Unter Marktbeobachtern gibt es kaum Zweifel über die nächsten Schritte der US-Notenbank und der EZB. Trotzdem besteht einiges Überraschungspotenzial.

Von Edi Aumiller, Country Head Switzerland, Legg Mason

Die Erhöhung des US-Leitzinses auf 2,0 Prozent oder der vage Monatskommentar der Europäischen Zentralbank (EZB) bezüglich des Zeitpunkts der nächsten Zinsanhebung und den Abbau des Anleihekaufprogramms liegen in den Markterwartungen.

Was den Brexit angeht, ist die einzige Gewissheit die anhaltende Ungewissheit: Die Unterstützung von Premierministerin Theresa May nimmt im Kabinett weiter ab, und der Mehrparteien-Konflikt um die Grenze zwischen Irland und Nordirland bleibt ungelöst.

Missverständliche Kommunikation

Aber es gibt immer noch viel Raum für Überraschungen: Die US-Notenbank unter Jerome Powell könnte sich in ihrer Kommunikation missverständlich ausdrücken – etwa über den aktuellen Zustand der US-Wirtschaft oder ihre Bereitschaft, die Herausforderungen eines steigenden Dollar für Schwellenländer wie Brasilien, Argentinien, Indien, die Türkei und Südafrika zu bewältigen. EZB-Präsident Mario Draghi könnte die bevorstehende Sommerpause mit Unklarheit über die Absichten der Zentralbank für den Herbst füllen.

Aber eine Quelle der Unsicherheit in der EU scheint durch den neuen italienischen Finanzminister Giovanni Tria beseitigt zu sein, der in einem Interview zu Protokoll gab, dass die Position der Regierung klar und einstimmig sei... Es gehe nicht darum, den Euro zu verlassen». EU-Haushaltskommissar Guenther Oettinger ergänzte, diese Aussagen seien weitsichtig und würden Vertrauen schaffen.

Im Aufschwung: Der amerikanische Dollar

In der vergangenen Woche gab es keine signifikante Schwächung des Dollar, was die Lage der Zentralbanken in den Schwellenländern noch schwieriger machte. Da die Schwellenländer-Währungen fallen, reduzieren die Zahlungen auf Staats- und Unternehmensanleihen die Devisenreserven in beträchtlichem Masse. Viele von ihnen sind nicht in Landeswährung, sondern in Dollar denominiert. Dadurch ermutigen sie die Zentralbanken, die Leitzinsen anzuheben, um den Abfluss einzudämmen.

Aber die Währungen in den Schwellenländern bewegen sich nicht im Gleichschritt: Der brasilianische Real erholte sich, nachdem der lähmende Streik der Lastwagenfahrer beendet wurde und das Land seine lebenswichtigen Zuckerexporte in den Rest der Welt wieder aufnehmen konnte.

Was die USA angeht, so bleibt es dabei, dass dieses Jahr die Volatilität der wichtigste, wenngleich unbeliebte Exportschlager ist.

 Währungen der Schwellenländer zum US-Dollar, 6.6.18 bis 13.6.18

Währungen der Schwellenländer zum Dollar, 6. Juni 2018 bis 13. Juni 2018 1

Im Abseits: Die Argentinische Zentralbank

Der Internationale Währungsfonds hat Argentinien eine Kreditlinie von 50 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt – seine bisher grösste Garantie dieser Art. Es schien zu diesem Zeitpunkt eine Art Belohnung für die Zentralbank gewesen zu sein, dass sie sich an der Marke von 25 Peso pro Dollar erfolgreich gegen weitere Kapitalabflüsse gewehrt hatte.

Die Garantie wurde von Devisenhändlern jedoch eher als eine Ertragsgelegenheit denn als Warnschuss gesehen: Am 8. Juni fiel der Peso unter das Niveau von 25 pro Dollar.

Bei dieser Art von Angriffen auf die Währung, hat Argentinien bisher eher eine wenig überzeugende Erfolgsgeschichte aufzuweisen. Es bleibt somit abzuwarten, ob die Zentralbank die Linie bei 25 wird halten können.

Argentinischer Peso pro US-Dollar, 7.5.18 bis 11.6.18

Argentinischer Peso pro Dollar, 7. Mai 2018 bis 11. Juni 2018 2



 1 Quelle: Bloomberg; 13. Juni 2018. Die vergangene Wertentwicklung stellt keine Garantie für zukünftige Ergebnisse dar. Indizes sind nicht aktiv gesteuert und stehen nicht für Direktinvestitionen zur Verfügung. Index-Renditen enthalten keine Gebühren oder Ausgabeaufschläge. Diese Informationen dienen nur zur Veranschaulichung und spiegeln nicht die Performance einer tatsächlichen Anlage wider.

2 Bloomberg; 13. Juni 2018.