Von Dr. Andreas Jacobs, CEO von AZEK

Was unseren Alltag vereinfacht, wird im Arbeitsleben oft als Bedrohung wahrgenommen: Die zunehmende Digitalisierung sorgt für Angst vor Stellenverlust oder Bedenken, den steigenden Anforderungen am Arbeitsplatz nicht zu genügen. Von der Digitalisierung besonders betroffen ist auch die Finanzbranche.

Von Menschen erbrachte Dienstleistungen werden durch digitale Prozesse innerhalb der Organisation abgelöst oder an neue Anbieter im Fintech-Bereich ausgelagert. Das bedeutet aber nicht, dass Stellen im Finanzbereich generell gefährdet sind. Zwar fallen bestimmte Funktionen weg, insbesondere manuelle Routinetätigkeit.

Spezialisierung gefordert

Gleichzeitig werden aber neue Kompetenzen Bedeutung erlangen und neue Stellenprofile nachgefragt. Mitarbeitende auf allen Qualifikationsstufen sollten sich gezielt weiterbilden, um sich gut für die Veränderungen in der Arbeitswelt zu positionieren. Denn mit der Digitalisierung wird vermehrt eine Spezialisierung und hohes berufliches Fachwissen in Kombination mit fachübergreifenden Kompetenzen gefordert.

Bei den sogenannten «Soft Skills» werden Sozialkompetenz und Kommunikationsfähigkeit grossgeschrieben. Zwar werden auch in der Kommunikation einfache Prozesse zunehmend automatisiert. Hingegen ist und bleibt der Mensch den Maschinen überall dort überlegen, wo hohe Anforderungen an fachliche und soziale Kompetenzen gestellt werden.

Digitale Tools als Unterstützung

Digitale Tools bieten den Fachleuten in solchen Funktionen mit einem hohen Anteil an sozialer Interaktion oftmals zusätzliche Möglichkeiten und Unterstützung.

Auf der technischen Seite gewinnen Fähigkeiten wie Datenanalyse oder Prozessmanagement an Bedeutung. Mit der Digitalisierung entstehen permanent neue, vielfach komplexe Finanzprodukte und Dienstleistungen. Wachsende Datenmengen müssen analysiert und bearbeitet werden, oft mit Hilfe komplexer Algorithmen.

Zudem steigt mit den Datenmengen und zunehmender Regulierung die Komplexität der Prozesse. In diesem Umfeld werden auf nahezu allen Stufen laufend neue Kenntnisse erforderlich. Generell ist Digitalisierung nicht isoliert Auslöser für neue Kompetenzanforderungen, sondern wird auch getrieben von steigenden Ansprüchen beispielsweise von Kunden oder Regulatoren.

Lebenslanges Lernen Voraussetzung für Erfolg

Gerade im digitalen Bereich sind die verfügbaren Tools und Komponenten oft auf spezifische berufliche Situationen und Probleme ausgerichtet und müssen stetig auf das ändernde Umfeld angepasst werden. Langfristig erfolgreich ist, wer sich die erforderlichen Kompetenzen zielgerichtet und auf die individuelle Situation zugeschnitten aneignet und sein Wissen regelmässig aktualisiert: Lebenslanges Lernen ist eine Voraussetzung für die berufliche Karriere.

In diesem Kontext ist auch die Initiative zur Förderung der Berufsbildung des Bundes zu sehen. Ab 2018 können Studierende die Hälfte der Ausbildungskosten vom Bund zurückfordern. Dies ermöglicht einer grösseren Anzahl an Berufsleuten, sich höhere Qualifikationen anzueignen und sich auf dem Arbeitsmarkt besser zu positionieren.


Dr. Andreas Jacobs ist CEO von AZEK. Seit über 25 Jahren engagiert sich AZEK für die Qualifizierung der Finanzfachleute mit Lehrgängen in Finanzanalyse (CIIA), Wealth Management (CIWM) und Operations (FMO) mit eidg. und internationalen Diplomabschlüssen auf verschiedenen Qualifikationsstufen. Die Ausbildungen sind ebenfalls Gegenstand der Berufsbildungsförderung und Co-Finanzierung des Bundes.