Die Zukunft hat ihre Unnahbarkeit verloren. Es gibt Zukunft, die wir heute schon sehen können, wie die des Wetters. Bald werden viele weitere hinzukommen.

Das autonome Fahren etwa wird eine exakte Vorhersage des Geschehens der nächsten Sekunden benötigen. Auch wenn die Grundgesetze der Physik Zeitreisen verbieten – der Fortschritt der Informationstechnik macht sie möglich.

Von «Prediction Landscapes» spricht Karin Frick, Head of Think-Tank des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI). Einige Konturen dieser Zukunfts-Landschaften sind bereits deutlich erkennbar, andere liegen im Nebel. Mit den passenden Instrumenten lassen sich die Nebel lichten, wie Frick sagt.

Bessere Beschreibungen

Um diese Landschaften besser beschreiben zu können, hat das GDI die wichtigsten Prognose-Bereiche wie Börsenvorhersage, Absatz- oder Bevölkerungsprognose nach 15 Kriterien analysiert. Zu diesen Kriterien gehören beispielsweise die Daten, auf denen die Prognosen jeweils basieren; die Auswirkungen, die sie auf Mensch und Gesellschaft haben oder die Entwicklungsdynamik der jeweiligen Prognose-Technologie.

Eine besonders hohe Dynamik attestieren die GDI-Forscher den Gesundheits- und den Verkehrsprognosen. Hier führen qualitativ bessere Prognosen zu höherer Sicherheit und Bequemlichkeit für die Nutzer. Entsprechend hoch ist die Bereitschaft, sich auf neue Technologien einzulassen.

Karin Frick: «Wenn ein Sensor in Ihrer Blutbahn einen Herzinfarkt schon Minuten vor dem drohenden Anfall erkennt, steigert das Ihre Lebensqualität und -erwartung erheblich.»

Konferenz: The Power of Predictions – Wie intelligente Maschinen Entscheidungen beeinflussen

Erleben Sie Ajay Agrawal, Ran Balicer, Rama Akkiraju, James Bridle und weitere Koryphäen am 4. Juni 2019 im Gottlieb Duttweiler Institut.

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In solchen Fällen geht es eben nicht nur darum, in die Zukunft zu sehen, sondern auch darum, sie so zu verändern, dass das eben Gesehene gar nicht erst geschieht. Dieser Effekt der «self-denying prophecy», also der sich selbst zerstörenden Prophezeiung, ist besonders stark bei Gesundheits- und Straftatprognosen ausgeprägt.

Noch viel Luft nach oben

Die Vorhersage, an welchen Orten zu welchen Zeiten gehäuft Straftaten auftreten könnten, dient schliesslich vor allem dazu, durch Einsatz polizeilicher Mittel genau diese Straftaten zu vermeiden.

Bezüglich der Prognose-Qualität sehen die GDI-Experten noch viel Luft nach oben: Der Höchstwert von 10 wurde in keinem Fall erreicht. Die beste Qualitätsnote erreicht mit 8 Punkten diejenige Prognose, die jeder von uns jeden Tag an jedem Ort abrufen kann – die für das Wetter.

Zumindest vorerst. Aber die Prognose-Revolution hat erst begonnen.


Für die Untersuchung wurden im März 2019 von den Forschern des GDI 13 Prognose-Methoden nach je 15 Kriterien bewertet. Die Wertung erfolgte jeweils auf einer Skala von 0 (extrem gering ausgeprägt, nicht vorhanden) bis 10 (extrem stark ausgeprägt, wichtig). Die abgebildeten Werte entsprechen den Mittelwerten dieser Bewertungen.