Kann verantwortungsbewusstes Anlegen die Rendite steigern? Steve Waygood von Aviva Investors widmet sich dem Zusammenhang zwischen nachhaltiger Anlage und Performance.

Von Steve Waygood, Chief Responsible Investment Officer bei Aviva Investors

In den vergangenen Jahren haben Forscher sowohl aus dem akademischen Bereich als auch aus der Vermögensverwaltung auf der Grundlage eines ständig wachsenden Datenuniversums zahlreiche Studien durchgeführt, um festzustellen, ob es einen Zusammenhang Ethik und Anlegen gibt.

Gemäss Forschern der Universität Hamburg und der Deutsche Asset and Wealth Management wurde in fast der Hälfte der 1'816 akademischen Studien, die seit 1970 veröffentlicht wurden, ein positiver Zusammenhang zwischen ESG-Ratings und Unternehmensperformance festgestellt, wobei nur in zehn Prozent der Fälle eine negative Korrelation gefunden wurde.1

Eine Studie der Harvard Business School vom Juli 2013 fand beispielsweise heraus, dass 90 ausgewählte Unternehmen mit hoher Nachhaltigkeit über einen Zeitraum von 18 Jahren 90 ausgewählte Unternehmen mit geringer Nachhaltigkeit in Bezug auf Börsen- und Bilanzkennzahlen «dramatisch übertroffen» haben.2

Logische Erklärungen

Es gibt gute Erklärungen dafür, warum hohe oder sich verbessernde ESG-Ratings die Anlagerenditen steigern können.

Erstens dürften Vermögenswerte, die durch hohe ESG-Ratings untermauert sind, weniger riskant sein. Während es sich Unternehmen beispielsweise in manchen Fällen kurzfristig leisten können, ihre Kunden oder Arbeitskräfte auszubeuten oder die Umwelt zu verschmutzen, sagt der gesunde Menschenverstand, dass sie letztendlich durch ein solches Verhalten geschädigt werden.

Zweitens gibt es zahlreiche Anhaltspunkte dafür, dass hoch bewertete Unternehmen niedrigere Kapitalkosten haben. Auch wenn es gute Gründe für die Annahme gibt, dass ein Zusammenhang zwischen ESG-Rankings und der Unternehmensperformance besteht, war nicht immer klar, dass Anleger in ihren Portfolios davon profitieren könnten.

ESG-Integration funktioniert

Die Begründung dafür hängt letztendlich davon ab, in welchem Masse Sie an die Hypothese eines effizienten Marktes glauben – an die Idee, dass die Preise für Vermögenswerte alle verfügbaren Informationen vollständig widerspiegeln und es unmöglich ist, den Markt auf risikobereinigter Basis konstant zu übertreffen.
In den veregangenen Jahren haben sich die Anleger von der Anwendung negativer oder positiver Screenings abgewandt und die ESG-Kriterien in die gängigen Anlageprozesse und Bereiche wie Impact Investing integriert.

Leider – und dies ist vielleicht einer der Hauptgründe dafür, dass noch immer in Frage gestellt wird, ob ESG einen Mehrwert schaffen kann – ist es schwierig, den Wert der Berücksichtigung von ESG-Kriterien in den Anlageprozess genau zu quantifizieren. Da es sich nur um eine von mehreren Anlageerwägungen handelt, ist es nicht möglich, die Auswirkungen auf die Fondsperformance auf rein objektive Weise von anderen Faktoren zu trennen.

Dennoch gibt es überwältigende Anhaltspunkte dafür, dass die ESG-Daten Anlegern wertvolle Einblicke dahingehend bieten können, wie gut ein Unternehmen geführt wird, wo die wesentlichen Risiken liegen und wie nachhaltig sein Geschäftsmodell und seine Geschäftspraktiken wirklich sind.

Die Einbeziehung von ESG-Kriterien in den Anlageprozess kann das Anlageverfahren auf andere Weise verbessern. Da die Ergebnisse darauf hindeuten, dass Unternehmen durch die Verbesserung ihrer ESG-Scores Wert schaffen können, ist es sinnvoll, mit ihnen zusammenzuarbeiten, um ihren Ansatz zu verbessern. Beispielsweise können Anleger einen Ölkonzern ermutigen, seine Sicherheitsbilanz zu verbessern, indem die Gefahr von Ölverschmutzungen verringert wird, oder mehr Transparenz bei der Bewertung der Risiken zu zeigen, denen er aufgrund des Klimawandels ausgesetzt ist. Solche Verbesserungen dürften vom Markt honoriert werden, wenn auch nicht sofort.

Der Trend ist eindeutig

Wie auch immer die Definition und die anschliessende Erfassung der Auswirkungen lauten: Es wird äusserst schwierig, Argumente dagegen zu finden, dass die ESG-Analyse in einem gewissen Umfang in das Anlageverfahren einbezogen wird. Zwar müssen Anleger darauf achten, dass sie auf Grundlage der ESG-Kriterien nicht zu viel für Vermögenswerte zahlen. Doch es gibt allen Grund zu der Annahme, dass sich verantwortungsbewusste Investitionen auszahlen und nicht zu Renditeverlusten führen.

1Friede G, Busch T & Bassen A (2015): ESG and financial performance: aggregated evidence from more than 2000 empirical studies, Journal of Sustainable Finance & Investment

2Eccles R, Ioannou I, & Serafeim G (2011): The Impact of Corporate Sustainability on Organizational Process and Performance, Working Paper Harvard Business School of global economy’


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