Fondsgründungen in Liechtenstein sind unkompliziert und rasch vollzogen. Über diese und weitere Vorteile wie das Passporting spricht David Gamper, Geschäftsführer des Liechtensteinischen Anlagefondsverbands, im Interview.
Herr Gamper, wie geht es der liechtensteinischen Fondsbranche seit dem Ausbruch der Covid-19 Krise?
Entgegen den Entwicklungen in vielen anderen Branchen war 2020 ein absolutes Boomjahr für den Fondsplatz Liechtenstein. Es gab zum vierten Mal in Folge einen neuen Rekord bei den Gründungen von Private Label Fonds.
Die alte Bestmarke von 2019 wurde mit 109 neuen Single- und Teilfonds um rund 20 Prozent übertroffen. Somit hat sich seit 2016 die jährliche Anzahl der Fondsgründungen verdoppelt. Fondspromotoren schätzen die attraktiven Rahmenbedingungen des Fondsdomizils Liechtenstein.
Auch beim Netto-Neugeld fällt das Ergebnis erfreulich aus, und für die kommenden Jahre sind wir diesbezüglich sehr zuversichtlich. Denn neue Fonds bedeuten in der Regel mittelfristig auch zusätzliche Mittelzuflüsse. Im Übrigen waren auch die verwalteten Vermögen (Assets under Management) zum Jahresende auf einem neuen Höchststand von 59,4 Milliarden Franken.
Sie haben die attraktiven Rahmenbedingungen erwähnt. Welche sind das konkret?
Man könnte sagen, dass Liechtenstein in etwa den gleichen Umfang an Strukturierungsmöglichkeiten bietet wie die grossen Finanzzentren in Europa, jedoch wesentlich schneller und flexibler agiert. Dies gilt sowohl für die Fondsgesellschaften als auch für die Finanzmarktaufsicht. Nehmen wir die Fondszulassung: Andere Standorte sprechen bei Zulassungsverfahren von Monaten, und in Liechtenstein passiert das innert weniger Tage.
«Ein Schweizer Investor kann Fondsanteile zeichnen, ohne dass eine Stempelsteuer anfällt»
Für Schweizer Fondspromotoren kommen noch weitere Vorteile hinzu, sei es die geografische Nähe, ein gemeinsames Rechtsverständnis oder auch die vergleichbare Mentalität. Nicht zu vergessen ist das Stempelsteuer-Privileg, das Investoren in der Schweiz nur vom heimischen Fondsmarkt kennen. Ein Schweizer Investor kann Fondsanteile eines liechtensteinischen Fonds zeichnen, ohne dass eine Stempelsteuer in der Höhe von 15 Basispunkten anfällt.
Gleichzeitig bietet der liechtensteinische Fonds durch das Passporting alle Vertriebsmöglichkeiten in Europa, die Schweizer Fondsprodukten grundsätzlich verwehrt bleiben.
Kommen also die Zielinvestoren eines Fonds sowohl aus dem EU-Raum als auch aus der Schweiz, ist das Fondsdomizil Liechtenstein die optimale Lösung.
Nachhaltigkeit ist derzeit ein viel diskutiertes Thema. Was tut sich diesbezüglich in der liechtensteinischen Fondsbranche?
Ob ein Fonds nachhaltig investiert, hängt vom Asset Management ab. Das ist in Liechtenstein also primär ein Thema der Banken und der Vermögensverwalter. Unsere Banken sind im internationalen Vergleich in Bezug auf Nachhaltigkeit sehr gut aufgestellt.
«Asset Manager aus der Schweiz zählen seit jeher zu den wichtigsten Fondsinitiatoren unseres Standorts»
Das deutsche «Private Banking Magazin» hat im vergangenen November feststellt: «Geht es um nachhaltige Geldanlagen, sollten Anleger ihr Vermögen am besten nach Liechtenstein bringen. Wie der diesjährige Vermögensmanager-Test der Fuchs|Richter Prüfinstanz zeigt, ragt der kleine Finanzplatz in Sachen Nachhaltigkeit heraus.»
