur

Der langfristige Finanzierungsbedarf macht Infrastrukturanlagen besonders interessant. Investitionen in alternative Energien lassen sich gut mit Vorgaben zum nachhaltigen Anlegen und der angestrebten Energiewende vereinbaren. Auch hier können die Kosten durch Direkt- oder Co-Investitionen entscheidend gesenkt werden.

Der Zugang, die Auswahl und die Strukturierung der Investitionen sind erfolgsentscheidend, denn ein attraktiver Internal Rate of Return (IRR), regelmässige Cash Flows und mögliche Inflationsschutz sind für Vorsorgewerke von besonderer Relevanz.

ZIAG Grafik October2022

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Anlagestiftungen bauen Zugangshürden ab

Kleineren und mittleren Kassen erschweren die Komplexität, operationelle Herausforderungen und hohe Mindestinvestitionen den Zugang zu Privatmarktanlagen. Diese Hürden werden durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Spezialisten überwunden.

Anlagestiftungen bieten Schweizer Vorsorgewerken mittels Anlagegruppen einen massgeschneiderten Zugang. Neben den operativen Vorzügen bieten Stiftungen durch Bündelung von Kapital tiefere Einstiegssummen und reduzierte Kosten. Evergreen-Strukturen erlauben Investoren mit entsprechendem Vorlauf zu vordefinierten Zeitpunkten neues Kapital zu zeichnen oder ihre Allokation zu reduzieren.

Welche Privatmarktanlagen einem Vorsorgewerk ermöglichen von den vielfältigen Vorteilen der Privatmarktanlagen zu profitieren, hängt von den jeweiligen Bedürfnissen und bestehenden Allokationen ab.


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