Rasant hat sich die Krise rund um Covid-19 weltweit verbreitet. Ebenso rasant wird die Digitalisierung in vielen Unternehmen vorangetrieben. Die Situation verdeutlicht auch, welcher Faktor im Intermediär-Geschäft in dieser Zeit besonders fehlt: der persönliche Kontakt.

Von Tobias Wehrli, Leiter Intermediaries der VP Bank Gruppe, Vaduz

Die Welt hat sich verändert. Landesgrenzen wurden gesperrt, und mit Daheimbleiben kann Leben gerettet werden. In der Arbeitswelt sind wir fast über Nacht in eine neue Ära eingetreten. Die VP Bank hat die Corona-Krise von Westen her zu spüren bekommen. Angefangen Ende Januar mit Reisebeschränkungen an unsere Asien-Standorte Hongkong und Singapur.

Was als Asien-Problem begann, stellte wenige Wochen später auch unseren Alltag in Europa und später auf den British Virgin Islands auf den Kopf. Mit Verzögerung schlug das Coronavirus dann auch mit voller Wucht an den Finanzmärkten ein. Die Folge: tiefere Anlagevolumen, Crash im Erdölmarkt und unsichere Börsenentwicklungen. Fragen rund um die Entwicklung an den Finanzmärkten sind die aktuell dominierenden Themen im Kundenkontakt.

Innovative Unternehmen

Schon jetzt hervorzuheben, ist die Innovationskraft zahlreicher Unternehmen. Vom Gourmet-Restaurant mit Lieferservice über den Blumenladen mit Selbstbedienung und mobilen Bezahlmöglichkeiten bis hin zu agilen und flexiblen Banken. Bei der VP Bank siedelten innert weniger Tagen mehrere hundert Mitarbeitende vom Büro-Arbeitsplatz ins private Büro, an den Küchentisch oder ins Wohnzimmer. Trotz dieser Umstellung konnten wir stets direkt und unkompliziert mit unseren Kunden in Kontakt treten und dies wird in der aktuell von grossen Unsicherheiten geprägten Phase besonders geschätzt.

Mit der Krise werden aber auch Lücken in der Bankindustrie aufgedeckt. Mifid II und Fidleg (Finanzdienstleistungsgesetz) haben vieles bedacht, nicht aber, dass plötzlich die ganze Beratung aus dem Wohnzimmer des Beraters/der Beraterin erfolgt, wo kein Dokument gescannt oder gedruckt werden kann. In den Belangen der physischen Post und Unterschrift hat das System Nachholbedarf. Immerhin konnten wir sämtliche internen Prozesse, die vorher Unterschriften benötigten, digitalisieren und interne Meetings wurden dank Video- oder Telefonkonferenzen effizienter.

Mehr Zeit für die Kunden

Wir gewinnen somit Zeit, die wir unseren Kunden widmen können. Zusätzlich nutzen wir die Gelegenheit, die Dienstleistungen für unsere Intermediäre erneut kritisch zu beleuchten, zu verbessern und neue Ideen zu entwerfen. Die mittlerweile deutlich digital geprägte Kommunikation hat bei sehr vielen unserer über 900 Mitarbeitenden einen Schub an Innovationsideen ausgelöst. Dazu beigetragen hat auch der Umstand, dass Mitarbeitende neue Arbeitsplätze bezogen, um die Ausfallwahrscheinlichkeit von ganzen Teams zu reduzieren. Das führte dazu, dass zum Beispiel der E-Banking-Entwickler neben der Beraterin für Vermögensverwalter sitzt, wodurch ungeahnt neue Ideen und Symbiosen entstehen.

Keine Frage: Die Krise ist gravierend und stellt viele Unternehmer vor existenzielle Herausforderungen. Ein kurzfristiger Hoffnungsschimmer ist die rekordschnelle Hilfe der Staaten. Doch es ist noch nicht aller Tage Abend, die Entwicklung über die kommenden Monate ist kaum abschätzbar. Gleichwohl bringt uns die Krise langfristig einen innert Kürze umgesetzten Schub in den Bereichen Innovation, Digitalisierung und Effizienzsteigerung. Projekte, die für die kommenden Monate oder Jahre angedacht waren, werden oder wurden bereits rasch und effizient umgesetzt.

Jetzt über die Zukunft diskutieren

Digital sind wir jetzt stärker als vorher. Was uns fehlt, sind nicht die Schnittstellen, die Videokonferenzen oder die PDF-Dateien, welche wir digital der Bank senden können. Es ist der Mensch. Wir wollen unsere Intermediärkunden sehen, uns die Hand geben und bei einem Kaffee oder einem Glas Wasser über die Zukunft unserer Branche und unserer Unternehmen diskutieren.

Diese sozialen und auf Vertrauen basierenden Werte sind wichtiger denn je und sie gehören zur DNA des Intermediärgeschäfts der VP Bank – wir wurden von einem Treuhänder gegründet und pflegen den persönlichen Kontakt zu unseren Kunden seit je her. Nun sind erst einmal Geduld und die nötige Vorsicht gefragt, doch wir freuen uns umso mehr, den Weg mit unseren Kunden weiter zu gehen. So digital wie möglich, aber auch persönlich, so wie wir es gewohnt sind.


Tobias Wehrli ist Leiter Intermediaries der VP Bank Gruppe, Vaduz

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