Die tiefe Marktvolatilität der vergangenen Jahre erschwerte das Investieren in Trends. Sollte sie wieder steigen, könnten Trendfolge-Strategien höchst attraktiv werden, findet Andreas Vetsch von der LGT.

Von Andreas Vetsch, Hedge Funds Analyst bei der LGT

a6ee597b5ce58f42b57b78d464b6ae95 w160Der Handelsansatz des Trendfolgens geht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Schon der britische Wirtschaftswissenschaftler David Ricardo, bekannt für seine Theorie der komparativen Kostenvorteile, investierte sein privates Vermögen erfolgreich nach einer einfachen Regel: «Cut short your losses, let your profits run on». Klar, Trendfolgestrategien haben sich seither weiterentwickelt, aber ihre lange Geschichte verdeutlicht, wie robust sie sind.

Menschen sind Herdentiere

Systematische Handelsstrategien verfolgen immer eine zugrundeliegende Investitionsthese. In diesem Fall gehen Trendfolger davon aus, dass sich Marktinformationen langsam unter Investoren verbreiten und Trends verursachen. Kauft ein Marktteilnehmer beispielsweise Kupfer in signifikanter Menge, führt das zu einem Preisanstieg des Rohstoffs, was zusätzliche Investoren anlockt.

Umgekehrt führt ein Verkauf zu einer Preisreduktion, was Angst schürt und weitere Verkäufe nach sich zieht. Dieses sogenannte «Herdenverhalten» der Anleger führt zu Markttrends, welche mit regelbasierten Handelsstrategien genutzt werden können.

Was ist ein Trend?

Aber nicht jeder Handel ist ein Trend, oder löst einen solchen aus. Deshalb muss klar definiert werden, ab wann eine Preisbewegung als Trend gilt, das heisst, Kupfer ge- oder verkauft wird – also ab wann die Bewegung gross genug ist. Die folgende Darstellung zeigt den Preisverlauf von Kupfer im Jahr 2017:

Trends LGT 501

Trendfolgestrategien berücksichtigen neben langfristigen Trends auch kürzere Perioden, um ihre Trefferquote zu erhöhen. Die obige Grafik veranschaulicht den langfristigen Trend von Kupfer über mehrere Monate hinweg. Der Preis hat sich im zweiten Halbjahr stark erhöht – ein positiver langfristiger Trend ist zu erkennen (LT).

Auch der kurzfristige Trend für Kupfer ist positiv. Fügt man nun die Signale aus den zwei Perioden zusammen, erhält man ein finales Handelssignal, hier ein «Strong Buy» also ein starkes Kaufsignal. Mithilfe der Strategie konnte im Kupfermarkt rasch und simpel ein eindeutiger positiver Trend identifiziert werden, der sich aufgrund des Herdenverhaltens der Investoren fortsetzen wird.

Mehr Märkte, mehr Trends

Trendfolgestrategien sind aber nicht nur simpel. Ein weiterer Vorteil dieses systematischen Ansatzes ist die hohe Skalierbarkeit. So können beliebig viele Perioden miteinander kombiniert werden.

Der Fokus auf kurzfristige Trends erhöht die Aktivität der Strategie und erlaubt eine schnellere Anpassung bei plötzlichen Preisausbrüchen, während langfristige Trendverfolger Vorteile in anhaltenden Bullen- respektive Bärenmärkten haben.

Die Strategie kann zudem nicht nur über verschiedene Trendperioden, sondern auch in den unterschiedlichsten Märkten angewendet werden. Im Durchschnitt werden um die 100 Märkte gleichzeitig gehandelt.

Einbruch der Volatilität

Vorsichtig ist dennoch geboten, denn Trendfolgestrategien sind keine Allerweltsmittel. Sie sind davon abhängig, dass überhaupt Trends bestehen und die Märkte volatil sind – und das ist keine Selbstverständlichkeit. Die vermehrte Transparenz und proaktive Kommunikation seitens der globalen Zentralbanken in den letzten Jahren brachte zwar das Vertrauen in das Finanzsystem zurück, führte aber auch zu einem deutlichen Einbruch der Marktvolatilität und erschwerte das Investieren in Trends.

Zudem waren viele Trends relativ kurzlebig und wurden in einigen Fällen gar künstlich kontrolliert. Doch nun zeigt sich eine Kehrtwende: Der allmähliche Rückzug der Zentralbanken könnte dies schon sehr bald ändern, und Trendfolgestrategien wieder attraktiv machen.

Gut gerüstet durch Bären- und Bullenmärkte

Der amerikanische Schriftsteller, Mark Twain, sagte einmal: «Prognosen sind eine schwierige Sache. Vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.» Trendfolgestrategien greifen dieses Problem auf. Mithilfe von ihnen schauen wir in die Vergangenheit und versuchen auf bereits existierende Trends aufzuspringen, völlig frei von Prognosen und Emotionen.

Dabei generieren diese Strategien gute Renditen bei geringer Korrelation zu traditionellen Anlageklassen. Zudem haben sie die Fähigkeit, auch während Finanzmarktkrisen Gewinne abzuwerfen, und sind wichtige Bausteine innerhalb eines klassischen Portfolios.

Lassen wir die Prognosen also Prognosen sein, denn wie es der griechische Staatsmann Perikles sagte, ist es nicht unsere Aufgabe, die Zukunft vorherzusagen, sondern es ist viel wichtiger, gut auf sie vorbereitet zu sein. Eine Allokation in systematische Trendfolgestrategien hilft dabei.


Andreas Vetsch ist bei der LGT als Hedge Funds Analyst tätig. Sein Fachgebiet sind Trading-Strategien. Bevor er 2012 zur LGT stiess, studierte er an der Universität St.Gallen und erwarb einen Master in Banking & Finance mit Zusatzabschluss in Wirtschaftsjournalismus. In seinen Blogbeiträgen durchleuchtet er finanzwirtschaftliche und makroökonomische Themen.