Finanzdienstleister erkennen allmählich das Potenzial von Instant Payments. Innovative Möglichkeiten mit Zahlungen in Echtzeit zeichnen sich ab. Mathias Schütz, Regional Head Switzerland & Liechtenstein bei Avaloq, erklärt, warum Autos bald selbst für den Treibstoff an der Tankstelle und für die Maut auf der Autobahn zahlen könnten.
Herr Schütz, wir haben alle schon davon gehört, aber können Sie bitte erklären, was genau Instant Payments (IP) sind?
IP sind Zahlungen, die innerhalb von Sekunden ausgeführt werden und für welche Auftraggeber und Zahlungsempfänger eine sofortige Bestätigung erhalten. Sie sind an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr möglich.
Also handelt es sich einfach um eine schnellere Art der Kreditkartenzahlung? Die einfacher ist, als Bargeld mit sich herumzutragen?
Nein, es ist mehr als das. Traditionelle Bezahlmethoden werden durch IP auf den gleichen Stand gebracht wie die von Fintechs und Neobanken. Und es entstehen neue Einsatzmöglichkeiten, von denen Verbraucher und Unternehmen bei ihren Transaktionen gleichermassen profitieren.
Das vielleicht Vielversprechendste an IP ist dessen Potenzial, an andere Tech-Trends wie etwa das Internet der Dinge (IoT) anzuknüpfen und diese zu beschleunigen. In einem der zukünftigen Anwendungsszenarien etwa bezahlen Autos ihre Tankfüllung und die Autobahnmaut bald «selbst». Dieser Trend wird häufig als «Invisible Payments» (unsichtbare Zahlungen) bezeichnet.
Aber wie unterscheidet sich das Ganze beispielsweise von Twint?
Kunden können über Mobile- oder Web-Banking eine IP direkt von ihrem Bankkonto aus initiieren, ohne dazu eine Drittanbieter-App installieren zu müssen. Und die Bank muss keine externen Ressourcen integrieren.
Der Service läuft über das Zahlungssystem der Bank. Dies macht Banken wieder unabhängiger und ermöglicht die Entwicklung innovativer Transaktionslösungen und Dienstleistungen.
Wo stehen wir aktuell bei dieser Entwicklung auf dem Schweizer Bankenplatz?
SIX kündigte kürzlich an, dass Teilnehmer des Swiss Interbank Clearing (SIC) Systems verpflichtet werden, sich an den neuen Standard anzubinden und eingehende IP auf ihren Konten zu verarbeiten. Die Einführung wird in zwei Phasen erfolgen: Grössere Banken müssen ab 2024 dazu in der Lage sein, alle anderen Teilnehmer ab 2026.
Sehen Sie spannende Chancen für Banken, die IP anbieten?
Ja, insbesondere im Bereich Firmenkunden, weil IP ihnen eine effektivere Cash-Bewirtschaftung ermöglicht. Unternehmen können ihre monatlichen Gehaltsabrechnungen innerhalb von Sekunden abwickeln, während die Liquidität jeden Monat einen Tag länger auf ihren Konten ruht.
Banken können ferner die Hoheit über die Zahlungsdaten zurückgewinnen, welche ihnen von Kreditkartenanbietern und Zahlungs-Apps weggenommen wurde. Diese Daten sind von enormem Wert, wenn es darum geht, individuellere Dienstleistungen in Bereichen wie dem Wealth Management anzubieten.
Wie können sich Banken am besten an den neuen IP-Standard anbinden?
Für Banken gibt es drei Optionen. Die erste Möglichkeit ist eine Aktualisierung der bestehenden Infrastruktur. Die zweite Möglichkeit besteht darin, das aktuelle Zahlungsabwicklungssystem zu ersetzen. Beides ist komplex und möglicherweise mit hohen Kosten verbunden.
Die dritte Möglichkeit ist die Integration eines parallelen Zahlungs-Hubs «as a Service». Der Avaloq Payment Hub ist unabhängig von der Kernbankensoftware und kann deshalb an jedes am Markt verfügbare Kernbankensystem angebunden werden.
Was sind die Vorteile einer cloudbasierten Zahlungslösung wie derjenigen von Avaloq?
Eine cloudbasierte Infrastruktur kann Transaktionsspitzen durch den Einsatz von nahezu unbegrenzter Verarbeitungsleistung bewältigen. Kosteneffizienz ist ein weiterer Vorteil. Banken zahlen nur für die tatsächliche Nutzung.
Die Lösung von Avaloq beinhaltet auch die Überprüfungen von Embargos/Sanktionen sowie für zur Prävention von Geldwäsche innerhalb der benötigten Reaktionszeit. Die Gesamtbetriebskosten und die operativen Risiken sind am Ende niedriger als bei einer Aktualisierung bestehender Systeme.
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