Die Kosten werden vermehrt zu einem wichtigen Auswahlkriterium für eine Ausbildung. Während die Hochschulen seit langem von der öffentlichen Hand Subventionen erhalten, hat der Bund 2017 mit der Mitfinanzierung der höheren Berufsbildung endlich eine Angleichung vorgenommen.


Von Andreas Jacobs, CEO des Ausbildungszentrums für Finanzfachleute AZEK

Auch wenn sich Meldungen über Schliessungen und Abbau von Arbeitsplätzen in der Finanzindustrie gehäuft haben, bleibt die Branche eine wichtige Stütze der schweizerischen Volkswirtschaft. Fast jeder zehnte Wertschöpfungsfranken wird im Finanzsektor generiert und 5,5 Prozent aller Beschäftigten hierzulande sind im Finanzbereich tätig.

Das anhaltend anspruchsvolle Umfeld mit historisch tiefen Zinsen, der Digitalisierung und der steigenden Wettbewerbsintensität übt Druck auf Wachstum und Beschäftigung aus.

Zusatzkompetenzen sind ein Muss

Konkurrenzfähige Preise sowie eine hohe Qualität von Finanzdienstleistungen und die rasche Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen gewinnen an Bedeutung. Gut qualifiziertes Personal wird vor diesem Hintergrund zu einem zentralen Erfolgsfaktor. Finanzfachleute müssen eine solide Grundbildung sowie meist zusätzliches Spezialwissen mitbringen und ihre Kenntnisse regelmässig wieder auf den neusten Stand bringen. Dafür können sie aus einer Vielzahl von Ausbildungen und Bildungsanbietern auswählen.

Sich für die richtige Ausbildung zu entscheiden, ist aber nicht ganz einfach. Die Anzahl der Bildungsangebote, nicht nur im Finanzbereich, ist in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Es ist aufwändig geworden, sich in diesem Ausbildungsdschungel zu orientieren und die passende Ausbildung zu finden. Zur Unterstützung der Studienwahl wäre aus Sicht der angehenden Studierenden eine zentrale und öffentliche Bereitstellung von Informationen zu den einzelnen Angeboten wünschbar.

Wichtige Stütze im Bildungssystem

Oft werden individuell gestaltbare Ausbildungen von kurzer Dauer bevorzugt, da sie besser mit den Anforderungen am Arbeitsplatz vereinbart werden können. Die höhere Berufsbildung deckt diese Bedürfnisse in vielerlei Hinsicht ab. Die Ausbildungen sind auf Berufsleute ausgerichtet, praxisnah, werden meist berufsbegleitend angeboten, und sie dauern in der Regel weniger lang als ein akademischer Lehrgang. Höhere Berufsbildung ist vorwiegend auf die Vertiefung und Spezialisierung von Wissen und weniger auf eine breite Wissensbasis ausgerichtet.

Gewisse Ausbildungen sind mittlerweile fast eine Voraussetzung für die Berufsausübung, auch für Fachleute mit einer universitären Vorbildung, zum Beispiel für Wirtschaftsprüfer oder Finanzanalysten. Seit der Einführung des internationalen Qualifikationsrahmens kann die Berufsbildung auch im internationalen Kontext eingeordnet werden. Dies ist in unserer globalisierten Welt zunehmend wichtig.

Finanzielle Unterstützung vom Bund

Mehr als in der Vergangenheit spielen auch die Kosten für die Wahl einer Ausbildung eine Rolle. Während die Universitäten, Fachhochschulen und höheren Fachschulen seit langem auf die grosszügige finanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand zählen dürfen, hat der Bund erst 2017 mit der Mitfinanzierung in der höheren Berufsbildung eine Angleichung vorgenommen. Er übernimmt neu die Hälfte der Ausbildungskosten. Ist eine Ausbildung nur noch halb so teuer, wird sie für viele, auch unabhängig vom Arbeitgeber, erschwinglich.

In welchem Ausmass dieses neue Finanzierungsinstrument mehr Berufsleute zu einer Ausbildung motiviert, kann so kurz nach der Inkraftsetzung noch nicht beantwortet werden. Das System bringt jedoch eine einfache, faire und transparente öffentliche Finanzierung der höheren Berufsbildung sowie eine Angleichung an die Hochschulangebote mit und ist auf jeden Fall zu begrüssen.


AZEK als führender Anbieter von Finanzausbildungen begegnet den sich verändernden Anforderungen mit einer Aufteilung der Lehrgänge. Der Grundlagenteil wird neu mit einem eidg. Fachausweis abgeschlossen. Er berechtigt die Absolventen zur weiterführenden Ausbildung auf Diplomstufe. Dabei wurde auch die Durchlässigkeit erhöht. Das gilt nicht nur für die Ausbildungen im Bereich Finanzmarktoperationen. So können Inhaber der SAQ Personenzertifizierung für Kundenberater jetzt direkt in die Diplomausbildung für Wealth Manager einsteigen.