Zwei liechtensteinische Banken, die den grössten Teil der Fonds hierzulande verwalten, belegen bei diesem Ranking die Plätze 1 und 4 im gesamten deutschen Sprachraum. Aber auch die Private Label Fonds, deren Fondspromotoren zu einem grossen Teil aus der Schweiz kommen, dürften bezüglich Nachhaltigkeit sehr gut abschneiden. Bereits im Jahr 2016 zeigte eine Untersuchung, dass diese in Bezug auf ESG-Kriterien ausserordentlich gut investieren, auch wenn sie nicht unbedingt als Nachhaltigkeitsfonds deklariert sind. Insgesamt liegen nachhaltige Fondsprodukte im Trend.
Sie haben die Schweizer Fondspromotoren angesprochen. Spüren Sie da Veränderungen?
Asset Manager aus der Schweiz zählen seit jeher zu den wichtigsten Fondsinitiatoren unseres Standorts, da sie Liechtenstein gerne als Tor in die EU respektive den EWR nutzen; Tendenz steigend.
In den vergangenen zwei, drei Jahren haben wir aber auch ein zunehmendes Interesse bei Family Offices gespürt. Dabei geht es einerseits um Liechtenstein als Standort für das Family Office selbst und anderseits um Fonds als Instrument der Vermögensstrukturierung.
«Liechtenstein ist steuerlich attraktiv und bietet rechtlich, politisch und wirtschaftlich ein stabiles Umfeld»
Auch der Liechtensteinische Anlagefondsverband (LAFV) hat in jüngster Vergangenheit von verschiedenen Family Offices interessante Anfragen bezüglich Fondsgründungen und Sitzverlegungen bestehender Fonds nach Liechtenstein erhalten. Liechtenstein ist steuerlich attraktiv und bietet rechtlich, politisch und wirtschaftlich ein stabiles Umfeld, also ideale Voraussetzungen für eine langfristige Vermögensplanung.
Interessant wird auch zu beobachten sein, wie sich die neue Regelung für Schweizer Vermögensverwalter auswirken wird. Die Beaufsichtigung durch eine Aufsichtsorganisation nach erfolgter Finma-Zulassung wird in Liechtenstein als prudentielle Beaufsichtigung anerkannt. Dies eröffnet Schweizer Vermögensverwaltern die Möglichkeit, die Portfolios von liechtensteinischen Fonds im Zuge einer Delegation im Rahmen der De-Minimis-Regelung zu verwalten.
Diese Fonds können in der gesamten EU sowie in den EFTA/EWR-Staaten mittels Passporting zum Vertrieb an professionelle Anleger zugelassen werden.
Zusammengefasst, wie präsentieren sich die Chancen und Vorteile des Fondsplatzes Liechtenstein?
Liechtenstein bietet alle marktüblichen Strukturierungsmöglichkeiten für Fonds. Die Finanzmarktaufsicht ist innovativ und agiert schnell. Als Beispiele für Innovation seien hier nur die Krypto-Asset-Fonds oder Fondsanteile auf Token-Basis genannt – bei beiden war Liechtenstein ein Vorreiter.
Ausserdem ist Liechtenstein das einzige Domizil in Europa, dessen Fonds den EU-Passport nutzen können und gleichzeitig in der Schweiz das Stempelsteuer-Privileg geniessen. Der Finanzplatz Liechtenstein als Ganzes ist auf langfristiges, nachhaltiges und generationenübergreifendes Denken und Handeln ausgelegt. Das sind auch die grundlegenden Erfolgsfaktoren und die Basis für unseren Fondsplatz
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LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband
David Gamper ist Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischen Anlagefondsverbands. Der LAFV wurde im September 2000 gegründet und ist die offizielle Interessenvertretung der liechtensteinischen Fondsbranche. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in Aufbau und Pflege von Beziehungen zu den Regierungs- und Aufsichtsbehörden, bestehenden Vereinigungen und Verbänden und den Interessengemeinschaften des Finanzdienstleistungssektors, um übergreifende Interessen zu koordinieren und Synergien zu nutzen.
Über David Gamper
Mag. David Gamper: Studium an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Studienrichtung Betriebswirtschaftslehre, Spezialisierung Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre. Er arbeitete als Vermögensberater und -verwalter und später in Führungspositionen in Finanzdienstleistungsunternehmen in Italien, Österreich und Liechtenstein. Seit 2014 ist David Gamper Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband.